Pastor Julius Busch (1879-1907)

P a s t o r   J u l i u s   B u s c h
g e b o r e n   i n  B i r s g a l l e n  7.  O k t o b e r  1879
e r m o r d e t   i n  N e r f t  29.  J u l i  1907

Der Sturm der lettischen Revolution hatte sich ausgetobt, schon glaubten die Steuerleute des Schiffes der Kirche, nun hebt eine ruhigere Fahrt an, — da hat sich noch eine tückische Welle aus der Tiefe erhoben und sich einen zum Opfer erkoren und ihn verschlungen — den jungen hoffnungsvollen Pastor Julius Busch. Er entstammte einem alten kurländischen Pastorengeschlecht; seit Generationen waren Buschs Pastoren von Birsgallen [heute: Birzgale]. Nach Beendigung des Studiums in Dorpat ging er nach Petersburg, um dort sein Kandidatenjahr zu absolvieren.

In Petersburg wollte man Busch gerne behalten, man achtete sein gründliches theologisches Wissen, liebte seine menschenfreundliche Art und schätzte seine tiefe Religiosität. Doch alle lockende Zukunft ließ er fahren, als die kurländische Hcimatkirche ihn in ihren Dienst rief.

Birsgallen
Barockes Tor des Gutsparks Linden

Sein Vater, Julius Busch sen., war 1894 von Birsgallen zum Pastor von Nerft in Oberkurland und zum Propst dcr Selburgschcn Diözese berufcn worden. Der energische Mann trat der lettischen Revolution 1905 mannhaft entgegen. Die Emissäre dcr sozialistischen Kampforganisationen stießen auf einen entschlossenen Widerstand der Majorität der Nerftschen Gemeinde, die ihren Pastor und die Sache, die er vertrat, kräftig unterstützte. Die Sozialisten aber und ihr Anhang in der Gemeinde wollten Busch sen. beseitigen. Die beiden Parteien gerieten immer härter aneinander. Busch sen. wollte ein drohendes Blutvergießen in der Gemeinde vermeiden und verließ schweren Herzens seine liebe Nerftsche Gemeinde. Er kehrte in seine alte Birsgallensche Gemeinde als Pastor zurück, die ihn mit Freuden aufnahm.

Evangelisch-lutherische Kirche in Nerft

Während der Vakanzzeit zu Nerft trat nun Busch jun. von Petersburg kommend in den Dienst der Selburgschen Diözese und mußte als Vikar auch einmal in Nerft predigen. Er gewann im Sturm die Herzen der durch den Fortgang seines Vaters hirtenlos gewordenen
Gemeinde, die ihn bat, ihr Pastor zu werden. Er nahm den Ruf an.

Nach der Niederwerfung der Revolution hatte er viel Aufbauarbeit zu tun. Mit begeisterter Hingabe widmete sich der junge Pastor seinem Amte. Um die Jugend seiner Gemeinde vor dem heimlich schleichenden Gift des sozialistischen Nationalismus und seiner atheistischen Propaganda zu bewahren, arbeitete er hauptsächlich an ihr. Er sammelte sie zu besonderen Gottesdiensten, erteilte selbst den Religionsunterricht in der Gemeindeschule, suchte die Eltern in den Bauerngehöften auf, kurz, die sozialistischen Elemente merkten, an Stelle des alten Busch ist ein junger gekommen, der mit frischer Kraft das Werk des Alten fortsetzt. Wollten sie den Alten einst morden, so beschlossen
sie jetzt, den Jungen aus dem Wege zu räumen, um seinen wachsenden Einfluß zu vernichten.

Zwei Mörder wurden gedungen, die haben dem jungen Pastor am Sonntagmorgen des 29. Juli 1907 auf seiner Fahrt zur Ilsenbergschen Filialkirche aufgelauert, sie haben zuerst die Pferde, dann den Kutscher und endlich den jungen Pastor meuchlings erschossen.*

* Nach schriftlichen Aufzeichnungen seines Bruders, Pastors und Oberlehrers K. Busch.

Quelle: Oskar Schabert, Pastor zu St. Gertrud in Riga: Baltisches Märtyrerbuch. Furche-Verlag. Berlin 1926. S. 61-62 [Digitalisat, pdf]

Bildnachweise:

Barockes Tor des Gutsparks Linden: Evita wiki, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Evangelisch-lutherische Kirche in Nerft: Alek Sandrs, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Weblinks und Verweise

Pastor Julius Theodor Wilhelm Busch


Eingestellt am 24. März 2022 – Letzte Überarbeitung am 12. Dezember 2023