An dir allein, an dir hab ich gesündigt (Gellert)

Bußlied (An Dir allein, an Dir hab ich gesündigt)

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1) An dir allein, an dir hab ich gesündigt,
Und übel oft vor dir getan.
Du siehst die Schuld, die mir den Fluch verkündigt;
Sieh, Gott, auch meinen Jammer an.

2) Dir ist mein Flehn, mein Seufzen nicht verborgen,
Und meine Tränen sind vor dir.
Ach Gott, mein Gott, wie lange soll ich sorgen?
Wie lang entfernst du dich von mir?

3) Herr, handle nicht mit mir nach meinen Sünden,
Vergilt mir nicht nach meiner Schuld.
Ich suche dich; laß mich dein Antlitz finden,
Du Gott der Langmut und Geduld!

4) Früh wollst du mich mit deiner Gnade füllen,
Gott, Vater der Barmherzigkeit.
Erfreue mich um deines Namens willen;
Du bist ein Gott, der gern erfreut.

5) Laß deinen Weg mich wieder freudig wallen,
Und lehre mich dein heilig‘ Recht,
Mich täglich tun nach deinem Wohlgefallen;
Du bist mein Gott, ich bin dein Knecht.

6) Herr, eile du, mein Schutz, mir beizustehen,
Und leite mich auf ebner Bahn.
Er hört mein Schrei’n, der Herr erhört mein Flehen,
Und nimmt sich meiner Seelen an.

Liedtext: 1757, Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
Musik: Johannes Thomas Rüegg

Schriftstellen (LUT):

An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf daß du recht behaltest in deinen Worten und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst.
(Psalm 51, 6)

Es gibt keinen Fall, der nicht den, der stürzt, verletzt. Jede Sünde verwundet ihren Täter, und er trägt ihre Narben zeitlebens an sich. Es gibt auch keinen Fall, der nicht auch die anderen schädigte, die mit uns zusammen leben; jeder Sturz überträgt auf sie einen Stoß und wir können nicht abmessen, wie weit sich diese Erschütterung erstreckt und was sie für Unheil anrichtet. Dennoch hat der Psalmist völlig recht: „An dir allein hab ich gesündigt“, nicht als ob meine Bosheit ihn schädigte und meine Missetat ihn kränkte oder ärgerte. Falle ich, so ist das für Gott kein Verlust. Dennoch „An dir allein habe ich gesündigt“: Dein Gebot ist zerrissen, dein Schöpferrecht in seiner königlichen Größe ist bestritten. Dein Wort warf ich weg und habe mich von der Hand losgelöst. Das ist das Sündliche in meinem Tun, das unbedingt Verwerfliche, was nicht geschehen darf. Weil meine Sünde mein Verhältnis zu Gott berührt, darum liegt auf ihr der Fluch, der mich ganz entehrt und ganz vernichtet. Wenn ich mich selber durch mein Sündigen schädige, was liegt an mir? Wenn die anderen Menschen durch mein Unrecht leiden, so kann mir das bittere Reue und Tränen bringen; doch was sind wir Menschen ohne Gott? Heilig und unzerreißbar wird das Band, das uns miteinander durch Recht und Pflicht vereint, dadurch, daß Gott es um uns gewunden hat. Daß ich Gottes Feind geworden bin, indem ich den Menschen entehre und verderbe, das ist die Sünde, die jeden, der sie tut, verdirbt. Weil wir an Gott sündigen, sind wir auf ihn geworfen, daß er uns vergebe, und darum ist die Vergebung, die er uns gewähret, unsere vollständige Aufrichtung.

Daß du unser Gott bist, ewiger Gott, Schöpfer und Erlöser, das führt uns zur Buße und ist unser Heil. Das macht unsere Buße tief und den Dank für dein Vergeben groß. Amen.

(Adolf SchlatterPsalter)

Siehe an meinen Jammer und mein Elend und vergib mir alle meine Sünden! (Psalm 25,18)

Ich bin so müde vom Seufzen; ich schwemme mein Bett die ganze Nacht und netze mit meinen Tränen mein Lager. (Psalm 6, 7)

Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. (Psalm 103, 10)

Laß dein Antlitz leuchten über deinen Knecht und lehre mich deine Rechte. (Psalm 119, 135)

Fülle uns früh mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. (Psalm 90, 14)

HERR, erquicke mich um deines Namens willen; führe meine Seele aus der Not um deiner Gerechtigkeit willen. (Psalm 143, 11)

Ich will dich den Weg der Weisheit führen; ich will dich auf rechter Bahn leiten. (Spr. 4, 11)

Weblinks und Verweise

Liedeintrag bei Christliche Gedichte und Lieder

Geistliche Oden und Lieder, von C.F. Gellert, S. 102. Weidmannische Handlung, 1757 [Digitalisat, pdf, externer Link zu bibelkreis.de]

Kirchenbuch der Ev.- Luth.-Christus Gemeinde, in New York. The Congregation, New York, N.Y., 1884

Johann Peter Lange: Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied Nr. 444.

Notensatz, 4stimmig (Musik: Joh. Thomas Rüegg, externer Link zu Christ My Song; ausschließlich nichtkommerzielle Nutzung) – Audiofile (midi)

Eingestellt am 22. September 2020 – Letzte Überarbeitung am 19. August 2023