Nikolaiten

Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche ich auch hasse. (Offb. 2, 6)

Also hast du auch, die an der Lehre der Nikolaiten halten: das hasse ich. (Offb. 2, 15)

Der Begriff Nikolaiten bezeichnet die Anhänger eines gewissen Nikolaus, eine als sektiererisch anzusehende Richtung des frühen Christentums, die im Ruf stand, Unzucht zu gestatten und auch die Teilnahme an Götzenopfern und am Kaiserkult zu dulden. Nach Ansicht einiger Autoren soll es sich bei Nikolaus um einen Proselyten aus Antiochien gehandelt haben. Der Name Nikolaus bedeutet „Volksbezwinger“, jedoch auch „Sieg des Volkes“, die Stellung der „Nikolaiten“ kann man deshalb auch als „Beherrscher der Laien“ kennzeichnen. Der Widersacher Gottes benutzte die rhetorisch gewandten Nikolaiten dazu, die Gläubigen durch falsche Lehren und, daraus resultierend, durch falsche Glaubenspraxis und Nachgiebigkeit zu „besiegen“ [1, 3]. Die religiösen Führer wurde dadurch zu „Herren“, wie z.B. in der katholischen Kirche bis heute realisiert.

In Neuner-Roos: Der Glaube der [katholischen] Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung“, Nr. 721.723) heißt es:

“Der [katholische] Priester handelt nur deshalb an Stelle des Volkes, weil er die Person unseres Herrn Jesus Christus vertritt, insofern dieser das Haupt aller Glieder ist und sich selber für sie opfert; er tritt folglich an den Altar als Diener Christi, niedriger als Christus stehend, aber höher als das Volk. Das Volk aber, das unter keiner Rücksicht die Person des göttlichen Erlösers darstellt noch Mittler ist zwischen sich selbst und Gott, kann in keiner Weise priesterliche Rechte genießen.

Die Stellung des Klerus, wie er in diesen katholischen Urkunden der Lehrverkündigung niedergelegt ist, widerspricht dem biblischen Zeugnis.

Die Lehre der Nikolaiten wird in der Offenbarung mit der Lehre Bileams verglichen:

„Aber ich habe ein Kleines wider dich, daß du daselbst hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher lehrte den Balak ein Ärgernis aufrichten vor den Kindern Israel, zu essen Götzenopfer und Hurerei zu treiben“ (Offb. 2, 14)

Von diesem Zusammenhang her ist zu abzuleiten, daß die Nikolaiten Götzenopfer und Hurerei für erlaubt erklärten [5]. Bei dem Begriff „Hurerei“ ist durchaus nicht nur an leibliche Unzucht zu denken, sondern an geistliche Unzucht – die Religionsvermengung (Synkretismus). Der Name Bileam (Balaam) bedeutet im Übrigen“Volksverschlinger“ [3, S. 16, vgl. Jud. 1, 11].

Der Ausleger Hellmuth Frey schreibt (zu Vers 14):

„Was ist es, was die Waffe Gottes gegen seine eigene Gemeinde kehrt? Es ist nicht Abfall oder irgendwelche Todsünde. Vielmehr hat die Gemeinde, die im bekennenden Zusammenschluß gegen den Feind von außen stand, den Feind im Innern nicht ernstgenommen. Sie hat zwar Christus nicht verleugnet, aber im eigenen Kreise Leute geduldet, die fremden Geist in die Gemeinde hineintrugen. Auch diese haben Christus nicht abgeleugnet, machten aber wahrscheinlich aus der Lehre Christi eine Philosophie, aus der Botschaft von der stellvertretend vollbrachten Erlösung und der geschehenen Auferstehung des Herrn eine Selbsterlösung, aus der glaubenden Verbindung mit Christus eine Erkenntnis [Gnosis = Erkenntnis], aus dem Gehorsam gegen Gottes Gebote Nachgiebigkeit gegen das Fleisch, aus der klaren Abgrenzung der Gemeinde Gottes von anderen Religionsgemeinschaften im gesellschaftlichen Leben Toleranz und Verwischung der Grenzen: …daß du daselbst hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher lehrte den Balak ein Ärgernis aufrichten vor den Kindern Israel, zu essen Götzenopfer und Hurerei zu treiben. (Unter ‚Hurerei‘ ist hier wohl Religionsvermengung verstanden)“ [2]

Quellen und Verweise

[1] Artikel „Nikolait“ bei Wikipedia (DE)

[2] Frey, Hellmuth: Das Ziel aller Dinge Seelsorgerliche Auslegung der Offenbarung, S. 69f. 5., überarbeitete Auflage 1995. Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell (ISBN 3-88002-589-4)

[3] Grabe, Hans-Peter: Die sieben Sendschreiben – Offenbarung 2 und 3, S. 11 [pdf, externer Link zu cfdleer.de]

[4] Kraft, H.: Die Offenbarung des Johannes; Handbuch zum Neuen Testament, Bd. 16a; Tübingen: Mohr (Siebeck), 1974; dort: Exkurs: Nikolaos und die Nikolaiten, S. 72ff.

[5] Bibel-Lexikon: Nikolaiten (Eintrag bei bibelkommentare.de)

Eingestellt am 2. Februar 2022 – Letzte Überrbeitung am 31. Dezember 2022