Sieh nicht, was andre tun (Morgenstern)

1) Sieh nicht, was andre tun,
der andern sind so viel,
du kommst nur in ein Spiel,
das nimmermehr wird ruhn.
Geh einfach Gottes Pfad,
laß nichts sonst Führer sein,
so gehst du recht und grad,
und gingst du ganz allein.

2) Verlange nichts von irgendwem,
laß jedermann sein Wesen,
du bist von irgendwelcher Fehm
zum Richter nicht erlesen.
Tu still dein Werk und gib der Welt
allein von deinem Frieden,
und hab dein Sach auf nichts gestellt
und niemanden hienieden.

Autor: 1914, Christian Morgenstern (1871 – 1914), in Wir fanden einen Pfad
Vertonung: Emil Frey (1889 – 1946), in „Gottvertrauen“, Op. 49, No. 2. [Gesang und Piano]

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