3. Mose 1, 1

Und der HERR rief Mose und redete mit ihm aus der Hütte des Stifts und sprach: 2 Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Welcher unter euch dem HERRN ein Opfer tun will, der tue es von dem Vieh, von Rindern und Schafen.

Ich erinnere mich mit Schrecken an ein kleines Erlebnis. Da bemühte ich mich um das Verständnis einer Prophetenstelle. Eines Tages besuchte mich ein lieber alter Bruder. Den fragte ich um seine Meinung.

Da äußerte er mit überlegenem Lächeln: „Dieser ganze Abschnitt geht nur Israel nach seiner Bekehrung an.“ Ich war aufs tiefste erschrocken. Wer will denn mit Bestimmtheit solche Dinge sagen? Da werden wir am Ende abhängig von solchen Schriftgelehrten, bei denen wir uns Rat holen müssen, welche Bibelstellen uns betreffen und welche nicht.

Kurz: Wir wollen uns hüten vor Leuten, die uns unsere herrliche Zitadelle abmontieren wollen. Gewiß gibt es weite Stellen der Schrift, die mir wie ein trockenes Dornengestrüpp vorkommen. Aber ich bin überzeugt: Das liegt an meinen blinden Augen und nicht an der Bibel.

Ich erinnere mich, daß ich als junger Mann einmal meine Mutter über der Bibel fand. Da sagte sie mit fröhlichem Gesicht: „Ich lese gerade so herrliche Sachen im 3. Mose-Buch.“ Das verschlug mir einen Augenblick den Atem. Denn ich hatte auch gerade diese Opfervorschriften gelesen und dabei gedacht, damit könne man doch nun wirklich nichts
anfangen. Und da saß nun meine ungelehrte Mutter und hatte die herrlichsten Dinge gehört. Heute verstehe ich sie gut. Heute freue ich mich auch am 3. Mose-Buch. Jetzt lese ich 40 Jahre lang die Bibel. Und in diesen 40 Jahren hat mir Gott für vieles die Augen aufgetan.

Es gibt kein Wort der Heiligen Schrift, durch das unser Herr nicht zu uns reden könnte, wenn es Ihm gefällt. Darum wollen wir dabei bleiben: Das ganze Wort Gottes soll es sein.
Es soll uns niemand auch nur einen Ziegelstein von unserer Burg abmontieren.

(Aus: Wilhelm Busch, Verkündigung im Angriff)