Was von außen und von innen (Francke, Württ. Gesangbuch 1912 #318)

1) Was von außen und von innen
täglich meine Seele drückt
und hält Herz, Gemüt und Sinnen
unter seiner Last gebückt,
in dem allem ist dein Wille,
Gott, der aller Unruh‘ wehrt
und mein Herz hält in der Stille,
bis es deine Hilf‘ erfährt.

2) Denn du bist mein Fels auf Erden,
da ich still und sicher leb‘;
deine Hilfe muß mir werden,
so ich mich dir übergeb‘.
Dein Schutz ist mein Trutz alleine
gegen Sünde, Not und Tod;
denn mein Leiden ist das deine,
weil ich dein bin, o mein Gott.

3) Auf dich harr‘ ich, wenn das Leiden
nicht so bald zum Ende eilt;
dich und mich kann’s nimmer scheiden,
wenn’s gleich noch so lang verweilt.
Und auch dies mein gläubig Hoffen
hab‘ ich nur allein von dir;
durch dich steht mein Herz dir offen,
daß du solches schaffs in mir.

4) Bei dir ist mein Heil und Ehre,
meine starke Zuversicht;
willst du, daß die Not sich mehre,
weiß ich doch, du läßt mich nicht.
Meint der Feind mich zu erreichen,
und zu werfen unter sich,
will ich auf den Felsen weichen,
der wirft alles unter mich.

5) Lieben Leute, traut beständig
auf ihn als auf euren Hort!
Er ist Gott und heißt lebendig,
ist euch nah an jedem Ort.
Wenn und wo euch Hilfe nötig,
da klopft an: Er ist zu Haus,
kommt und ist zur Hilf erbötig;
schüttet euer Herz nur aus!

6) Aber wie kann’s dem gelingen,
der auf Fleisch die Hoffnung setzt?
Große Leut‘ sind samt geringen
in der Not gar ohn‘ Gewicht.
Traut doch lieber auf den e i n e n,
welcher Lieb und Allmacht hat.
Deß er helfen will den Seinen,
das beweist er mit der Tat.

7) Auf dich, mein Gott, bau ich feste,
geh in aller Stille hin;
denn zuletzt kommt doch das Beste,
und das End‘ ist mein Gewinn.
Deine Allmacht hilft mir tragen,
deine Lieb‘ versüßet mir
alles Bittre, alle Plagen;
darum bin ich still zu dir.

8) Laß, o Seele, es nur gehen,
wie es geht, und sorge nicht!
Endlich wirst du dennoch sehen,
daß Gott übt ein recht‘ Gericht.
Jetzo ist er deine Stärke,
daß dir gar nichts schaden kann,;
dort vergilt er alle Werke,
so ein jeder hat getan.

9) Breit, o Herr doch deine Güte
über mich, nimm mich in dich.
So wird hinfort mein Gemüte
stille bleiben ewiglich.
Werde alles und in allen;
gib uns, daß wir dir allein
trachten allzeit zu gefallen,
so wird alles stille sein.

Liedtext: August Hermann Francke (1663-1727)
Melodie: um 1740, bei J. Thommen 1745 O du Liebe meiner Liebe„, „Herz und Herz vereint zusammen“, „O Durchbrecher aller Bande

Das Lied „Was von außen  und von innen“ erschien zum erstenmal gedruckt als Anhang zu einer Leichenpredigt, welche August Hermann Francke (1663-1727) der Eleonore geb. Kubitz, der Frau des Johann Heinrich Michaelis, Professors der Theologie zu Halle, in der St. Georgenkirche zu Glaucha am 1. November 17i1 über Psalm 62. 2 hielt, und wobei sein Thema war: „Das stille Harren der Gläubigen auf die Hilfe ihres Gottes“. Das angehängte Lied hat die Überschrift (Psalm 62): Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Melodie: „O Durchbrecher aller Bande“.

weiter zur Geschichte dieses Liedes

Quellen:

Lied Nr. 318: Gesangbuch für die evangelische Kirche in Württemberg, Schmuckausgabe, S.  338f. (Verlagskontor des evangelischen Gesangbuchs, Stuttgart 1912)

Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs mit besonderer Rücksicht auf Würtemberg. Von Eduard Emil Koch, Pfarrer in Großaspach. Zweiter Teil: Die Lieder und Weisen. Druck und Verlag der Chr. Belser’schen Buchhandlung, 1847.

Weblinks und Verweise:

Liedeintrag bei Hymnary.org

Übersicht der Werke von August Hermann Francke bei deutscheslied.com

Lied Nr. 473: Gesangbuch der Evangelischen Kirche; herausgegeben von der Deutschen Evangelischen Synode von Nord-Amerika. St. Louis, Missouri/U.S.A., 1908. Denomination: Evangelical Synod of North America (externer Link zu Hymnary.org)

Notensatz, 4stimmig (pdf) und Audiofiles (midi, mp3, bei J. Thommen „Christian Hearts in Love united“, externer Link zu Hymnary.org)

Notenblatt, Melodie als jpg-File (BWV 491, externer Link zu Bach Cantatas Website)

Melodie: Erbaulicher Musicalischer Christen-Schatz, Basel 1745; Moravian Chorale Book manuscript, Herrnhut 1735; Johann Thommen’s Christenschatz, 1745.