Lehr mich, Herr, die Worte wägen (Hiller)

1) Lehr mich, Herr, die Worte wägen,
Eh’ sie noch die Zunge spricht;
Mir ist viel daran gelegen,
Denn die Luft verweht sie nicht.
Nein, von Worten, die nichts nütze,
Forderst Du einst Rechenschaft,
Und vor Deinem Richtersitze
Werden sie mit Ernst bestraft.

2) Sei, o Gott, mir Sünder gnädig,
Den sein eig’ner Mund verdammt;
Denn der war auch übelredig
Und vom Zorn oft angeflammt.
Ach sprich, da Du mich könnt’st töten,
Mir Dein Wort der Gnaden ein,
Laß Dein Blut, HErr Jesu, reden,
Daß mir soll vergeben sein!

3) Halte durch die Zucht der Gnade
Mir die Zunge stets im Zaum,
Sonst entstehet leicht ein Schade,
Und der Leichtsinn merkt ihn kaum.
Was uns an dem Heil verkürzet,
Das ist schädlicher als Gift;
Meine Rede sei gewürzet
Mit dem Salz aus Deiner Schrift.

4) Mach’ mich allezeit bedächtlich,
Daß ich rede als ein Christ,
Ob es schon dem Stolz verächtlich,
Und dem Weltsinn Einfalt ist;
Wenn es nun zu Deiner Ehre
Und zu Deinem Dienst geschicht;
Was der Welt gefällig wäre,
Das gefiele Christo nicht.

Liedtext: Philipp Friedrich Hiller (1699-1769)
Melodie: O Durchbrecher aller Bande

Quelle:

Hiller, Philipp Friedrich, Pfarrer in Steinheim bei Heidenheim: Geistliches Liederkästlein zum Lobe Gottes, Zweiter Teil, zum 2. Mai, bei J. B. Müller, Stuttgart 1833

Eingestellt am 22.12.2021