Ein jeglicher bleibe in dem Beruf, darin er berufen ist. (1. Kor. 7, 20)
Ein jeglicher, liebe Brüder, worin er berufen ist, darin bleibe er bei Gott.
(1. Kor. 7, 24)
Manche Leute haben das törichte Vorurteil, daß der einzige Weg, wie sie Gott dienen können, darin bestehe, Prediger oder Sendboten unter den Heiden, oder Gehilfen in der Verbreitung christlicher Schriften zu werden. Ach! Wie viele wären von aller Möglichkeit ausgeschlossen, den Höchsten zu verherrlichen, wenn dem also wäre! Liebe Freunde, nicht das Amt, sondern der Eifer ist die Hauptsache; nicht die Stellung, sondern die Gnade macht uns tüchtig, Gott zu erhöhen. Wahrlich, Gott wird mehr verherrlicht in der Werkstätte, in welcher der fromme Handwerker unter der Arbeit Lieder von der Liebe Jesu singt, als in manchem prachtvollen Saal, wo die öffentliche gottesdienstliche Übung ihren heiligen Pflichten obliegt. Der Name Jesu wird von dem armen, ungebildeten Fuhrmann ebenso verherrlicht, während er seine Pferde leitet und seinem Gott dankt, oder am Straßenrande mit seinem Nebenmenschen sich unterhält, als von dem allgemein geachteten Prediger, welcher wie eines der beiden Donnerskinder in einem großen Kreise das Evangelium mit mächtiger Stimme verkündigt.
Gott wird verherrlicht, wenn wir Ihm in unserem verordneten Beruf dienen. Darum hüte dich, lieber Freund, daß du nicht den Pfad deiner Pflicht verlässest durch Vernachlässigung deines Berufes, und hüte dich, daß du dein Bekenntnis nicht verunehrst, wenn du deinem Beruf nicht treu bleibst. Denke wenig an dich selbst, aber achte deinen Beruf nicht gering. Jede rechtmäßige Arbeit kann durch das Evangelium auf das schönste geziert werden. Gehe hin zur Bibel, so findest du die untergeordnetsten Berufsarten entweder mit den kühnsten Glaubenstaten verwoben, oder an Personen geknüpft, deren heiliger Wandel ein leuchtendes Vorbild hinterließ.
Darum sei nicht unzufrieden mit deinem Beruf. In welche Stellung auch Gott dich berufen, oder welche Arbeit Er dir zugeteilt hat, bleibe dabei, es sei dir denn zur unzweifelhaften Gewißheit geworden, daß Er dich zu etwas anderm erwählt hat. Deine erste Sorge laß sein, Gott nach deinem besten Vermögen zu verherrlichen in der Lage, wo du dich befindest. Erfülle deinen gegenwärtigen Berufskreis zu seiner Ehre, und braucht Er dich in einem andern, so wird Er es dir schon zeigen. Gib dich ohne allen Ehrgeiz einer ergebungsvollen Zufriedenheit hin.
Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter