16. Januar

Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
 (Matthäus 5, 8 LUT)

Wer es begreift, wie viel ein reines, aufrichtiges Herz zu bedeuten hat, der wird Bedenken tragen, sich desselben so leichtlich zu rühmen, und sich erinnern, daß Salomo die menschliche Natur im Ganzen als ränkevoll darstellt, und daß es Christen sind, welche Petrus auch zur Ablegung aller Heucheleien, wie sonstiger Unarten auffordert. Ein einfältiges Auge macht den ganzen Leib licht, ein Schalksauge aber finster. Etwas Großes, aber auch etwas Notwendiges ist es, ohne Falsch und lauterlich auf Gott gerichtet zu sein. Den Aufrichtigen läßt er’s gelingen. So wie aber er es ist, der nach Psalm 99 Frömmigkeit giebt: so ist er’s auch, der Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Gericht in Jakob schafft.

Davon war David so sehr überzeugt, daß er Psalm 139 mit großem Drange betet: „Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz, prüfe mich und erfahre wie ich’s meine“; denn, sagt Gott beim Jeremias, arglistig und betrüglich ist des Menschen Herz mehr denn ein einiges Ding. „Schaffe du, o Gott, in mir ein reines Herz, und gib mir einen neuen, gewissen Geist.“

Ich darf nach eignem Rat nicht hören,
Ich kenne meines Fleisches List,
Das nur zu viel sich zu bethören
Mit falschem Schein gewohnet ist.
Mein Himmelsmeister, mein Prophete,
Schenk mir ein Herz, das mit Bedacht
In Lernbegierde vor dich trete,
Und geb auf deinen Wink recht acht!

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 17. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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