Amos 4, 1

Höret dies Wort, ihr fetten Kühe, die ihr auf dem Berge Samarias seid und den Dürftigen Unrecht tut und untertretet die Armen und sprecht zu euren Herren: Bringe her, laß uns saufen! (Amos 4, 1)

Es ist das dritte Mal im Buch Amos, daß Gott zum Volk Israel sagt: „Hört!“ – denn es schläft einen Todesschlaf. – Es ist nicht die Art Gottes, einen Menschen mit einem Tier zu vergleichen. Das machen heute sehr viele Menschen, indem sie die anderen karikieren und sie als Tiere darstellen. Wir spüren, hier ist Gericht vorhanden, wenn Gott die Menschen als Tiere kennzeichnet. Und wir leben im Zeitalter des Tieres. Bald wird sich Offenbarung 13 erfüllen, und das vorliegende Kapitel hat 13 Verse. Unsere Generation ist eine Generation, die es oft noch schlimmer treibt als die Tiere. Der Wohlstand hat dem Volk nicht zum Segen gedient, sondern zum Fluch. Dies geschieht immer dann, wenn der Mensch konsumiert, aber dem Schöpfer nicht dankt.

Quelle:

Unbelehrbar: Bibelarbeit über Amos 4. Audiovortrag von H.-D. Pfleiderer bei DWG Load.

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Je mehr ein Volk in seinem öffentlichen Leben das innerliche Taktgefühl für wahre Gerechtigkeit und sittlichen Anstand verloren hatte, desto fähiger wurde es, einen Synkretismus zwischen scheinheiliger Staatsreligion und wollüstiger Volksmoral zu pflegen. Ist die Religion erst nicht mehr das Gewissen des öffentlichen Lebens, dann
wird sie zur Schützerin der herrschenden Volkssünden. „Geht nach Bethel und sündigt! Nach Gilgal und mehrt das Sündigen! Und bringt am Morgen eure Schlachtopfer dar, alle drei Tage eure Zehnten! Und zündet an Lobopfer von Gesäuertem und ruft aus freiwillige Gaben, verkündet’s! Denn also liebt ihr’s, Söhne Israels, ist der Spruch des Herrn Jahve“.

Ein erschütterndes Kapitel, solche scheinheiligen Kultdienste des öffentlichen Volkslebens! Seelenloser Opferkultus und herrschende Staatsmoral vertrugen sich stets sehr gut miteinander, wenn sie sich gegenseitig zu Diensten standen. Auch jede Sünde verträgt die öffentliche Weihe durch den Priester, da sie sich dadurch vor der Öffentlichkeit gerechtfertigt sieht. Auch das Fleisch vermag zu opfern, Liebesgaben zu spenden, Feste Jahves zu feiern, wenn es dabei auf seinen Genuß und auf seine Rechnung kommt. Denn es opfert immer nur mit Berechnung.

Quelle:

Jakob Kroeker/Hans Brandenburg: Das lebendige Wort. Eine Einführung in die göttlichen Gedankengänge und Lebensprinzipien des Alten Testaments in 15 Bänden. Band 4: Amos – Hosea, Künder der Gerechtigkeit und Liebe.
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