Wie werde ich aber in Ihm bleiben können unter so vielen Versuchungen? fragte das ängstige Kind. Der Prediger antwortete: der HErr JEsus sprach Marc. 5, 36 zu dem Schulobersten: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“
1) Gehört, mein liebes Kind, nur ein fester Vorsatz dazu.
Nun, so bleib es fest dabey,
JEsus soll es seyn und bleiben;
Dem ich lebe, deß ich sey,
Nichts soll mich von JEsu treiben.
Du wirst, JEsu, mich nicht lassen;
Ewig will ich dich umfassen.
Du mußt es machen wie ein erkaufter Knecht im A. Testament 2. B. Mos. 21, 5: Solcher hatte im siebenten Jahr die freye Wahl auszugehen oder nicht. Wenn er aber sagte, ich habe meinen Herrn lieb, ich will nicht frey werden: so mußte ihn sein Herr vor die Götter, das ist, für [vor] die Obrigkeit bringen, ihn da an die Thüre oder Pfosten halten, und ihm mit einer Pfrieme [Spitzbohrer, Stichel] durch sein Ohr bohren, daß er sein Knecht sey ewig. Deine Verpflichtung, die Du gegen Christo, deinem HErrn, der dich erkauft hat, vor der Gemeinde öffentlich gethan hast, ist noch wichtiger als ein Zeichen an einem durchbohrten Ohr zur leiblichen Knechtschaft.
Dieses bedenke fleissig, und sprich: ich habe meinen HErrn JEsum lieb, und will nicht frey von Ihm werden. Du mußt es machen wie die Ruth ihrer Schwieger antwortete (Ruth 1, 16): „Wo du bleibest, da bleibe ich auch, wo du hingehest, da will ich auch hingeben; dein Volk ist mein Volk und dein GOtt ist mein GOtt; der Tod muß mich und dich scheiden“. Ein solch getreues Herz und unbeweglichen Vorsatz bezeuge du auch gegen deinem HErrn JEsu. Wenn dich jemand verleiten will, so sage ihm: rede mir nicht ein, daß ich meinen lieben Heyland verlassen sollte. Kehre dich von einem solchen Verführer hinweg und sage zu deinem HErrn: wie du gewesen bist in der Welt, so will ich auch seyn; wo du bist, da werde ich auch seyn; dein GOtt und Vater ist auch mein GOtt und Vater; der Tod selbst kann mich nicht scheiden. Das wird Ihm gewiß wohl gefallen, und Er wird dir viel bessere Ruhe schaffen als Naemi ihrer Söhnerin verschafft hat. Sage Ihm:
Ich bin nun nicht mehr mein,
Ich bin dein eigen.
Ich will es ewig seyn,
Und will es zeigen.
Du hast das Recht an mich
Bis zum Erkalten,
Kein Herr kann seinen Knecht
So gnädig halten.
Quelle:
Nützliches Angedenken für Confirmirte, auf Begehren verfertigt von M. Philipp Friedrich Hiller, Pfarrern zu Steinheim bey Heydenheim. Stuttgart, im Verlag Johann Benedict Mezlers, 1768. [S. 26ff. Digitalisat]