1. Johannes 5, 10

Wer da glaubt an den Sohn Gottes, der hat solches Zeugnis bei sich. Wer Gott nicht glaubt, der macht ihn zum Lügner; denn er glaubt nicht dem Zeugnis, das Gott zeugt von seinem Sohn. (1. Joh. 5, 10)

Ohne Zweifel deutet hier Johannes auf die göttliche Stimme, welche bei der Taufe Christi vom Himmel herab sprach: Dies ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, Matth. 3, 17., wie auch auf die Stimme, welche bei der Verklärung Christi aus den Wolken sprach: Dies ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören, Matth. 17, 5. Aber auch auf die Stimme, die ein andermal auf das Begehren Christi: Vater, verkläre Deinen Namen, d.i. offenbare, daß Du Mein Vater seiest, als eine willfahrende Antwort vom Himmel kam, und sagte: Ich habe ihn verkläret, und will ihn abermals verklären, Joh. 12, 28.

Es hat aber der Vater auch werktätig von Seinem Sohn gezeugt, indem Er dem Sohn die Macht gab, in der Vereinigung und Übereinstimmung mit Ihm Tote zu erwecken und Wunder zu tun, und indem Er Ihn von den Toten auferweckte und auf Seinen höchsten Thron erhöhte. Dieses ganze Zeugnis des Vaters soll die große Wahrheit bestätigen, daß Jesus Gottes Sohn sei. Wie sehr irren also diejenigen, welche meinen, es sei genug, daß man die Sittenlehre Jesu wisse; an der Lehre von Seiner Person sei wenig oder nichts gelegen, weil die Menschen, welche sich Christen nennen, von derselben zu allen Zeiten unterschriebene Meinungen haben. Leider ist es wahr, daß jetzt, da seit der Geburt Christi fast neunzehnhundert Jahre verflossen sind, die Christen noch immer untereinander streiten, wer denn Christus sei, von dem sie den Namen haben, zu geschweigen, daß die Juden Seinen Namen verlästern, die Muhamedaner Ihn nur für einen menschlichen Propheten halten, die Heiden aber Ihn gar nicht kennen.. Kein Mensch hat von seiner Person so viel Widersprechendes und Schmähliches müssen reden lassen, als Jesus Christus.

Die Menschen halten Gericht über Ihn, bis Er selbst sichtbarlich erscheinen und Gericht halten wird. Er ist aber der Sohn Gottes. Der große Gott im Himmel hat solches selber bezeugt. Wer nun Gott nicht glaubt, der macht Ihn zum Lügner; und dieses ist etwas Greuliches. Ohne Zweifel will aber der große Gott, daß Sein Zeugnis recht verstanden werde, wie Johannes dasselbe verstanden und erklärt hat, da er (Verse 11+12) schrieb: das ist das Zeugnis, daß uns Gott das ewige Leben hat gegeben, und solches Leben ist in Seinem Sohn. Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Leben ist das Höchste, das ein Mensch von dem höchsten Gott empfangen hat. Ewiges Leben ist eine Gabe Gottes, Röm. 6, 23.

Nun sagt Johannes, Gott habe uns das ewige Leben gegeben, solches Leben aber in Seinen Sohn gelegt, diesem habe Er gegeben, das Leben in Ihm selber zu haben, da sollen wir’s empfangen. Wer den Sohn habe, der habe das ewige Leben, denn dieser sei der wahrhaftige Gott und das ewige Leben, V. 20. So ist also die Lehre, daß Christus der Sohn Gottes und wahrhaftiger Gott ist, nichts Trockenes und Unfruchtbares, denn sie zeigt mir, wo ich das höchste Gut, nämlich das ewige Leben empfangen könne. Wenn ich zu Christo komme, und Ihn finde und habe, so kann und darf ich nicht höher hinaufsteigen, denn Er ist selbst der Allerhöchste. Er ist der Weg und das Ziel zugleich. Das Leben ist in Ihm, und Er ist selbst das Leben Seiner Auserwählten.

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter


Übersicht 1. Johannesbrief

Eingestellt am 2. Juli 2022