1) Soll dein verderbtes Herz
zur Heiligung genesen,
Christ, so versäume nicht,
das Wort des Herrn zu lesen;
Bedenke, daß dies Wort
das Heil der ganzen Welt,
Den Rat der Seligkeit,
den Geist aus Gott enthält.
2) Merk auf, als ob dir Gott,
dein Gott, gerufen hätte;
Merk auf, als ob er selbst
zu dir vom Himmel red’te!
So lies; mit Ehrfurcht lies,
mit Lust und mit Vertraun,
Und mit dem frommen Ernst,
in Gott dich zu erbaun.
3) Sprich fromm: O Gott!
Vor dem ich meine Hände falte,
Gib, daß ich dein Gebot
für dein Wort ewig halte;
Und laß mich deinen Rat
empfindungsvoll verstehn,
Die Wunder am Gesetz,
am Wort vom Kreuze sehn!
4) Er, aller Wahrheit Gott,
kann dich nicht irren lassen.
Lies, Christ, sein heilig Buch,
lies oft; du wirst es fassen,
So viel dein Heil verlangt.
Gott ist’s, der Weisheit gibt,
Wenn man sie redlich sucht
und aus Gewissen liebt.
5) Lies, frei von Leidenschaft
und ledig von Geschäften,
Und sammle deinen Geist
mit allen seinen Kräften.
Der beste Teil des Tags,
des Morgens Heiterkeit,
Und dann der Tag des Herrn,
der sei der Schrift geweiht.
6) Rührt dich ein starker Spruch:
so ruf ihn, dir zum Glücke,
Des Tags oft in dein Herz,
im stillen oft, zurücke;
Empfinde seinen Geist,
und stärke dich durch ihn
Zum wahren Edelmut,
das Gute zu vollziehn.
7) Um tugendhaft zu sein,
dazu sind wir auf Erden.
Tu, was die Schrift gebeut;
dann wirst du inne werden,
Die Lehre sei von Gott,
die dir verkündigt ist,
Und dann das Wort verstehn,
dem du gehorsam bist.
8) Spricht sie geheimnisvoll:
so laß dich dies nicht schrecken.
Ein endlicher Verstand
kann Gott nie ganz entdecken;
Gott bleibt unendlich hoch.
Wenn er sich dir erklärt:
So glaube, was er spricht,
nicht was dein Witz begehrt.
9) Sich seines schwachen Lichts
bei Gottes Licht nicht schämen,
Ist Ruhm; und die Vernunft
alsdann gefangen nehmen,
Wenn Gott sich offenbart,
ist der Geschöpfe Pflicht;
Und weise Demut ist’s,
das glauben, was Gott spricht.
10) Drum laß dich, frommer Christ,
durch keine Zweifel kränken.
Hier bist du Kind; doch dort
wird Gott mehr Licht dir schenken.
Dort wächst mit deinem Glück
dein Licht in Ewigkeit;
Dort ist die Zeit des Schau’ns,
und hier des Glaubens Zeit.
11) Verehre stets die Schrift;
und siehst du Dunkelheiten:
So laß dich deinen Freund,
der mehr als du sieht, leiten.
Ein forschender Verstand,
der sich der Schrift geweiht,
Ein angefocht’nes Herz,
hebt manche Dunkelheit.
12) Halt fest an Gottes Wort;
es ist dein Glück auf Erden,
Und wird, so wahr Gott ist,
dein Glück im Himmel werden.
Verachte christlich groß
des Bibelfeindes Spott;
Die Lehre, die er schmäht,
bleibt doch das Wort aus Gott.
Liedtext: Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
Melodie: 1679, Ahasverus Fritsch „O Gott, du frommer Gott„;
„Du sagst: Ich bin ein Christ“
Schriftstellen:
Rede, HERR, denn dein Knecht hört. (1. Sam. 3, 9)
Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat. So jemand will des‘ Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede. (Joh. 7, 17)
Links und Verweise:
Liedeintrag bei „Alte Lieder der Christenheit“
Liedeintrag bei Hymnary.org
Lied Nr. 199, in: Erbauliche Lieder-Sammlung zum gottesdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte, vermehrte und mit einem Melodienregister versehene Auflage). Gesammlet, eingerichtet und zum Druck befördert durch das hiesige Deutsche Evangelisch-Lutherische Ministerium. Herausgegeben von D. Heinrich Melchior Mühlenberg. Germantaun: Gedruckt bei M. Billmeyer, 1826
Notensatz, 4stimmig, in: Lied Nr. 275, in: Evangelisches Gesangbuch mit vierstimmigen Melodien für den öffentlichen und häuslichen Gottesdienst, S. 96. Verlagshaus der Evang. Gemeinschaft, Cleveland, 1894 [Digitalisat mit 4 stimmigem Notensatz, externer Link zu Hymnary.org]
Notensatz, 4stimmig (pdf, Fritsch, externer Link zu Hymnary.org)