Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämens; und wer viel lehren muß, der muß viel leiden. (Prediger 1, 18)
Das ist der Schluß, den Salomo machen muß aus seinem Streben, in der Weisheit dieser Welt Leben und Genüge zu finden. Es ist eine verfehlte Unternehmung, die keinen Vorteil gebracht hat, sondern nur Nachteil. Denn da alle Weisheit, die das Eitle erforscht, nicht über die Eitelkeit hinauskommt, so kann ihr Besitz nur „Grämen“ über verfehlte Mühe, nur Kummer und Schmerzen eintragen. Je weiser also, desto unglücklicher; „wer viel lernt, viel weiß“ (so heißt es wörtlich nach dem Hebräischen), „muß viel leiden“. In der Welt der Eitelkeit ist ein weiser Mann ein armer Mann. So endet das erste Kapitel. Es ist Alles eitel, und gegen diese Eitelkeit giebt auch die allerhöchste Weisheit dieser Welt keinen Trost.
Gott sei gelobt, daß wir Christen einen Trost wissen in Jesu Christo, in welchem aller Weisheit höchste Fülle verborgen liegt. Was die Weisheit von unten nie gefunden, das hat die göttliche Weisheit erfunden, nämlich eine ewige Erlösung von der Eitelkeit der Eitelkeiten in dem Blute und den Wunden Jesu Christi. Auf Ihn, auf Jesum Christum will auch der Prediger Salomo ein Zuchtmeister sein. Indem er uns die Dinge dieser Welt und alle Weisheit dieser Welt in Scherben schlägt, erweckt und steigert er die Sehnsucht in uns nach dem, der siegend über dem Staube dieser Erde steht. Wohl dem, der nicht bloß sprechen kann: „An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd’“, sondern der auch fortfahren kann: „Was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert!“
Amen.