1. Thessalonicher 3, 9

Denn was für einen Dank können wir Gott vergelten um euch für alle diese Freude, die wir haben von euch vor unserm Gott? (1. Thess. 3, 9)

Paulus hatte von Athen aus den Timotheus nach Thessalonich gesandt, um sich zu erkundigen, wie sich die neugepflanzte Gemeinde daselbst unter den Trübsalen, denen sie ausgesetzt war, verhalte. Da nun Timotheus wieder zu dem Apostel Paulus zurück kam, und ihm den Glauben und die Liebe der Thessalonicher verkündigte, so wurde dieser über sie getröstet, ja er wurde lebendig, das ist aufgemuntert, und sagte in dem zärtlichen Brief, den er unter dem Gefühl dieser Wonne an die Thessalonicher schrieb, unter Anderem: was für einen Dank können wir Gott vergelten um euch, für alle diese Freude, die wir haben von euch vor unserm Gott?

Die Thessalonicher hatten Gott für Vieles zu danken, das Er ihnen durch den Dienst des Paulus erwiesen hatte; wie sie denn durch denselben aus blinden Juden und Heiden zu erleuchteten und begnadigten Christen worden waren. Paulus aber dankte Gott auch, ja er bezeugte, er wisse nicht, wie er Ihm genug danken könne für die Freude, welche er wegen der Thessalonicher vor Gott habe.

Diese Freude ist einem jeden evangelischen Lehrer zu gönnen und zu wünschen. Säen und lange keine Frucht erblicken, ist eine kümmerliche Arbeit, die man aber doch eine Zeit lang in der Hoffnung, daß Gott Sein Gedeihen zu rechter Zeit geben werde, verrichten muß. Wenn aber, wo nicht bei einer ganzen Gemeinde, doch aber bei einem Teil derselben eine Frucht hervor kommt, so gereicht’s einem treuen Lehrer zur Freude, und er soll nicht vergessen, dem HErrn dafür zu danken, und wenn die Frucht beständig bleibt und immer mehr erstarkt und zum Einsammeln in die himmlische Scheune reist, so ist dieses wiederum eine Ursache der Freude und des Dankes gegen Gott. Diejenigen Hirten, welche der Heiland Mietlinge nennt, sind freilich nicht so gesinnt. Sie haben den wahren Zweck ihres Amts, welcher die Bekehrung und Seligmachung ihrer Zuhörer ist, nicht vor Augen, gleichwie sie auch selbst sich nicht bekehren wollen, damit sie selig würden. Sie predigen also, damit geprediget sei, und richten alle ihre Amtsverrichtungen aus, damit sie ausgerichtet seien und der obrigkeitlichen Verordnung ein Genüge geschehe. Dabei trösten sie sich ihrer guten Tage, und freuen sich über ihr Einkommen, wenn dessen viel wird: auch rühmen sie sich, wenn sie über das Volk herrschen, und durch den Beistand des weltlichen Amts einem oder dem andern Unfug steuern können, obschon daneben keine Seele durch ihren Dienst gewonnen worden ist.

HErr Jesu! Du hast zu Deinen Jüngern gesagt: die Ernte ist groß, aber wenig sind der Arbeiter; darum bittet den HErrn der Ernte, daß Er Arbeiter in Seine Ernte sende. Wir bitten nun Dich, daß Du, weil es auch jetzt so steht, wie Du gesagt hast, wahre und treue Arbeiter in Deine Ernte sendest, und ein solches Gedeihen zu ihrer Arbeit gebest, daß sie ihr Amt mit Freuden und nicht mit Seufzen tun können. Dir gebührt der Dank für Alles, das Du getan hast und tun wirst.

(Magnus Friedrich Roos)


Übersicht 1. Thessalonicher 3

Eingestellt am 18. Oktober 2023