Friedrich von Bodelschwingh d. J. (1877-1946)

Friedrich von Bodelschwingh
der Jüngere

Friedrich von Bodelschwingh (* 14. August 1877 in Gadderbaum, heute Bielefeld; † 4. Januar 1946 ebenda) war ein deutscher evangelischer Theologe.

Friedrich von Bodelschwingh wuchs als Sohn von Pastor Friedrich von Bodelschwingh dem Älteren (1831-1910) und seiner Ehefrau Ida von Bodelschwingh, geborene von Bodelschwingh, zusammen mit seinen Geschwistern in der westfälischen Adelsfamilie von Bodelschwingh auf. Am 30. April 1911 heiratete er Julia, geborene von Ledebur. Seine Schwägerin Luise von Ledebur war mit seinem Bruder Wilhelm von Bodelschwingh verheiratet.

Friedrich trat nach dem Studium der Evangelischen Theologie, wie seine beiden älteren Brüder, in die 1867 gegründete und 1872 vom Vater Friedrich von Bodelschwingh übernommenen Von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel ein, deren Leitung er 1910 übernahm.

Die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg verlieh ihm mit Urkunde vom 23. März 1932 die Ehrendoktorwürde. Am 27. Mai 1933 wurde er durch das Dreierkollegium aus dem Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes und des Evangelischen Oberkirchenrats der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union Hermann Kapler, Landesbischof August Marahrens (Hannover) und Hermann Albert Hesse (Elberfeld) zum ersten Reichsbischof designiert, trat aber auf Druck der Nationalsozialisten bereits im Juni zurück und wurde durch den deutsch-christlichen Wehrkreispfarrer Ludwig Müller ersetzt, der das Amt bis 1945 ausübte. Bodelschwingh stellte sich im Kirchenkampf auf die Seite der Bekennenden Kirche.

Nachkriegszeit

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm Bodelschwingh in einer Predigt am 27. Mai 1945 erstmals Stellung zur Schuldfrage:

„Darum können und wollen wir uns der Verantwortung für Schuld und Schicksal unseres Volkes nicht entziehen. Wir wollen uns auch nicht mit dem Hinweis darauf decken, daß wir vieles nicht gewußt haben, was hinter den Stacheldrähten der Lager und in Polen und Russland geschehen ist. Diese Verbrechen sind Taten deutscher Männer und wir haben ihre Folgen mitzutragen.“

Noch kurz vor seinem Tod hat sich Friedrich von Bodelschwingh für die Neuordnung der evangelischen Kirche starkgemacht. Schon zuvor immer auf den Ausgleich zwischen der Bekennenden Kirche und den Deutschen Christen bedacht, wurde er bei den Beratungen um einen neuen Anfang gern hinzugezogen. Auf der ersten deutschen Kirchenführer-Konferenz vom 27. bis 31. August 1945 im hessischen Treysa war es das Verdienst Bodelschwinghs, die Konferenz durch Ausgleich der unterschiedlichen theologischen, organisatorischen und personellen Positionen vor dem Scheitern zu bewahren. So prägte er als Mitschöpfer der EKD den deutschen Protestantismus weit über die Jahre seines Lebens hinaus.

Das Grab von Friedrich von Bodelschwingh dem Jüngeren im Familiengrab auf dem alten Zionsfriedhof Bethel in Bielefeld

Am 4. Januar 1946 starb Bodelschwingh im Alter von 68 Jahren an einer schweren Lungenerkrankung, an der er schon seit vielen Jahren litt. Er liegt auf dem alten Friedhof der Zionsgemeinde in Bethel begraben.

Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere ist der Dichter des Kirchenliedes Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha (EG 93), das in der Karfreitagspredigt 1927 in Bethel zum ersten Mal vorgestellt wurde.

Quelle: Aus der SeiteFriedrich von Bodelschwingh der Jüngere“. In: Wikipedia (DE), Die freie Enzyklopädie. Datum des Abrufs: 21. Mai 2023, 02:24 UTC
Bildnachweise:
Portrait von Fr. von Bodelschwingh d. J.: Unknown photographer, Public domain, via Wikimedia Commons
Grabstätte: Harvey Kneeslapper, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Lieder

Nun gehören unsere Herzen (EG 93)

Zitate

Beten heißt: in der Luft Gottes atmen; beten heißt: ja sagen zu Seinem Regiment.
Beten heißt: sich aus der Angst der Welt aufmachen und zum Vater gehen.

Christus steht nicht hinter uns als unsere Vergangenheit, sondern vor uns als unsere Zukunft.


Eingestellt am 8. März 2020 – Letzte Überarbeitung am 21. Februar 2025