17. Februar

Gott hat ein Wort geredet, das habe ich etliche mal gehöret, daß Gott allein mächtig ist. (Psalm 62, 12)

David stellt sich hier ja wohl als ein Kind, oder als einen einseitigen Menschen dar, dem man eine Sache etliche mal sagen muss, ehe er sie einigermaßen faßt. Wahre Christen werden dem Gold verglichen. Dasselbe muß aber mehrmals und um so öfter in den Tiegel, je reiner es werden soll, wo zugleich die Glut immer stärker wird. – Man kann glauben,
man kenne nun das menschliche Verderben in seiner Größe und Umfang, da man aus diesem Kelch vielleicht nur eben die Lippen genetzt hat und später noch viel anders davon wird denken und reden lernen. Man kann auch glauben, dem Evangelio bis auf den Grund zu sehen, und später noch viele erstaunungswürdige Einsichten darin erlangen. Zwei können mit gleicher Aufrichtigkeit die nämliche Wahrheit bekennen, der Eine aber in einem weit tiefern Sinne als der andere. Kommen auch gerade nicht die nämlichen
Erfahrungen auf’s neue wieder vor, so werden doch die vorigen gründlicher gemacht, wiewohl man sich wie ein Perpendikel vorkommen kann, der sich immer bewegt, ohne doch weiter zu rücken. Gewiß aber muß der Christ einen Weg wohl mehrmals machen, und am nützlichsten ist es, wenn der Weg zwischen seinem Herzen und Christo so fleißig von ihm betreten wird, daß kein Grashalm der eigenen Gerechtigkeit oder Weltliebe darauf wachsen kann.

Herr, öffne mir die Tiefen meiner Sünden,
Laß mich auch sehn die Tiefe deiner Gnad‘,
Laß keine Ruh‘ mich suchen oder finden,
Als nur bei dir, der solche für mich hat.

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 49. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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Eingestellt am 5. Februar 2022 – Bibelvers: Luther 1912, bibel-online.de