Jesaja 1, 31

Wenn der Gewaltige wird sein wie Werg und sein Tun wie ein Funke und beides miteinander angezündet wird, daß niemand lösche. (Jes. 1, 31)

Das ist eine scharfe Gesetzpredigt, in welcher Gott zum ersten über Sein Volk klagt, daß keine Strafe an ihnen helfen wolle; und weil sie in ihrem gottlosen Leben bleiben – und durch Buße sich nicht bekehren wollen, droht Er, daß Er weder Opfer noch Gebet von ihnen annehmen, sondern je länger je härter mit der Strafe anhalten wolle. Was uns denn bewegen soll, daß wir in uns gehen und nachdenken, ob wir nicht auch solche seien, an denen keine Strafe bisher gefruchtet, und die daher noch weiter um der anhaltenden Sünden willen göttliche Strafgerichte zu empfinden haben; was erschrecklich wäre.

Nächst diesem verspricht doch gleichwohl Gott Seinem Volk allhier, wo sie Buße tun, ihr Leben bessern und Gottes Wort folgen würden, so wolle Er mit der Strafe auch nachlassen. Diese Zusage der angebotenen Gnade nun – für den Fall der erfolgenden Buße – soll auch uns erwecken und reizen, daß wir über unsere Sünden bei Zeiten wahre Buße tun und alles gottlose Wesen ablegen und künftig frömmer leben, damit wir solcher Verheißung auch teilhaftig werden können. –

Am Ende läßt Gott auch das kleine Häuflein der Frommen trösten, daß Er zwar um der Bösen willen Strafe ergehen lassen werde, nichtsdestoweniger aber die Seinigen darunter erhalten – und sie durch Sein Wort weiter fromm und gerecht machen, auch sonst ihnen alles Gute tun wolle. Wenn also auch unter uns einige gottselige Herzen erfahren müssen, daß Gott mit allgemeinen Stadt- und Landplagen einbreche – und damit das unbußfertige Volk strafe, und sie selbst einige Trübsale dabei leiden, so sollen sie für ihre Person nicht verzagen, sondern geduldig sein – und sich dem allmächtigen Gott zu Seinem Schutz durchs Gebet befehlen, auch Seiner Zusage sich getrösten und hoffen, daß sie derselbe aus dieser Not auch erretten – oder durch einen seligen Tod in das Reich Seiner Herrlichkeit aufnehmen – und ihnen alles Leid, das sie hier in der Welt haben ausstehen müssen, mit unaussprechlicher Freude ersetzen werde.

Nun – Gott gebe, daß wir uns durch Seine Strafgerichte, die er uns hie und da empfinden läßt, und auch durch die Drohungen und Exempel derselben aus dem Sündenschlaf erwecken – und durch Seine süßen Verheißungen uns locken lassen, bei Zeiten Buße zu tun und der Heiligkeit uns zu befleißigen; unter den einbrechenden Strafen der Gottlosen aber erhalte Er alle Frommen und Gottseligen im wahren Glauben – und lasse sie Seine Hilfe sehen – durch Jesum Christum.

Amen.

(Veit Dieterich)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Eingestellt am 13. Juni 2022