Johannes 15, 5

Ohne Mich könnt ihr nichts tun. (Johannes 15, 5)

Ach! es ist so gar nichts um ein Menschenleben, wenn es nicht mit dem Heiland geführt wird. Da wird’s Winter und Sommer, Tag und Nacht, man arbeitet auf seiner Hantierung, im Weinberge, auf dem Acker, man will etwas erwerben, man kann nicht; man will wenigstens sich schuldenfrei machen, es geht wieder nicht; dazwischen hinein kommt viel Kummer und Elend, viele Sorgen und Sünden; es ist nichts elender und jämmerlicher als ein solches Leben, man ist nichts als ein Lasttier. Wer aber Jesum kennt, der geht durch diese Zeit hindurch, und weiß auch, warum er auf der Erde ist. Und am Ende wirft man die ausgetretenen Schuhe der modernden Lebenszeit hinweg und fährt zu Jesus, den die Seele liebt, an dem das ganze Herz hängt! O daß wir weiser würden zur Seligkeit!

HErr, verkläre in uns deinen Namen, bekehre uns ganz zu dir, so sind wir bekehret! Wir wissen nicht, was du über uns beschlossen hast, wissen nicht, was dieses Jahr mit sich bringen wird nach deinem allweisen Ratschlusse; nur deinen Namen verkläre in uns, auf daß wir uns allezeit gerüstet und bereit halten, vor dir zu stehen! Dein, du seliger und allein gewaltiger König aller Könige und HErr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnet in einem Lichte, wo Niemand zukommen kann, müsse unsere Seele sein als dein teuer erkauftes Gut; dein müsse sie sein im Leben und im Tode, in der Zeit und in der Ewigkeit, hienieden im Lande der Prüfung und dort in deiner neuen Stadt, wohin du uns um deiner Gnade willen nach wohl durchlaufener Kampfesbahn führen wollest, o HErr, unser Gott!

Nicht nach Welt, nach Himmel nicht
Meine Seele wünscht und sehnet:
Jesum wünscht sie und sein Licht,
Der mich hat mit Gott versöhnet,
Der mich frei macht vom Gericht,
Meinen Jesum laß ich nicht.

Jesum laß ich nicht von mir,
Steh‘ ihm ewig an der Seiten,
Denn er wird mich für und für
Zu den Lebensbächlein leiten.
Selig, der mit mir so spricht:
Meinen Jesum laß ich nicht!

(Ludwig Hofacker)

Quellen:

Andacht zum 2. Januar, aus Ludwig Hofacker, Pfarrer in Rielingshausen: Erbauungs- und Gebetbuch für alle Tage, nebst einem Anhang von besondern Gebeten. Aus den hinterlassenen Handschriften und aus den Predigten des sel. Verfassers herausgegeben von G. Klett, Pfarrer in Barmen. Dritter Abdruck, Stuttgart 1879.

Liedstrophen aus: Meinen Jesum laß ich nicht, von Christian Keimann (1607-1662)

Kontext (Johannes 15, 4-6):

Bleibet in mir und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und müssen brennen.


Eingestellt am 9. Dezember 2023