Gemeinde Gottes

Die Bezeichnung „Gemeinde Gottes“ (engl.: „Church of God“) wird von Freikirchen mit unterschiedlicher Ausrichtung verwendet, weshalb bei der Beurteilung oftmals Verwechslungen und Fehleinschätzungen unterlaufen. Durch die Verwendung besonderer Zusätze soll eine Unterscheidung ermöglicht werden. Parallel dazu wurde zunehmend auch Church of Christ (Gemeinde Christi) häufig als Denominationsbezeichnung gewählt.

Hauptsächlich kann man Gemeinden Gottes aus der Heiligungsbewegung und Gemeinden Gottes aus der Pfingstbewegung unterscheiden.

Gemeinden Gottes aus der Heiligungsbewegung

Der 1797 in Walkersville/Maryland geborene Pfarrer John Winebrenner ( 1860), der im Jahre 1820 in der Deutschen Reformierten Kirche in Harrisburg (Pasadena, U.S.A) ordiniert wurde, gründete im Jahre 1830 die „Church of God in North America“Seine Erweckungspredigten und sein Revival Hymn-Book (1825) hatten zum Bruch zwischen seinen Anhängern und der reformierten Kirche geführt.

Die von Winebrenner gegründete Kirche nennt sich heute „Churches of God, General Confererence (Winebrenner)“, abgekürzt CGGC.

Die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments ist die einzige Norm für Lehre und Wandel; Winebrenner verzichtete auf die Formulierung eines Glaubensbekenntnisses. Nur wahre Gläubige werden zum Abendmahl zugelassen; die Taufe erfolgt durch Untertauchen. Besonders ist weiterhin das Praktizieren der Fußwaschung als religiöse Verordnung [1, 2]. Im Jahr 1961 existierten weltweit 376 Gemeinden mit insgesamt 37000 Mitgliedern [2]; im Jahr 2000 waren es 336 Gemeinden mit ca. 32000 Mitgliedern [3].

In einer Versammlung, die vermutlich ein Anhänger Weinbrenners hielt, erlebte im Jahr 1865 der Landschullehrer Daniel Sidney Warner (1842-1895) seine Bekehrung. Von da an widmete er sich intensiv dem Bibelstudium und dem Gebet; im Alter von 23 Jahren besuchte er das Oberlin College (Ohio) für eine kurze Zeit. Im Jahr 1867 bekam er die Erlaubnis zum Predigen und diente in einer Gemeinde Gottes in Nebraska. Von der Heiligungsbewegung, dieihn zu dieser Zeit beeinflußte, übernahm er die Lehre von der Vollkommenheit und verkündigte sie. Seine Gemeinschaft entzog ihm daraufhin im Jahr 1878 die Predigtbefugnis.

Nach seinem Ausschluß dort suchte er die Gemeinschaft mit verschiedenen Gruppen, darunter die Mennoniten und die Heilsarmee. Zusammen mit fünf weitere Personen bildete Warner die erste Gemeinde einer „neuen“ Bewegung. Im Oktober 1881 folgte die zweite Gemeinde. 1880 veröffentlichte D. S. Warner seine Arbeit Bible Proofs of the Second Work of Grace. Aus der Sicht der Kirche bedeutete diese Aktion den Beginn der „Church of God (Reformation)“. Im folgenden Jahr wurde „The Gospel Trumpet“ (deutsch: Die Evangeliums-Posaune) das offizielle Sprachrohr der Bewegung und blieb es für viele Jahrzehnte, auch nach seinem Tod.

Zur Ausbildung der Prediger wurde das so genannte „Trumpet House“ errichtet; in der Folge entstand daraus ein College und ein theologisches Seminar in Anderson/Indiana. Die entstandenen Gemeinden schlossen sich zur „Church of God (Anderson)“ zusammen. Diese sind selbständig, jedoch besteht durch die „Konferenz der Prediger“ wie auch durch die jährlich stattfindende „Lagerversammlung“ eine intensive Verbindung untereinander [2, 6].

Die Gemeinden Gottes, die auf D.S. Warner zurückgehen, sind in Deutschland heute im Freikirchlichen Bund der Gemeinden Gottes zusammengeschlossen [4, 5].

Die „Church of God (Guthrie, Oklahoma)“, eine Körperschaft der konservativen Heiligkeitsbewegung, entstand in den 1910er Jahren als Ergebnis einer Trennung von der Church of God (Anderson, Indiana), die an den traditionellen Standards äußerer Heiligkeit festhalten wollte.

 Im Handbuch Orientierung bewertet der Theologe Dr. Lothar Gassmann die bezüglich der Heiligung von verschiedenen Gemeinden Gottes vertretene Zwei-Stufen-Lehre, welche lautet:

„Freiheit von jeder äußeren Sünde und Freiheit von jeder Absicht zur Sünde. Um diesen Stand zu erreichen und ausleben zu können, ist eine zweite Erfahrung nach der Wiedergeburt nötig, das sogenannte ´zweite Gnadenwerk`“  

Gassmann schreibt [1]:

„Hier schleicht sich die Gefahr des Perfektionismus ein, gegen den sich verschiedene Gemeinde Gottes jedoch abgrenzen. In der Gegenwart gibt es zahlreiche Aufspaltungen der Gemeinde Gottes von der exklusiven Richtung der reorganisierten Gemeinde Gottes (Friedrichshall und Königsbach) mit strengen Verhaltens- und Kleidervorschriften über andere exklusive, aber weniger strenge Richtungen (z.B. Hamm und Pforzheim-Hagenschieß) bis hin zur weithin geöffneten Richtung (Fritzlar) mit modernen Gottesdienstformen und Mitarbeit in der Evangelischen Allianz.

Die Tragik der Gemeinde Gottes besteht darin, daß sie ein Einigungswerk aller wiedergeborenen Christen sein wollte, aber faktisch zu einer eigenen Denomination (mit zahlreichen Aufsplitterungen) geworden ist“.

Weblinks und Verweise

[1] Gassmann, Lothar: Handbuch Orientierung – Artikel „Gemeinde Gottes

[2] Hutten, Karl: Seher, Grübler, Enthusiasten: Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen, S. 277-282: „Die Gemeinde Gottes“. 13. Auflage. Quell-Verlag, Stuttgart 1984.

[3] Wikipedia (EN): Churches of God General Conference (Winebrenner)

[4] Geschichte des Freikirchlichen Bundes der Gemeinde Gottes e.V. (Externer Link zu Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes e.V.)

[5] Wie es begann – Perspektiven und Posaune – Anfänge der Bewegung der Gemeinde Gottes und der Zeitschrift »Perspektiven« (Nachfolger der »Evangeliums Posaune«). Externer Link zu Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes e.V.

[6] Seite Church of God (Anderson, Indiana), in: Wikipedia (EN)

Eingestellt am 11. Juni 2021 – Letzte Überarbeitung am 4. April 2023