Bertha Dudde (1891-1965)

Bertha Dudde (* 1. April 1891 in Liegnitz, Schlesien, heute Legnica; † 18. September 1965 in Leverkusen) war eine Schneiderin, sie selbst bezeichnete sich als Prophetin.

Leben und Werk

Aus ihrer Autobiographie: Bertha Dudde wuchs mit sechs Geschwistern als zweitälteste Tochter eines Kunstmalers in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie genoß lediglich die damals übliche Volksschulbildung und übte bereits früh ihre Neigung zum Schneidern praktisch aus, um die Familie finanziell zu unterstützen. Dieser Tätigkeit ging sie noch bis ins hohe Alter nach, um sich den Lebensunterhalt dadurch selbst zu erwirtschaften.

Ihre Eltern gehörten unterschiedlichen christlichen Konfessionen an und erzogen diesbezüglich ihre Kinder in relativer religiöser Freizügigkeit. Sie hatte daher kaum nennenswertes konfessionelles Wissen, denn sie hielt sich selbst von kirchlichem Einfluß fern, weil sie diesen Lehren ablehnend gegenüberstand.

Sie schrieb, daß sie erstmals am 15. Juli 1937 eine innere Stimme wahrnahm:

„Ich betete und achtete auf mein Inneres – ich blieb ganz still – in diesem Zustand verharrte ich oft, denn dabei überkam mich immer ein wunderbarer Friede, und Gedanken, die ich dabei empfand – in der Herzgegend, nicht im Kopf – gaben mir Trost und Kraft“ [1].

Ihr Gesamtwerk der aufgenommenen Offenbarungen besteht aus 9030 fortlaufend nummerierten und datierten Einzelkundgaben, mit jeweils unterschiedlichen und abgeschlossenen Inhalten, die später von anderen zu Themenschwerpunkten zusammengefaßt und in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Die Kundgabentexte erheben inhaltlich den Anspruch, göttlichen Ursprungs zu sein und werden von Befürwortern den Neuoffenbarungen zugerechnet.

Das daraus folgende Gottes- und Menschenbild weicht wesentlich von dem propagierten des traditionellen Christentums ab.

Kritik

Kritiker bezweifeln ihre Behauptung, als eine Offenbarung göttlichen Ursprungs zu wirken. Sie werfen ihr Unkonkretheit, Ähnlichkeiten zu Prophezeiungen anderer Seher und teilweise existentielle Widersprüche zur Bibel vor. Dudde führt in ihrem Werk auch zahlreiche „Erklärungen“ zu naturwissenschaftlichen Fragen an, insbesondere der Astronomie. Diese halten jedoch oft einer näheren wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand, so wird beispielsweise der Gasplanet Saturn als Planet aus durchsichtigem Metall beschrieben [2], und es wird behauptet, daß andere Sterne ohne unsere Sonne nicht existieren könnten.

Literatur

    • Robert Berghausen, „Gottes Wort“ aus Leverkusen. Die Neuoffenbarungen der Schneiderin Bertha Dudde. In: Matthias Pöhlmann (Hg.), „Ich habe euch noch viel zu sagen…“ Gottesboten – Propheten – Neuoffenbarer, S. 68–72 (EZW-Texte 169, 2003). ISSN 0085-0357
    • Christian Ruch, Die Neuoffenbarungen Bertha Duddes aus historiographisch-biographischer Sicht. In: Matthias Pöhlmann (Hg.), „Ich habe euch noch viel zu sagen…“ Gottesboten – Propheten – Neuoffenbarer, S. 61–67 (EZW-Texte 169, 2003). ISSN 0085-0357

Quellen

  1. Autobiographie von Bertha Dudde von 1953
  2. Bertha Dudde Kundgabe Nr. 1008
Quelle: Seite Bertha Dudde (auszugsweise). In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. August 2022, 13:47 UTC. (Abgerufen: 9. September 2022, 20:39 UTC)

Beurteilung aus christlich-biblischer Sicht

Die Neuoffenbarungen der Bertha Dudde verfälschen die Lehren der Heiligen Schrift. Auch werden gnostische, buddhistische und hinduistische Inhalte hinzugefügt.

Der „Empfang“ dieser Mitteilungen geschah dabei in der Art des „automatischen Schreibens“, einer bekannten Weise der spiritistischen Übermittlung von Botschaften.

Bertha Dudde wird in einem Übersichtsartikel im Standardwerk des Theologen und Sektenexperten Kurt Hutten mit dem Titel Seher, Grübler, Enthusiasten Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen“ als „Empfänger des Inneren Worts“ mit aufgeführt. Die wichtigsten Irrlehren der Berta Dudde werden in diesem Übersichtsartikel zusammenfassend und mit genauen Quellenangaben versehen dargestellt.

Dort heißt es u.a.:

»Es kamen ihr [B. Dudde] des öfteren Zweifel, ob diese inneren Diktate nicht verkappte Eigenprodukte seien. Aber immer wieder kamen die Worte wie ein Strom, und „Gott selbst nahm mir die Zweifel!“. Ihr Glaube wuchs, und sie „empfing und schrieb täglich“. der Inhalt dieser Niederschriften ging, so beteuerte sie, über ihr Wissen weit hinaus. Es flossen ihr nie gehörte oder gelesene Ausdrücke, fremdsprachliche und wissenschaftliche Bezeichnungen und Hinweise unaufhaltsam zu.«

»Nach innigem Gebet und kurzer Sammlung horchte sie nach Innen. Dort folgten nun die Gedanken klar herausgestellt und einzeln, und deutlich flossen immer drei bis vier Worte hintereinander, ähnlich einer Radio-Durchsage zum Mitschreiben. Sie schrieb die Worte wie bei einem Diktat stenographisch nieder, ‚ohne gedanklich oder konstruktiv daran beteiligt zu sein‘, sie befand sich auch nicht in einem Trancezustand, sondern alles vollzog sich nüchtern und ohne jegliche Erregung oder Beeinflussung des eigenen Willens. Die Diktate dauerten etwa 30 Minuten; sie konnte sie aber auch jederzeit unterbrechen und nach Stunden oder Tagen die mitten im Satz unterbrochene Kundgabe weiterschreiben, wobei ihr ohne Rekapitulation wieder fließend in die Feder diktiert wurde. Eine mächtige Bestätigung bedeutete es für sie, als sie nach Jahren die Schriften von Jakob Lorber [ebenfalls ein Neuoffenbarer, Anm. des blogmasters] kennenlernte. Nun wusste sie, daß auch anderen Menschen das ‚innere Wort‘ gegeben wurde. Sie schrieb: ‚Bei Lorber fand ich jetzt wieder, was mir zuvor gegeben war’«

(Quelle: Wer war Bertha Dudde?, o. Verf., 1975, S. 10ff., zit. in Hutten, S. 630f.)

Dudde nimmt es den christlichen Kirchen übel, daß sie sich auf die Bibel beschränken, weil mit ihr Gottes Offenbarungswerk abgeschlossen sei. Sie gibt kund: „Ihr, die ihr jegliche Neuoffenbarung zurückweiset, ihr befindet euch noch im tiefsten Geistesdunkel“. Solche Kritiker bewiesen, daß sie nur tote Christen sind, denen es an der inneren Lebendigkeit, an der Erweckung des Geistes mangele. Aber „Wie arm wäret ihr Menschen, wenn ihr euch bescheiden müßtet mit einem Buch, das ihr selbst nicht mehr zu prüfen vermögt auf seinen unveränderten Inhalt, wenn euch nicht immer wieder die reine Wahrheit von oben geboten würde, an der ihr den Maßstab anlegen könntet, ob ihr selbst euch in der Wahrheit bewegt. Wer wollte Gott verwehren, daß er immer wieder zu den Menschen spricht?“

(B. Dudde, Kundgabe Nr. 8054 vom 3.12.1961, zit. nach Hutten, S. 634f.)

„Wie irrig ist es von euch, anzunehmen, daß mit der Schrift, dem Buche der Väter, Mein Wort abgeschlossen ist? … Wer gibt euch das Recht, eine solche Behauptung aufzustellen, daß die Bibel allein genüge, daß ihr Menschen kein weiteres Wort mehr benötigt? … Ihr hänget am Buchstaben und verstehet nicht dessen Sinn…“

(B. Dudde, Kundgabe Nr. 8054 vom 3.12.1961, externer Link zu youtube)

Bibelstellen, die Neuoffenbarungen widerlegen

Ihr sollt nichts dazutun zu dem, was ich euch gebiete, und sollt auch nichts davontun, auf daß ihr bewahren möget die Gebote des HERRN, eures Gottes, die ich euch gebiete.  (5. Mose 4, 2)

Ich merkte, daß alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, daß man sich vor ihm fürchten soll. (Pred. 3, 14)

Tue nichts zu seinen Worten, daß er dich nicht strafe und werdest lügenhaft erfunden. (Sprüche 30, 6)

So jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und so jemand davontut von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun sein Teil vom Holz des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben ist.  (Offb. 22, 18+19)

Aber so auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht! (Galater 1, 8)

Weblinks und Referenzen

Eggenberger, Oswald: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen. Ein Handbuch. Zweite, überarbeitete Auflage, S. 101. TVZ Theologischer Verlag Zürich.

Hutten, Kurt: Seher, Grübler, Enthusiasten. Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen, S. 630-637 (Quell Verlag Stuttgart, 13. Aufl. 1984) – ISBN 3-7918-2130-X

Zeitschrift für Religion und Weltanschauung. EZW Materialdienst 11/2008: Neuoffenbarer [online-Fassung]

Bibelstellen zum Thema: Warnung vor Verführung

Eingestellt am 9. September 2022 – Letzte Überarbeitung am 5. September 2023