5. Mose 1, 38

Aber Josua, der Sohn Nuns, der dein Diener ist, der soll hinein kommen. Denselben stärke; denn er soll Israel das Erbe austeilen. (5. Mose 1, 38)

Mose durfte das gelobte Land nicht betreten; Josua aber, sein Diener, sollte hinein kommen. Ihn bestimmte Gott zu Moses Nachfolger, der Israel das Erbe auszutheilen hatte. Wenn Gott einem Menschen große Gaben und mit denselben große Aufgaben gegeben hat, so daß er Großes leistet und zu großen Ehren kommt, so ist es für solche Leute, seien es Männer oder Frauen, oft sehr schwer, wenn sie im Alter zurücktreten sollen. Man sollte meinen, daß die Abnahme der Kräfte ausreichen würde, ihnen den Rücktritt zu erleichtern; aber das ist gewöhnlich nicht der Fall. Woher kommt diese so häufige Erscheinung?

Gerade bei bedeutenden Menschen setzt sich leicht ein Gefühl der Unentbehrlichkeit fest, sie meinen, es gehe nicht ohne sie. Damit ist im Geheimen wohl auch Ehrsucht verbunden. Ach, wie leicht setzt sie sich fest, wenn man Jahre lang eine hervorragende Stellung hatte. So kommt es, dass man auch dann den Posten nicht verlassen will, wenn man ihm in keiner Weise mehr gewachsen ist. Wie unendlich viel ist dem Reiche Gottes schon dadurch geschadet worden, wenn altersschwache Leute nicht abtreten konnten! – Welch ein armseliges Geschöpf ist doch der Mensch, auch der bedeutende Mensch! Wird das Abtreten schon altersschwachen Leuten schwer, wie viel schwerer mußte es Mose werden, von dem es heißt: Seine Augen waren nicht dunkel geworden, und seine Kraft war nicht verfallen (5. Mose 34, 7). Allein, auch er mußte sich beugen und hat sich gebeugt unter seines Gottes Hand. Ja, wir alle müssen lernen: Gott braucht uns nicht, er kann uns von heute auf morgen entbehren. Wohl uns, wenn diese Wahrheit Praxis bei uns wird und wir dem Herrn im Alter keine Schande machen durch ehrwürdige Selbstsucht. Mose sollte seinen Nachfolger vorbereiten; „denselben stärke“, sagte ihm der Herr. Er hat es auf schöne Weise getan nach 5. Mose 31, 7.8. Wir sehen keine Spur von Empfindlichkeit bei Mose; er weiß, des Volkes Sache ist Gottes Sache. Stärken wir auch jüngere Kräfte und machen wir uns entbehrlich. Das gilt auch manchen Hausmüttern und Anstaltsvorsteherinnen.

Ja Herr, Du brauchst uns nicht, des freuen wir uns. Rüste Du Dir Werkzeuge aus, auch in unsern Tagen!  Amen.

(Elias Schrenk)

Eingestellt am 21. Juli 2023