2. Thessalonicher 3, 18

Die Gnade unsers HERRN Jesu Christi sei mit euch allen! Amen.
(2. Thess. 3, 18)

Der Apostel warnt hier [im 3. Kap. des 2. Thessalonicherbriefes] vor frommem Müßiggang einerseits, wie andererseits vor falscher Geschäftigkeit und Vorwitz, weil dadurch das Evangelium geschändet werde. Das Christentum gibt uns kein Privilegium zum Müßiggang und zur Faulheit. Aber auch wenn wir dies nicht sind, sind wir noch nicht Alles. Es könnte alsdann noch Unordnung, Verwirrung und ein weltliches Geräusch mitten in unserm Fleisch und unserer Arbeit herrschen, und doch ist Gottes Charakter, dem wir auch hierin nachahmen müssen, Ordnung und Stille. Er tut alles zu seiner Zeit, und seine größten Wunder geschehen ohne Geräusch. Ein wahrer Christ, der Frieden mit Gott und Stille der Seele hat, fängt seine Geschäfte ohne Prahlerei und Ruhmsucht an. Er kennt sein Maß von Geschäftigkeit und setzt sich zu jedem die beste Zeit. Er zerstreut sich nicht in vielerlei Geschäfte, und will nicht Alles zugleich tun, weil er gewöhnlich alsdann gar nichts getan hätte. Am wenigsten ist er denen gleich, die bald nichts tun, bald Alles verschlingen wollen, bald eifrig anfangen, bald auf die letzten Augenblicke das Wichtigste verschieben, und hernach verdrüßlich oder gewaltsam das zwingen wollen, was nicht durch Zwang, sondern durch Ordnung gelingen kann. Es ist ihm lieb, wenn er seine Geschäfte übersehen kann und wenn sie nicht durch Störungen unterbrochen werden. Nie macht er die Nacht zum Tage, nie den Tag zur Nacht. Nie stört er durch unzeitige Arbeit andere in ihrer Ruhe und Ordnung. Sein Schlaf ist Mäßigkeit, seine Speisen und Getränke sind nicht die Sinnlichkeit mehrende Wollüste. Am wenigsten nimmt er zu viel an fremden Dingen Teil. Die Vielgeschäftigkeit derer, die überall in jedes fremde Geschäft, in jede Art der Neuigkeiten, in das, was hier und dort vorgeht, sich einmischen, ist eine Pest der Ordnung und der erste Schritt, auch an manchen unangenehmen Folgen fremder Handlungen Teil nehmen zu müssen. Er sieht endlich bei seinen Geschäften darauf, daß er sich selbst nicht überjagt. Indem er den Müßiggänger haßt, haßt er auch den feinen Selbstmörder, der sich verzehrt und durch Ueberladung mit Geschäften ein unermäßiger Verschwender ist. Welch ein Lebensbild! Möge ich durch Gottes Gnade es verwirklichen!

Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren

Eingestellt am 7. November 2022