3. November

Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.
Matthäus 16, 24

Die Nachfolge Christi setzt eine große Selbstverleugnung, voraus, und fordert sie so entschieden, daß Christus erklärt, daß wer sich nicht verleugnen könne, auch sein Jünger nicht sei.

Aber freilich, wie kann man nur seiner heilsamen Forderung: „Lernet von mir!“ ohne Selbstverleugnung entsprechen? Denn, wollen wir von ihm lernen, so müssen wir uns von aller eigenen Weisheit leer achten, wiewohl man freilich auch im Natürlichen keine
Kunst erlernen kann, es sei denn, daß man glaube, man verstehe sie nicht, der Meister aber verstehe sie. Jesu Lehre geht auch überhaupt so schnurstracks gegen den eigenen Willen, gegen die Eigenliebe und Eigengerechtigkeit, sogar gegen das eigene Tun und Wirken an, daß man tausendfachen Anlaß zur Selbstverleugnung findet.

Sie setzt überhaupt in Streit wider den ganzen alten Menschen, den sie an’s Kreuz und in den Tod bringt, und ihm Schmerzen genug verursacht. Die Lehre Jesu bleibt aber in
Ewigkeit, so daß er es sogar für leichter erklärt, daß Himmel und Erde vergehen, als eins seiner Worte. Wie er es sagt, so hat es sich, so wird es kommen und sich machen, es streite dagegen, oder spotte darüber, wer und wie es auch sei. Von der Apostelzeit her hat sich List und Gewalt, Bosheit und Klugheit gegen die Lehre Jesu aufgelehnt, und unzählige Ketzereien sind entstanden. Wirklich ist sie auch aus Asien und Afrika, wo sie sonst blühte, ganz verdrängt; aber immer hat sich ein Häuflein gefunden und wird sich eins finden, das ihm von ganzem Herzen anhängt, und endlich wird sie über alles
triumphieren und alles  e i n  Hirt  und  e i n e  Herde werden.

Mein Himmelsmeister, mein Prophete,
Schenk‘ mir ein Herz, das mit Bedacht
In Lernbegierde vor dich trete,
Und geb‘ auf deinen Wink recht acht!

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Bibelverse: Luther 1912 (Bibel Online)

Aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

Eingestellt am 15. März 2022 – Letzte Überarbeitung am 15. November 2022