Von der geistlichen Wachsamkeit.
Geistlicher Kampf und Sieg.
1. Petri 4, v. 17. 18: –Denn es ist Zeit, daß anfange das Gericht an dem Hause Gottes. So aber zuerst an uns, was will’s für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelio Gottes nicht glauben? Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?
Mel.: »O Gott, du frommer Gott«
1829.
1. Welch Welch eine Sorg‘ und Furcht
Soll nicht bei Christen wachen,
Sie voll Behutsamkeit
Und wohlbedächtig machen!
Mit Furcht und Zittern, heißt’s, (Philipper 2, 12)
Schafft euer Seelenheil.
Wenn kaum der Fromme bleibt,
Wie kann’s der sünd’ge Theil?
2. Der Satan geht umher (1. Petrus 5, 8)
Und sucht uns zu verschlingen,
Legt tausend Netze aus
In unvermerkten Dingen;
Die Welt verführt uns leicht,
Indem sie Böses tut;
Ja, unser ärgster Feind
Ist unser Fleisch und Blut.
3. Man kann so manchen Fehl
Unwissentlich begehen.
Gott siehet auf das Herz;
Wer kann vor ihm bestehen?
Ein einzig räudig Schaf
Verdirbt den ganzen Stall;
Wer steht, der sehe zu,
Daß er nicht plötzlich fall‘! (1. Korinther 10, 12)
4. Ihr sollt, so saget Gott,
Wie ich bin, heilig leben, (1. Petrus 1, 15+16) (3. Mose 20, 7)
Mir eure Seelen ganz,
Nicht halb geteilt, ergeben;
Von viel Berufenen
Sind Wen’ge nur erwählt,
Viel „Herr, Herr“-Sager sind
Der Hölle zugezählt.
5. Und wird ein Frommer bös,
So soll ihm das nicht dienen,
Daß er vor solcher Zeit
Rechtschaffen gut geschienen; (Hesekiel 33, 12)
Der Knecht, der das nicht tut,
Was er doch Gutes weiß,
Gibt sich durch größ’re Schuld
Auch größ’rer Strafe preis.
6. Der ersten Aeltern Fall
Verursacht viel Verderben;
Nur Christi Leiden konnt‘
Uns neues Heil erwerben.
Der Bruch der Taufe spricht
Dir einen Meineid zu,
Der Tod, der Sünden Sold,
Folgt oft in einem Nu.
7. Man hat genug zu tun
Nur seine Seel‘ zu retten.
Wer kann aus eig’ner Kraft
In größ’re Pflichten treten?
Je größer Amt und Gut
Und Pfund und Gaben sein,
Je schwerer bilde man
Die Rechenschaft sich ein.
8. Die ganze erste Welt
Mußt‘ eilend untergehen:
Acht Seelen wurden nur
Von Gott gerecht ersehen;
Nicht zehn Gerechte sind
In Sodoms Nachbarschaft;
Des Samens vierter Teil
Geht nur in Frucht und Kraft.
9. Es sind nur Etliche
In Kanaan gegangen,
Auch aus den Zwölfen hat
Sich Judas aufgehangen;
Der zehnte danket nur,
Daß er vom Aussatz rein;
Ach möchten fünfe nur
Von zehen thöricht seyn!
10. Des Richters Zukunft wird
Gleich einem Blick geschehen;
Was unrein ist, darf nicht
Mit in den Himmel gehen;
Die Knechte straft der Herr,
Die nicht bereitet sind: (Matthäus 24, 44-51)
Drum sorge, daß er dich
Bereit und wachend find‘!
11. Herr Gott, so oft ich dies
Im Ernste überlege,
So seufz‘ ich: führe du
Mich doch die rechten Wege!
Es stellt sich die Gefahr
Dem Herzen lebhaft vor;
Ach, richte meinen Sinn
In deiner Gnad‘ empor!
12. Ich lebe zwar getrost
Durch Glauben, Lieb‘ und Hoffen
Und weiß, die Gnade steht
Noch allen Menschen offen;
Und da mich deine Treu‘
Noch tröstet und erhält,
So fleh‘ ich desto mehr
Für mich und alle Welt.
13. Lenk‘ deine wahre Furcht
In aller Menschen Herzen,
Laß Niemand mit der Buß‘
Und mit dem Glauben scherzen,
Thu‘ allen Leichtsinn weg,
Auch die Vermessenheit,
Verstockung, Heuchelei,
Bosheit, Unheiligkeit.
14. Hilf siegen über das,
Was du schon überwunden;
Zerstör‘ des Teufels Reich,
Laß ihn doch seyn gebunden,
Laß uns mit Sorg‘ und Fleiß
Verleugnen, widerstehn,
Anhalten mit Gebet,
Entfliehen und entgehn.
15. Verleih‘ Geduld und Trost
Im Kämpfen und im Ringen;
Gieb, daß wir mit Verstand
und Wachsamkeit durchdringen;
Laß uns in heil’ger Furcht
Und in Bereitschaft stehn,
Daß wir mit Freudigkeit
Dir stets entgegen gehn.
Liedtext: Johann Reinhard Hedinger (1664-1704)
Melodie: 1710, Johann Georg Christian Störl (1710) »O Gott, du frommer Gott«
Quelle:
Lied Nr. 1829, in: Geistlicher Liederschatz. Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder für Kirche, Schule und Haus und alle Lebensverhältnisse. Berlin, bei Samuel Elsner. Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn. Erste Auflage 1832. [Digitalisat]
Schriftstellen
Also, meine Liebsten, wie ihr allezeit seid gehorsam gewesen, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern auch nun viel mehr in meiner Abwesenheit, schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. (Philipper 2, 12)
Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge. (1. Petrus 5, 8)
Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle. (1. Korinther 10, 12)
Sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es steht geschrieben: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ (1. Petrus 1, 15+16)
Darum heiligt euch und seid heilig; denn ich bin der HERR, euer Gott. (3. Mose 20, 7)
Und du, Menschenkind, sprich zu deinem Volk: Wenn ein Gerechter Böses tut, so wird’s ihm nicht helfen, daß er fromm gewesen ist; und wenn ein Gottloser fromm wird, so soll’s ihm nicht schaden, daß er gottlos gewesen ist. So kann auch der Gerechte nicht leben, wenn er sündigt. (Hesekiel 33, 12)
Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr’s nicht meinet. (Matthäus 24, 44)
Weblinks und Verweise
Melodie von »O Gott, du frommer Gott« – 4 stimmiger Notensatz der Komposition von 1710, Johann Georg Christian Störl (1675-1719)
Audiofiles (Störl, midi, mp3), externe Links zu Hymnary.org
pdf-Datei des 4st. Notensatzes, Courtesy of The Cyber Hymnal
Lied Nr. 339, in: Das Geistliche Saitenspiel: oder, Eine Sammlung auserlesener, erbaulicher, geistreicher Lieder zum Gebrauch aller Gottliebenden Seelen, insonderheit für die Gemeinen der Evangelischen Gemeinschaft. Gesammelt und zum Druck befördert auf Verordnung ihrer Prediger Conferenz. Erste Auflage. Neu=Berlin, (Penns.)
Gedruckt duch Samuel Miller und Henrich Niebel, für die Evangelische Gemeinschaft, 1817. [Digitalisat, externer Link zu Hymnary.org]