Mag auch die Liebe brennen

Mag auch die Liebe brennen,
Hier ist kein ew’ger Bund,
Und alles muß sich trennen,
Bald kommt die letzte Stund‘;
Doch soll’s mich gar nicht grämen,
Ich will zu dieser Frist
Von allen Abschied nehmen,
N u r  n i c h t  v o n  d i r ,  H e r r  C h r i s t.

Manch Freund war mir verbunden,
Ihr Lieben war mir Glück, –
Als ich den Herrn gefunden,
Da kehrten sie zurück.
Sie konnten’s nicht verstehen,
Was du mir, Jesus, bist:
Die Welt mag von mir gehen,
N u r  d u  n i c h t ,  J e s u  C h r i s t.

Es waren sel’ge Stunden,
Da Gottes Odem weht‘.
Wir waren eng verbunden,
Im Geist und im Gebet;
Doch dürfen wir nicht weilen,
Zum Ruh’n ist wenig Frist,
Ich muß von dannen eilen,
D o c h  d u  g e h s t  m i t ,  H e r r  C h r i s t.

Von allem muß ich scheiden,
Bald bin ich ganz allein,
Bald bricht die Nacht der Leiden,
Die Todesnacht herein;
Von allem muß ich scheiden,
N u r  n i c h t  v o n  d i r , H e r r  C h r i s t.
Ich fühl’s in allem Leiden,
Daß du noch bei mir bist.

Aus: „Licht und Leben“, 1. Jahrg. (1889)