Offenbarung 9, 3

Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde; und ihnen ward Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben.

Was verbirgt sich hinter dem Bild der Heuschrecken?

Zuerst einmal ist es wichtig, zu verstehen, dass es sich bei den Heuschrecken um ein Bild handelt. Aus dem Text geht hervor, dass ihnen begrenzte Macht gegeben ist, um Menschen zu quälen. Die Qual selbst ist wahrscheinlich körperliche Qual, denn sie quälen wie Skorpione, deren Stich auch sehr schmerzhaft sein kann. Nur solche Menschen sind betroffen, die kein Siegel Gottes (Heiliger Geist?) tragen. Die Beschreibung vermittelt den Eindruck von Eroberung und Sieg.

Die Heuschrecken sind intelligent (menschliches Angesicht), attraktiv (Frauenhaare), grausam (Zähne von Löwen), schwer anzugreifen (Panzer) und wirken demoralisierend (Lärm). Über ihnen steht als König ein Engel, bei dem es sich vielleicht um den Teufel handelt (Abaddon = Zerstörung; Apollyon = Verderber). Der Rauch, aus dem die Heuschrecken kommen, entstammt dem Abgrund (abyssos), dem Ort, aus dem das Tier aufsteigt (Offenbarung 11, 7; 17, 8), in dem der Satan 1000 Jahre eingeschlossen sein wird, der Ort der Geister (Römer 10, 7) und nach apokrypher jüdischer Literatur der Aufenthaltsort des Satans, der gefallenen Engel und der gefallenen Menschen.

Fazit: Das Bild der Heuschrecken ist ein Bild für eine dämonische Macht von Engeln, die unerbittlich quälend über die Menschen herfällt, die nicht unter dem Schutz Gottes stehen, bis diese wünschen, zu sterben, es aber nicht können.

Quelle: FROGWORDS


Aus diesem Dunstkreis kommen  H e u s c h r e c k e n  hervor. Was deren Schwärme im Reich der Natur anrichten, ist nirgends anschaulicher und zutreffender geschildert als beim Propheten Joel (Joel 1, 2-14).

Hier aber vollziehen sie ein Gericht Gottes – nicht an der Wohnstätte der Menschen, sondern geradewegs an den Menschen selbst. Aber eben damit hören sie auf, nur gewöhnlichen Heuschrecken zu gleichen. Hat schon die Heuschrecke, die wir ja auch „Heupferd“ nennen, etwas an sich, das sie mit dem Rosse vergleichen läßt (Joel 2, 4), so sind diese Heuschrecken wie Rosse, die zum Krieg, zum Angriff auf die Menschen ausgerüstet sind. Sie haben (Vers 3) „Macht wie Skorpionen“, die mit giftigem Stich den Menschen namenlose Qual schaffen, und sie heißen im Verlauf nicht mehr „Heuschrecken“, sondern „heuschreckenähnliche Gestalten“ (V. 7, „gleich den Rossen“), mit Kronen, die wie Gold aussehen; sie blenden also durch vornehm tuenden Schimmer. Sie schauen gar menschlich und vernünftig drein: „ihr Antlitz ist gleich der Menschen Antlitz“; und sie locken weich und verführerisch im Schmuck der „Weiberhaare“. Ihr Angriff geschieht demnach so: gleißend, scheinbar menschlich vernünftig und zum Sinnengenusse verführend kommen sie daher. Aber wer nicht widersteht und ihnen entflieht, bekommt ihre Zähne zu fühlen, ganz wie es bei Sirach (21, 2f.) von der Sünde heißt: „So du ihr zu nahe kommst, so sticht sie dich; ihre Zähne sind wie Löwenzähne und töten den Menschen.“ – Man kann nicht über sie Herr werden; sie verwunden und vergiften die Leute, aber sie sind selbst unverwundbar, wie eisengepanzert. Man kann auch nicht gegen ihr Massenwüten aufkommen: Ihr Schwarm fährt durch die Luft daher, daß es dröhnt, wie wenn viele rossebespannte Streitwagen anstürmten. Sie beherrschen also die geistige Atmosphäre ihrer Tage, und wie die Gesamtheit ihnen ausgeliefert ist, so ist auch der Einzelne gegen sie machtlos. Aber niemand denkt auch daran, wenn sie einherschwirren, welche furchtbare Plage sie bringen; denn wie der Skorpion im Schwanz seine Waffe hat, so quälen auch sie hinterrücks die Menschen, wenn man meint, sie wären vorüber.

Die Qual aber, die sie bringen, ist so unerträglich, daß die Menschen vor Schmerzen wie rasend gemacht in der Verzweiflung nur noch sterben möchten, aber sie werden nur grausam gemartert und müssen die Pein an ihrem Leibe herumtragen, bis die Zeit der Quälgeister vorüber ist. Die Menschen mögen denken, das sei nun eben eine allgemein herrschende Krankheitsplage, die allenthalben um sich greife; in Wahrheit aber ist es „der Engel des Abgrunds“, der Satan selbst, dem Gott sie ausliefert und der sein Seelen und Leiber verderbendes Wüten nach Gottes gerichtlichem Ratschluß an denen üben darf, die Gott den Abschied gegeben haben.

Verderben aus der Hölle ist es, was er über die Welt bringt; das ist ausgedrückt in dem griechischen Namen des Fürsten des Todes und der Hölle, „Apollyon“, d.h. „Verderber“, und vielleicht noch schrecklicher im hebräischen Namen „Abaddon“, d.h. sowohl „Verderben“ als auch „Reich des Verderbens, Todesreich“.

(Christian Römer)


Eingestellt am 11. Mai 2024