Gottes Strafgerichte über die Ungläubigen und Scheingläubigen

Predigt über Matth. 22, 1 – 14.
von  Aloys Henhöfer,
Pfarrer zu Spöck im Grossherzogtum Baden.

Gebet.
Herr, du gnädiger und treuer Gott, du hast es verheißen, daß dein Wort nicht leer solle zurückekommen; ach erfülle diese Verheißung auch bei uns, erfülle sie heute und allezeit, so oft dein heiliges Wort unter uns verkündigt wird. Mache es jederzeit lebendig und kräftig, und öffne die Herzen durch deinen heiligen Geist, daß es Eingang finde, und bekehre und erneuere alle, die es hören. Bewahre uns nur davor, daß keine Verächter und Verfolger unter uns gefunden werden, laß aber auch Alle, die es hören, nicht bloße Hörer,  sondern Täter deines Wortes werden. Und wie du segnend über uns sein wollest, so sei es über Alle, denen dies heilige Wort verkündigt wird.

Amen.

Predigttext: Matth. 22, 1 – 14

„Und Jesus antwortete, und redete abermal durch Gleichnisse zu ihnen, und sprach:
Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohne Hochzeit machte, und sandte seine Knechte aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen; und sie wollten nicht kommen. Abermal sandte er andere Knechte aus, und sprach: Saget den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich vorbereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles bereit, kommt zur Hochzeit. Aber sie verachteten das, und gingen hin, einerauf seinen Acker, der andere zu seiner Hantierung. Etliche aber griffen seine Knechte, höhneten und tödteten sie. Da das der König hörete, ward er zornig, und
schickte seine Heere aus, und brachte diese Mörder um, und zündete ihre Stadt an. Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereitet, aber die Gäste waren es nicht wert. Darum gehet hin auf die Straßen, und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.
Und die Knechte gingen hin auf die Straßen, und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute. Und die Tische wurden alle voll. Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen; und sahe allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Kleid an. Und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereingekommen, und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn in die äusserste Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappen; denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählet.“

Unter allen Wohltaten, die einem Menschen, oder einer Gemeinde oder einem Lande
zufallen können, ist keine größer, als wenn ihnen Gottes Wort rein und lauter verkündiget
wird. Denn dieses Wort eröffnet uns nicht bloß den Weg zur Seligkeit, sondern es macht uns auch selbst von der Sünde los, und selig. Darum auch der Apostel sagt: „Ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen“, Röm. 1, 16.

Was kann aber einem Menschen Größeres widerfahren, als von der Obrigkeit der Sünde erlöst, und selig gemacht zu werden? Kein Gut auf Erden ist diesem Gute zu vergleichen. Darum spricht auch der Prophet: „Wie lieblich sind die Füße derer, die den Frieden verkündigen, die das Gute verkündigen“,  Jes. 52, 7. – Doch nicht alle Menschen, die das Evangelium hören, werden darum auch selig; im Gegenteil, Vielen dient das Evangelium zum Fall. Sie versündigen sich daran, und das wird hart bestraft. Unser heutiges Evangelium erzählt uns von solchen Leuten und von ihren Strafen. Es erzählt uns nämlich, wie die Juden das Evangelium zwar gehört, aber verachtet und verfolgt haben, und darum in Gottes Zorn gefallen sind; es erzählt uns ferner, wie zwar die Heiden es angenommen, aber nicht alle darnach gewandelt haben, im Gegenteil viele Heuchler geworden, und darum ebenfalls in Gottes Zorn gefallen seien. Es handelt demnach unser Evangelium:

Von Gottes Strafgerichten; und zwar:

1. über diejenigen, die nicht glauben, ja vielmehr den Glauben verfolgen;
2. über diejenigen, die nicht nach dem Glauben leben, sondern Heuchler sind.

Die Wahrheit unsers heutigen Evangeliums trägt Jesus in einem Gleichnisse vor.

V. 2. Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohne Hochzeit machte.

Der kurze Sinn dieses ganzen Gleichnisses ist dieser, Jesus will sagen: In dem geistlichen Reiche Gottes auf Erden wird es gerade so ergehen, wie es in einem weltlichen Reiche gehen würde, wenn ein König seinem Sohne Hochzeit machte, Gäste einladete, und wenn dann die Gäste, statt zu kommen, die Hochzeit verachteten, über die Knechte herfielen, und dieselben töteten; oder wenn sie zwar kämen, aber das hochzeitliche Kleid nicht anzögen. Wie ein solcher weltlicher Fürst und Monarch solche Gäste strafen würde, so wird es auch der König des Himmelreiches oder des geistlichen Reiches Gottes tun, auch er wird sie strafen, denn bei ihm ereignete sich wirklich dieser Fall, er machte seinem Sohne Hochzeit, ließ die Gäste einladen; diese aber, statt zu kommen, verachteten die Hochzeit und töteten die Knechte; Andere kamen zwar, aber sie zogen das hochzeitliche Kleid des Königs nicht an.

Wir fragen nun hier: Wer ist der König, der seinem Sohne Hochzeit machte? Es ist dieses
Gott. Wer ist der Sohn, dem er Hochzeit macht? Es ist dies sein eingeborner Sohn, unser Herr, Jesus Christus. Was heißt: Er machte ihm Hochzeit? Es heißt: Er gab ihm eine Braut. Diese Braut ist die Menschheit. Die Menschheit wurde mit dem Sohne Gottes, mit unserm Herrn Jesu Christo aufs innigste vermählt. Das Wort wurde Fleisch, Joh. 1, 14. Wann geschah diese Vermählung? Damals, als der Sohn Gottes Mensch wurde. Da wurde die Hochzeit vollzogen, da die Menschheit in Christo zu einer Person mit der Gottheit vereinigt ward. –

Was tat nun der König, nachdem dieses geschehen, nachdem der Sohn Gottes Mensch geworden war?

V. 3. Und der König sandte seine Knechte aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen: und sie wollten nicht kommen.

Gott sandte also Boten aus, um dieses große Geheimnis seiner Liebe bekannt zu machen und die Menschen zum Glauben an Jesum, den menschgewordenen Sohn Gottes und zur Vereinigung mit ihm durch den Glauben einzuladen. Diese Aussendung geschah alsobald nach geschehener Vermählung oder nach Christi Geburt.

Wer waren diese Knechte? Ein Engel Gottes war der erste Bote, welcher diese große
Vermählung oder die Geburt Christi verkündigte: „Fürchtet euch nicht“, sprach er zu den
Hirten, „siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr in der Stadt Davids.“ Luk. 2, 10. 11.

Und die Hirten verkündigten es dann in Bethlehem und in der Umgegend. Auch die
Weisen aus dem Morgenlande waren solche Knechte, denn sie machten Jerusalem auf diese große Begebenheit der Geburt Christi aufmerksam. Aber besonders verkündigte es Johannes der Täufer, der Vorläufer Christi. In das ganze jüdische Land rief er es hinein, daß der längst verheißene und erwartete Messias und Heiland Gottes nun da sei, und bald selbst auftreten werde; ja mit Fingern deutete er auf ihn, und sprach: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt. Joh. 1, 29.

Aber auch Jesus selbst kündigte sich dem jüdischen Volke als ihr Heiland an, und bestätigte solches durch Wunder und Zeichen. Dies waren also die Knechte.
Wer sind die Gäste? Es sind dies die Juden. Sie wurden im alten Testamente auf den Messias vorbereitet, auf ihn in allen Lagen vertröstet, ihnen wurde er, und aller Segen, den er bringen werde, verheißen; und sie wurden auch vor allen andern Völkern zum Glauben an ihn eingeladen. Welches war der Auftrag, den die Knechte an die Juden, als die Gäste, hatten? Sie sollten sie zur Hochzeit rufen. Nicht also Gesetz, sondern Gnade sollten sie ihnen verkündigen. Sie sollten ihnen sagen, daß der so lange erwartete Helfer und Erretter gekommen sei, daß er sich mit der Menschheit vermählt habe, um sie zu erlösen aus ihren Sünden, und vom Tode, und um sie zu vertreten in Gericht und Gerechtigkeit, sie sollten ihnen sagen, daß, wer an ihn glaube, Vergebung der Sünden, und ewiges Leben habe. Und das taten sie. Das tat der Engel, das tat Johannes, und besonders Christus selbst.

Kommet her zu mir Alle, ruft er ihnen aufs freundlichste zu, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken, Matth, 11,28.
Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben, Joh. 6, 47.

Wie verhielten sich nun die Juden zu dieser Botschaft? Es heißt: Und sie wollten nicht
kommen. Sie wollten sich also nicht bekehren, sie wollten nicht zu Jesu kommen, und ihn als den Heiland Gottes und als ihren Heiland annehmen. Sie wollten nicht, denn ihr Sinn war fleischlich; Ehre, Reichtum und Vergnügen in der Welt, das suchten sie, aber nicht die
Seligkeit ihrer Seelen, Luc. 14, 16 – 24. Sie wollten nicht, denn sie glaubten nicht, eines
Heilands zu bedürfen, denn sie hielten sich selbst für fromm, und wollten durch eigene
Tugend und Rechtschaffenheit, und nicht durch eines Andern Verdienst, und aus Gnaden
selig werden, Röm. 10,  3. Sie wollten nicht, denn dieser Jesus von Nazareth war ihnen zu
gering, und zu arm, darum ärgerten sie sich an ihm. Weinend klagt dieses Jesus, indem er
spricht: Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel und ihr habt nicht gewollt, Matth. 23, 37.

Die erste Sendung also zu den Juden, um sie zur Hochzeit oder zur Annahme des Evangeliums und zum Glauben an Jesum als den Heiland Gottes einzuladen, war vergeblich. Sie wollten nicht kommen. – Was geschah nun jetzt? Wohl hätten sie verdient weggeworfen, und als ein unfruchtbarer Feigenbaum abgehauen zu werden, aber ihr Heiland bat für sie und erbat ihnen noch eine Gnadenzeit, Luc. 13, 8. In dieser wurde abermal und aufs Neue alles zu ihrer Bekehrung versucht.

V. 4. Abermal sandte der König andere Knechte aus, und sprach: Saget den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles bereit; kommt zur Hochzeit!

Diese zweite Sendung geschah nach Christi Tod, denn jetzt war alles bereitet, das große Opfer am Kreuze vollbracht, sie geschah, nachdem der heilige Geist über die Apostel herabgekommen war.

Wer waren die Knechte, die jetzt ausgesendet wurden? Es waren dies die Apostel, die durch die Ausgießung des heiligen Geistes zu diesem Amte zubereitet worden waren.
Welches war ihr Auftrag: Saget den Gästen, siehe, meine Mahlzeit, etc. Sie mußten also den Juden verkündigen, daß Christus, das rechte Lamm Gottes, der durch die Opfer des Alten Testaments abgebildet war, nun wirklich für die Sünden der Welt geschlachtet und geopfert sei; sie mußten verkündigen, daß er durch dieses sein Opfer eine wirkliche Vergebung aller Sünden erworben habe, was durch alle Opfer des A. Test. nicht habe geschehen können. Und nun mußten sie insbesondere die Juden einladen, zu diesem ihrem Heilande zu kommen, an ihn zu glauben, und so an seiner Versöhnung Teil zu nehmen. Dies taten auch die Apostel aufs eifrigste und treueste, sie taten es in der Kraft des h. Geistes, und durch Bemessung von Wundern und Zeichen, wie uns davon die Apostelgeschichte zeugt. – Welche Wirkung hatte nun diese Sendung bei den Juden?

V. 5. Aber sie verachteten das und gingen hin, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Hantierung.

Es kann zwar nicht geleugnet werden, daß viele Juden durch die Predigt der
Apostel sich bekehrten; schon am ersten Pfingstfeste wurden bei dreitausend durch die
Predigt Petri zum Glauben an Jesum gebracht; allein im Allgemeinen blieben sie ein stolzes, unbußfertiges und ungläubiges Volk. Sie verachteten das Evangelium. Es war ihnen zu gering, sich mit solchen Dingen abzugeben, das, meinten sie, schicke sich nur für gemeine Leute, oder für recht grobe Sünder, wie die Heiden waren, sie aber als Gottes Volk, und rechtschaffene Leute hätten das nicht nötig.

Ein Hauptgrund aber war: Ihr Sinn war irdisch.

Darum gingen sie auch hin, einer nach seinem Acker, der andere zu seiner Hantierung.
Doch das waren noch nicht die ärgsten. Es heißt weiter:

V. 6. Etliche aber griffen seine Knechte, höhnten und töteten sie.

Diese machten nun das Maß voll. Ihnen war es nicht genug, das Evangelium zu verachten, und die angebotene Seligkeit auszuschlagen, nein, sie verfolgten und töteten auch diejenigen, die im Namen Gottes zu ihnen kamen, und das Heil Gottes in Jesu Christo ihnen verkündigten. Was jene aus Gottes Auftrag und aus herzlicher Liebe taten, lohnten diese mit dem schändlichsten Undank. Den Herrn hatten sie bereits gekreuzigt, nun töteten sie auch seine Boten. Die Apostelgeschichte erzählt uns die Verfolgungen, die sich die Juden gegen die Apostel und andere Kinder Gottes zu Schulden kommen ließen. Aber schnell ging nun ihre Gnadenzeit zu Ende, und die Gerichte Gottes brachen über dieses Volk aus.

V. 7. Da das der König hörte, ward er zornig, und schickte seine Heere aus, und brachte diese Mörder um, und zündete ihre Stadt an.

Die Seufzer und Tränen der von den Juden verfolgten und mißhandelten Apostel und Kinder Gottes stiegen zu Gott auf; und man darf nur Gottes Kinder verfolgen, wenn man Gottes Zorn und ein schnelles Gericht über sich bringen will. Es heißt: der König ward zornig. Wenn ein weltlicher Fürst zürnet, so ist sein Zorn schon schrecklich, wenn aber Gott zürnet, so ist es fürchterlich; sein Zorn bannt in die unterste Hölle.

Und er schickte seine Heere aus. Gottes Heere sind Kriegs-Völker, und Kriege,
Empörungen, teure Zeiten, Hunger und Pest, und dies alles schickte Gott schnell und
plötzlich über die Juden. Vierzig Jahre nach Christi Tod, – bis dahin erstreckte sich die
erbetene Gnadenzeit – kamen die Römer, belagerten Jerusalem, und schlossen es enge ein. Das Elend in der Stadt, in der eine große Anzahl Menschen versammelt war, wurde fürchterlich. Es entstand ein solcher Hunger, daß eine Mutter ihr eigenes Kind umbrachte, und davon aß.

Zum Hunger gesellte sich die Pest, und zu beiden noch Uneinigkeit, Trennung unter den
Häuptern, Mord und Empörung, so daß, was das eine Heer Gottes übrig ließ, das andere
auffraß. So kamen tausend und tausende um. Wer sein Leben durch die Flucht retten wollte, fiel in der Römer Hände, und auch hier hatte die Barmherzigkeit ein Ende. Diese kreuzigten teils die Gefangenen und Ueberläufer, teils schnitten sie ihnen den Leib auf, weil sie erfahren hatten, daß sie Gold zu ihrem künftigen Fortkommen verschlängen. Wo sie hinsahen, war keine Hülfe, keine Rettung, Gottes Herz war verschlossen, seine Hand lag schwer über ihnen. Endlich wurde die Stadt eingenommen, das Morden und Blutvergießen war allgemein, und was nicht durch die Schärfe des Schwerts fiel, wurde gefangen genommen, verkauft, und in alle Länder zerstreut; Jerusalem aber wurde zerstört, und in einen Steinhaufen verwandelt.

Selbst der herrliche Tempel, ein Meisterstück der alten Welt, wurde durch Feuer verheert. So strafte Gott die Mörder seines Sohnes und seiner Knechte. Ein schreckliches Wiedervergeltungsrecht wurde an den Juden ausgeübt. Sie hatten Christum um dreißig Silberlinge verkauft, und um den geringsten Preis konnte man einen Juden kaufen. Sie hatten ihn gefangen genommen, und sie wurden gefangen in alle Welt geführt. Sie hatten ihn verspottet, und sie wurden aller Welt ein Spott. Sie hatten ihn Hunger und Durst leiden lassen, und sie verschmachteten zu Tausenden vor Hunger und Durst. Sie hatten ihm seine Seite geöffnet, und ihnen wurde aus Geldgier der Leib aufgeschnitten. Sie hatten ihn gekreuzigt und getötet, und sie wurden zu Hunderten gekreuzigt, und zu Tausenden getötet. Wer es sah, erkannte die Hand Gottes, und seine gerechten Gerichte. So wurde ihnen der Tod Jesu heimbezahlt. Doch dieses alles wäre nicht über sie gekommen, hätten sie nicht das Evangelium verachtet, und die Boten Gottes verfolgt. – Aber auch damit war ihre Strafe noch nicht vollendet. Unser Evangelium sagt weiter:

V. 8. Da sprach der König zu seinen Knechten: die Hochzeit ist zwar bereitet, aber die Gäste waren es nicht wert.

Mit diesem Ausspruch wurden sie für unwürdig erklärt, das Evangelium ferner zu haben und zu hören. Von nun an wurde es ihnen entzogen, und sie wurden für Jahrhunderte der Blindheit und Finsternis übergeben. So irrt dieses Volk noch bis auf den heutigen Tag umher, die Decke Mosis vor den Augen, ein eigenes, abgesondertes Volk, aber ohne König, ohne Altar, ohne Vaterland, fern von ihrer eigentlichen Heimat, ein abschreckendes Beispiel, wie Gott diejenigen straft, die sein Wort verachten und verfolgen.

Was ist aber an allem diesem Schuld? Nichts anders, als weil sie das Evangelium verachtet
und verworfen, und die Boten Gottes verfolgt und getötet haben. Damit haben sie sich und
ihren Kindern dieses schwere Gericht zugezogen. Ich will der Väter Missetat heimsuchen an den Kindern, bis in das dritte und vierte Glied. Da sehen wir nun offenbar, daß nicht alle, die das Evangelium hören, auch selig werden; im Gegenteil, viele versündigen sich daran, und diese werden hart gestraft. –

Wie ging es nun mit dem Evangelium weiter, nachdem die Juden verworfen waren? Der König sprach zu den Knechten

V. 9. Darum gehet hin auf die Straßen, und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.

Dies war nun die Sendung zu den Heiden; denn auf die Straßen gehen, heißt nichts anders, als außerhalb der Stadt, außerhalb des jüdischen Landes gehen. Den Juden, als dem Volke Gottes mußte das Evangelium zuerst verkündiget werden; da sie es nun verachteten; so kam es an die Heiden.

Apostelgesch. 3, 25. 26.; 13, 56. Matth. 21, 42, 43.; Röm. 11, 11. – Was war der Apostel Auftrag an die Heiden? Ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. Sie sollten also auch den Heiden, und zwar allen ohne Unterschied und Ausnahme das Evangelium predigen, und sie zum Glauben an Jesum ermahnen. Nicht also sollten sie den Heiden und gottlosen Leuten zuerst einige Jahre das Gesetz oder eine Tugendlehre predigen, um sie zu Juden oder gesetzlichen Leuten zu machen, sondern sogleich und vor Allem das Evangelium: Ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. – Und welchen Fortgang hatte das Evangelium bei den Heiden?

V. 10. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen, und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute. Und die Tische wurden alle voll.

Die Apostel gingen also, wie ihnen ihr Herr befohlen hatte, von den Juden zu den Heiden, und überall, wo sie hinkamen, predigten sie, dem erhaltenen Auftrage gemäß, das Evangelium von Jesu Christo. Diese freudige Botschaft hatte auch einen solchen Fortgang bei den Heiden, daß alle Tische voll wurden. Beinahe in allen heidnischen Städten, in Rom, Korinth, Ephesus, Philippi etc. wurden Gemeinden errichtet. Was die Juden verwarfen, nahmen die Heiden mit Freuden an. Sie erkannten sich als arme Sünder, und wollten nicht durch ihre Tugend, wie die Juden, sondern aus Gnaden selig werden durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist. – Waren denn nun diese alle, wie sie sein sollten? -Nein, es kamen Gute und Böse, solche, denen es wahrhaft ernst und
denen es nicht ernst war, und unser Evangelium sagt weiter:

V. 11. Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen, und sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Kleid an.

Es ist zwar hier nur Einer angegeben, aber unter dem Bilde des Einen sind viele vorgestellt. Im Morgenlande war es Sitte, daß Jeder, der als Gast zu einer Hochzeit geladen war, von dem Hausvater ein hochzeitliches Kleid erhielt, welches er dann
anziehen mußte, ehe er in den Hochzeitsaal eintrat, das seine mochte auch so schön sein, als es immer wollte. Ohne dies hochzeitliche Kleid durfte Niemand erscheinen. Gleiche Sitte besteht nun auch im Reiche Gottes bis auf den heutigen Tag. Wer als Gast bei der Hochzeit, die Gott seinem Sohne machte, erscheinen und in den himmlischen Hochzeltsaal eintreten will, d. i. wer ein Christ sein, und selig werden will, der muß das hochzeitliche Kleid anhaben.

Welches ist dieses hochzeitliche Kleid? Es ist die Gerechtigkeit Jesu Christi. Unter
Gerechtigkeit versteht man aber alles das Gute, was ein Mensch an sich hat, und tut, seine
ganze innerliche und äußerliche Rechtschaffenheit und Frömmigkeit, seine Geduld, Demut, Sanftmut, sein Mitleid, seine Barmherzigkeit und Keuschheit; sein Beten, Almosengeben, Kirchgehen, besonders versteht man darunter den Geist, der ihn dazu treibet. Kommt dieses Gute aus der Sünde, als aus Stolz, wie bei den Pharisäern, die vor der Sünde sich hüteten und Gutes taten, um keinen Schimpf auf ihren Namen zu bringen, und bei der Mit – und Nachwelt im Ansehen und im Geruch der Frömmigkeit zu stehen, so ist dieses eine pharisäische oder wohl auch eine heidnische Gerechtigkeit, die vor Gott nicht gilt. Matth. 5, 20.; 6, 1 – 6.

Kommt dieses Gute aus dem Gesetz, so daß man betet, Almosen gibt, demütig, geduldig, mitleidig, keusch ist, vor der Sünde sich hütet, und Gutes tut, weil es Gott will, und in seinem Gesetz geboten hat, und weil er den Übertretern den Fluch gedroht, den
Frommen aber Segen verheißen hat; so ist dieses eine gesetzliche, eine alttestamentliche oder jüdische Gerechtigkeit.

Kommt aber das Gute, das ein Mensch an sich hat und tut aus der Liebe Gottes, d. i. tut ein Mensch alles, was er tut darum, weil ihn Gott so sehr geliebet, und ihm seinen Sohn zu einem Heiland gegeben, ja weil er ihm all sein Verdienst geschenkt, seine Sünden ihm vergeben, und ihn selig gemacht hat, treibt ihn diese Liebe zur Geduld, Demut, Sanftmut, Barmherzigkeit, zum Almosengeben, Keuschheit, und zu allem Guten, wie der Apostel spricht: Die Liebe Christi dringet uns also, 2. Cor. 5, 14.; so ist seine Gerechtigkeit eine evangelische, oder christliche oder neutestamentliche Gerechtigkeit.

Diese Gerechtigkeit ist die wahre, und im Verhältnis zu den andern eine vollkommene
Gerechtigkeit, wenn sie auch nicht vollkommen in uns ist. – Die Gerechtigkeit Jesu Christi
besteht nun in allem dem Guten, was Jesus an sich hatte und tat, und in dem Geiste, mit dem er es tat, in seinem versöhnenden Leiden und Sterben, in seiner Geduld, Demut, Sanftmut, in seinem Gehorsam bis zum Tode, ja bis Tode am Kreuz. Und da er dieses alles tat, nicht aus Stolz, um sich einen Namen dadurch zu machen, auch nicht bloß aus Gesetz, weil es sein Vater so haben wollte, sondern aus Liebe, getrieben von der höchsten Liebe, die der Vater zu ihm, und er zum Vater hatte, und aus Liebe für uns, welche Liebe ihn auch vollkommen demütig, geduldig und gehorsam machte; so ist seine Gerechtigkeit eine wahre, und in jeder Beziehung vollkommene Gerechtigkeit.

Und diese Gerechtigkeit Jesu Christi ist das hochzeitliche Kleid! Dieses hochzeitliche Kleid muß Jeder anhaben, der ein Christ sein und einst in den himmlischen Hochzeitsaal eintreten will.

Wie erlangt man nun dieses hochzeitliche Kleid? Durch Buße und Glauben. Wer sich als einen armen, verlornen Sünder erkennt, aber Christum als seinen Heiland annimmt, und von Herzen glaubt, daß er auch für ihn gestorben, und auch ihn erlöset habe mit seinem heiligen teuern Blut, der erlangt die Gerechtigkeit Jesu Christi, als sein hochzeitliches Kleid. Sie wird durch den Glauben ihm mitgeteilt, wie dem Acker durch das Einsäen das Samenkorn mitgeteilt wird.

Wie nun aber der Acker Frucht tragen soll, und dies ein Beweis ist, daß er das Samenkorn hat, wirklich hat; so soll ein Mensch, dem die Gerechtigkeit Jesu Christi mitgeteilt wurde, nun auch Frucht tragen. Auch diese aus der Gerechtigkeit Jesu Christi hervorgewachsene Frucht, die neutestamentliche Gerechtigkeit, gehört mit zum hochzeitlichen Kleid; sie ist’s, die besonders hier gemeint ist. Beide zusammen machen das ganze Kleid aus. Auch diese Gerechtigkeit muß Jeder haben, der in den himmlischen Hochzeitsaal eintreten will.: „Ohne Heiligung wird Niemand den Herrn sehen,“ Hebr. 12, 14.

Wenn es nun in unserm heutigen Evangelium heißt: Der König habe unter den Gästen einen Menschen gefunden, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, so will dies sagen, Gott unser himmlischer Vater habe einen Christen gefunden, der zwar Christum als seinen Heiland nicht verworfen habe, wie die Juden, sondern der ihn angenommen, auch geglaubt und bekannt habe, daß man durch ihn und sein Verdienst allein selig werde, und  sich auch der Seligkeit durch Christum getröstet habe, der aber keine Frucht trug, d. i. der durch die erkannte und geglaubte Liebe Gottes sein Herz nicht umwandeln, und
dadurch sich zu einem wahrhaft heiligen Leben bewegen ließ, und der somit weder das
hochzeitliche Kleid oder die Gerechtigkeit Jesu Christi noch die neutestamentliche
Gerechtigkeit hatte.

Unter dem Manne, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, werden also alle diejenigen Christen verstanden, die zwar im Kopf gläubig sind, nur durch Christum und sein
Verdienst selig werden wollen, und die vielleicht auch viel von der Erlösung und von Gnade sprechen, die aber im Herzen unbekehrt bleiben, und sich nicht durch die an den Menschen erwiesene Liebe Gottes zur Geduld, Demut, Sanftmut, Freundlichkeit, Barmherzigkeit, Keuschheit und andern Tugenden bewegen lassen, vielmehr in ihren Sünden verharren.

Ein Beispiel haben wir an dem Knechte, der seinem Herrn zehntausend Pfund schuldig war, Matth. 18, 23. Die Gnade nahm er wohl an, aber sein Herz wurde durch diese Liebe nicht in ihm umgewandelt, das Samenkorn der in ihn eingesäeten Liebe Gottes ging nicht auf, und trug keine Frucht, denn er ließ seinen Mitknecht, der ihm hundert Denare schuldig war, hartherzig ins Gefängnis werfen. Zwar scheint der Mann in unserm heutigen Evangelium eben kein grober Sünder gewesen zu sein, denn sonst würde wohl er selbst und alle Welt gesehen haben, daß ihm das hochzeitliche Kleid fehle, im Gegenteil scheint er vielmehr ein ehrbarer Mann gewesen zu sein, ein Mann, der nicht nur zur Kirche und andern frommen Gesellschaften ging, von Christo und von Gnade sprach, vor Bösem sich hütete und manches Gute tat, so daß er selbst ein schönes Kleid hatte; allein dies Alles wuchs nicht aus der ihm erzeigten Liebe Gottes hervor, so daß Christi Liebe ihn dazu gedrungen hätte, und seine Gerechtigkeit eine neutestamentliche christliche gewesen wäre, ja nicht einmal aus dem Gesetz schien er getan zu haben, was er tat, sondern das über ihn gefällte Urteil läßt uns vermuten, daß er alles aus der Sünde, besonders aus dem Stolze tat, daß er betete, Almosen gab, in Kirchen und in Betstunden ging, vor Uebertretung der Gebote sich hütete und anständig lebte, alles! um den Namen eines Christen und frommen Mannes zu haben.

Es war eigenes Werk, eigene, pharisäische Gerechtigkeit und er ein Heuchler. Es fehlte ihm somit das hochzeitliche Kleid ganz. – Wie erging es nun diesem Manne?

V. 12. Der König sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereingekommen, und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte.

Jetzt wurde ihm der Zustand seines Herzens vor Augen gestellt. Gott selbst hielt es ihm vor, wie er aller wahren Gerechtigkeit, sowohl der vollkommenen Gerechtigkeit Jesu Christi, als auch der Frucht derselben, der neutestamentlichen christlichen Gerechtigkeit entbehre, und wie alle seine bisherige Frömmigkeit nichts als Heuchelei gewesen sei. Und so fertig er vorher gewesen zu sein schien, von Christi Verdienst, von Gnade und Heiligung zu reden; so verstummte er doch jetzt ganz, so daß er auf die an ihn geschehene Frage kein Wort erwidern konnte. – Welches war nun das über ihn verhängte Urtheil?

V. 13. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn in die äußerste Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappen.

Was bisher blos innerlich war, geschah jetzt auch äußerlich. Seine Seele war von der Sünde gebunden, jetzt wurden es auch seine Hände und Füße. Seine Seele war bei allem Lichte des Evangeliums blind und finster, jetzt wurde auch sein leibliches Auge des Lichtes beraubt, und er in die äußerste Finsternis hinausgeworfen. Seine Seele war bei allem Frieden und bei aller Wärme des Evangeliums trostlos und kalt, und nun wurde auch der Leib in solche Pein und Kälte hingegeben, daß Heulen und Zähnklappen anging. So wurde also Seele und Leib bei aller Predigt und Erkenntnis des Evangeliums recht unselig, so daß es besser gewesen wäre, er hätte den Weg der Wahrheit nie erkannt. Da sehen wir denn wieder, daß nicht alle, die das Evangelium hören, und selbst erkennen und annehmen, darum auch selig werden. Wer sein Herz dadurch nicht umwandeln läßt, und gute Früchte trägt, wird als unfruchtbarer Baum umgehauen und ins Feuer geworfen. Ohne Heiligung wird Niemand den Herrn sehen.

Jesus, schließt darum auch, indem er spricht:
V. 14. Denn Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Berufen waren die Juden, aber sie wurden nicht auserwählt, sondern vielmehr hart gestraft, denn sie verachteten und verfolgten das Evangelium; berufen war auch dieser Mann, aber er wurde ebenfalls nicht auserwählt, sondern in ein schweres Gericht hineingegeben, weil er das hochzeitliche Kleid nicht anhatte. Beiden also nutzte das Evangelium nicht, vielmehr diente es ihnen recht zur Unseligkeit und zu schweren Gerichten.

Nun, lieben Freunde, zwei große und ernste Wahrheiten lernen wir aus unserm heutigen
Evangelium; fürs erste, daß alle diejenigen, die das Evangelium, wenn es ihnen gepredigt
wird, verachten, und in den Boten und Kindern Gottes verfolgen, nicht nur nicht selig,
sondern hart gestraft werden, fürs zweite, daß aber auch alle diejenigen, die es zwar
annehmen, aber im Herzen davon leer bleiben, und keine Früchte der Gerechtigkeit tragen, ebenfalls nicht selig werden, sondern gleichfalls in große und schwere Gerichte Gottes hineinfallen. So lasset uns denn ja die große und freudige Botschaft von der Erlösung, so durch Jesum Christum geschehen, von der Seligkeit, die in seinem Tode, von dem Heile, das in seinen Wunden liegt, nicht verachten, damit nicht auch ein solcher Fluch über uns und unsere Nachkommen ergehe, wie er über die Juden kam.

Was an ihnen geschah, ist uns zum Vorbilde und zum warnenden Beispiele geschehen. Wo gleiche Versündigungen sind, da treten gleiche Strafen ein. Wie oft ergingen ähnliche Gerichte indessen über Länder und Völker; und haben wir nicht augenscheinliche Beweise davon in unserer Zeit, die recht eine Zeit der Gerichte ist? Was sind die Empörungen, das Morden und Blutvergießen unserer Tage anders, als Strafen Gottes wegen Verachtung und Verfolgung des Evangeliums? Wie merkwürdig und auffallend ergehen meist solche Strafen am strengsten und härtesten über jene Stände, die am meisten einst zur Verfolgung und Ausrottung des Evangeliums beigetragen haben! Schwer und hart büßen sie die Sünden der Väter. Freilich, wer ists, der es zu Herzen nimmt, wer ists, der die Hand Gottes darin erkennt?

Der natürliche Mensch sieht nur natürliche Ursachen. Blindheit hindert noch die Bekehrung und Hilfe. So sucht Gott Länder und Völker heim, die sein Evangelium verachten und verfolgen. Hätten die Voreltern und Väter das Evangelium zur Zeit, da es ihnen verkündigt wurde, nicht verworfen und verfolgt, ja hätten die Kinder die spätere Gnadenzeit erkannt und gleich Ninive Buße getan, so wären gewiß solche Gerichte nicht ausgebrochen. Nur jene Länder leben ruhig, und jene Thronen stehen fest, wo das Evangelium Wohnung und Schutz hat. Alle andere gehen mit schnellen Schritten ihren Gerichten entgegen. – Und in wie mancher Familie liegt ein Fluch, daß alle Glieder und Nachkommen derselben gleich den Juden in Blindheit hinwandeln und zu keiner Erkenntnis des Evangeliums mehr gelangen können, weil die Voreltern Verächter
und Verfolger des Evangeliums waren! Ich will der Väter Missetat heimsuchen an den
Kindern bis in das dritte und vierte Glied, derer die mich hassen, 2. Mos. 20, 30, darum ihr Eltern, darum ihr alle, die ihr Gottes Wort höret, werde doch Keines ein Verächter oder
Verfolger desselben! –

Sind wir aber durch Gottes Gnade zur Erkenntnis unsers Heils und zum Glauben an Jesum gebracht, und haben wir Gerechtigkeit in ihm erlangt; so lasset uns auch in dieser Gerechtigkeit eingehen und wandeln. Wie der Landmann Frucht will von dem Acker, den er eingesäet hat, so will auch Gott Früchte der Gerechtigkeit von denen, denen er sein Evangelium anvertraut hat. Christus hat sich selbst für uns gegeben, auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit, und reinigte ihm selbst ein Volk zum Eigentum, das
fleißig wäre zu guten Werken, Tit. 2, 14. Wo diese Früchte fehlen, dort fehlt auch die
Gerechtigkeit Jesu Christi, dort fehlt ganz das hochzeitliche Kleid. Fehlt aber das
hochzeitliche Kleid; so hilft alle Erkenntnis, so hilft alles Reden von Gnade nichts, es erfolgt der Ausspruch: Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn in die äußerste Finsterniß hinaus, da wird sein Heulen und Zähnklappen. – Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen werden. Das: Herr, Herr sagen hilft nicht, Matth. 7., Joh. 15. Darum, lieben Freunde, lasset uns allen Ernstes der Sünde absterben und der Gerechtigkeit leben!

Nicht Stolz treibe uns dazu, und auch nicht bloß das Gesetz, sondern die heilsame Gnade! Sie, die allen Menschen erschienen ist, und auch uns, züchtige uns, daß wir verleugnen das
ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt! Gott gebe Gnade dazu, und bekleide uns mit dieser Gerechtigkeit!

Amen.

Quelle: Aloys Henhöfer: Predigten
Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Eingestellt am 8. August 2020