2. Mose 14, 14

Der Herr wird für euch streiten, ihr aber werdet stille sein. (2. Mose 14, 14)

Betrachtung zum 3. Juli

Es ist nicht schwer stille zu sein, wenn alles um uns her stille ist; wenn es aber stürmt um uns her, und wir keinen Ausweg sehen, so ist es schwer, stille zu sein. Am schwierigsten ist es in den Zeiten, in welchen uns unser Gewissen anklagt, wir haben unsere Not selbst verschuldet, oder wenigstens mitverschuldet. Leiden dann noch Andere unter dieser unserer Schuld, so drückt es doppelt und man ist sehr unruhig. Wie kann man in solcher Not stille werden? Nur durch Gnade.

Es ist schon Gnade, wenn wir unsere Schuld erkennen. Wie manche haben sich durch rasches Handeln, durch Trachten nach großen Dingen, durch Gewissenlosigkeit in die schwierigsten Lagen gebracht, wollen aber ihre eigene Schuld nicht eingestehen. Solche Leute sind entweder verblendet, oder sie sind zu hochmütig, ihre Sünden zu bekennen. So lange sie so stehen, kann ihnen nicht geholfen werden. Gestehen wir aber unsere Schuld ein, und demütigen wir uns vor Gott und Menschen, so ist damit schon ein großes Stück Last abgenommen, denn am meisten drückt die Sünde. Den Demütigen vergibt Gott und schafft ihnen einen Ausweg. Bedenklich ist es, wenn man in Notzeiten statt stille zu werden, in seiner unruhigen Selbsttätigkeit auf Kunstgriffe, auf unredliche Mittel verfällt, also Gott nicht helfen läßt, sondern Selbsthilfe an die Stelle von Gottes Hilfe setzt. Solche Menschen verwickeln sich in immer größere Not und enden meistens mit Schande auch vor Menschen. Hüten wir uns doch, durch Kunstmittel stille werden zu wollen! Das Herz wird nur vor Gott, durch demütige Beugung in seiner Gnade stille. Haben wir Gnade empfangen, so können wir im Stillesein auch ein wenig warten, bis Gottes Stunde schlägt.

Israel war nicht durch eigene Wahl in seine Notlage gekommen; der Herr hatte das Volk aus Ägypten geführt und an das Ufer des roten Meeres gestellt. Das war wichtig, es erleichterte ihm das Stillewerden. Ehe sie aber stille wurden, murrten sie wider Mose. Der zu Gott schreiende Mose ist aber innerlich so weit gestillt, daß er dem Volk sagen kann: Seid ihr auch stille, der Herr wird für euch streiten. Wie beruhigend wirkt es auf Passagiere, wenn der Schiffskapitain im Sturme ruhig da steht und zur Ruhe ermahnt! Zwar ist gerade in Zeiten der Gefahr der arme Mensch besonders geneigt zu zappeln, statt stille zu sein und Gott streiten zu lassen. Er will dem lieben Gott helfen; aber der Herr wird mit den Egyptern allein fertig, du brauchst nicht zu zappeln, sondern stille das zu tun, was er dir sagt. Das ist dann keine gleichgültige Untätigkeit.

Herr, Du warst einst stille, auch im Sturm. Gib mir allezeit die Glaubensruhe in Dir und bewahre mich vor Wegen, die mich in Gefahr bringen, in der Egypter Hände zu fallen! Amen.

Elias Schrenk
(1831-1913)

Quelle:

Suchet in der Schrift. Tägliche Betrachtungen für das ganze Jahr mit Anhang, S. 185. Von E. Schrenk. 2. Auflage, 32. bis 36. Tausend. Kassel. Druck und Verlag von Ernst Röttger, 1892.

Bildnachweise:

Biblische Darstellung aus dem Buch change me! (Distant Shores Media/Sweet Publishing, Liz. CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
Portrait des jüngeren E. Schrenk: Archiv des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes / Gemeinfrei

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