Ihr Land ist voll Silber und Gold, und ihrer Schätze ist kein Ende; ihr Land ist voll Rosse, und ihrer Wagen ist kein Ende. (Jesaja 2, 7)
Der Prophet muß nun fortfahren und auch den herrschenden Luxus innerhalb seines Volkes bloßlegen. Auch er ist eine Quelle des sich anbahnenden Unheils. „Und voll ward sein Land von Silber und Gold und kein Ende seinen Schätzen“. Jeder Segen kann sich durch die Gesinnung des Menschen in Fluch verwandeln. Gottes Erde ist voll von Schätzen und Schöpferkräften, um jede Notdurft ihrer Bürger zu stillen. Ihr Blühen und Fruchttragen ist gleichsam ein Dank, den sie dem Menschen zollt, wenn dieser sie durch seinen Fleiß und seine Kultur in seine Mitarbeit zieht. Sie ist bereit, ihre wertvollsten Schätze aus ihren verschlossensten Geheimkammern herauszugeben. Sie schmückt sich wie ein Garten Gottes, wenn der Mensch sie aus ihrer Einöde heraushebt und zu seiner Heimat macht. Dann werden selbst Wüsten des Südens Orangen- und Bananenplantagen und öde Steppen zu Kornkammern der Welt.
Der Gewinn wird jedoch zum Verlust und das Ernten zum Gericht, wenn nun der Mensch ihren Segen in den Dienst seines sinnlichen Genußlebens, seiner zügellosen Machtbestrebungen und seiner kalten Selbstsucht zieht. Dann hungern die Armen. Dann sind die Schwachen geknechtet. Dann seufzen die Völker unter dem Druck groß gewordener Weltmonarchien.
Und stellt erst ein Volk seinen Segen in den Dienst seiner machthungrigen Bestrebungen, dann erfüllt sich des Propheten Wort: „Und voll ward sein Land von Rossen, kein Ende seinen Streitwagen.“ Es waren in der Geschichte in der Regel die starken, in Reichtum, Luxus und Überfluß lebenden Staaten, die sich im Wettrüsten ergingen und in ihren Machtbestrebungen einander überboten. Sie gingen in der Anschaffung ihrer Rosse und im Herstellen ihrer Streitwagen weit über das erforderliche Maß zur Aufrechterhaltung staatlicher Ordnung und nationaler Sicherheit hinaus und schufen Rüstungen zum Kampf von Volk gegen Volk.
Quelle:
Jakob Kroeker, in: Das lebendige Wort. Eine Einführung in die göttlichen Gedankengänge und Lebensprinzipien des Alten Testaments. Band 5 – Jesaja, Teil 1: Immanuel und die Völker
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