Am längsten hält Stephanus sich bei Mose auf, gegen den er ja gesprochen haben sollte. Wie groß steht ihm doch dieser Gottesmann da, der selbst auf einen Propheten, der ihm gleicht („wie ich“, V. 37), hinweist. War doch der eine wie der andere unverstanden und verleugnet von seinem Volk! Und doch ward Mose der größten Gottesoffenbarung gewürdigt, und wurde dem spottenden Israel ein Herrscher und Erlöser (also Vorbild des zum Fürsten und Heiland erhöhten Jesu; 5, 31).
Wie deutlich wird seine Mittlerstellung V. 38, da er „die lebendigen Orakel„ [Luther: „lebendige Worte“] mitzuteilen bekam. Freilich, Leben geben konnte d i e s e s lebendige Wort nicht, aber ein sterbliches, oder gar schon hinfälliges Wort (wie 6, 11-13) war es so wenig, daß es erst in Christo und den Seinen sich als ewig lebend erweist. Immerhin war Mose geringer als Jesus, sofern Gott durch einen Engel (vielleicht den Angesichtsengel V. 30) mit ihm redete. Aus Amos 5, 25 (nach den LXX, welche die Stelle von der Verehrung Molochs und Saturns, der koptisch Rephan heißt, verstanden haben) weist Stephanus nach, wie wenig alle in der Wüste gebrachten Opfer Jehovah galten. (Hatte Amos nur „jenseits Damaskus“ gesagt, so bezeichnet Stephanus das nach der Erfüllung noch deutlicher „über Babylon hinaus“). Auch damals ging’s wie jetzt: Weil Israel sich von Gott abwendet, wendet Er sich von seinem Volke ab.
Quelle:
Handbuch der Bibelerklärung. Herausgegeben vom Calwer Verlagsverein. Zweiter Band: Das Neue Testament. Mit zwei Karten. Fünfte umgearbeitete Auflage. Calw und Stuttgart. Verlag der Vereinsbuchhandlung, 1878.
[S. 225f.; Digitalisat]
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