Jesus soll die Losung sein (EG 62)

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(1) [1] Jesus soll die Losung sein,
da ein neues Jahr erschienen;
Jesu Name soll allein
denen zum Paniere* dienen,
die in seinem Bunde stehn
und auf seinen Wegen gehn.

(2)[2] Jesu Name, Jesu Wort
soll bei uns in Zion schallen;
und so oft wir nach dem Ort,
der nach ihm genannt ist, wallen,
mache seines Namens Ruhm
unser Herz zum Heiligtum.

-)[3] Sein Versühnen und sein Heil
wollen wir im Glauben ehren;
also wird es uns zu Teil,
wird sich täglich bei uns mehren;
auch fürs neue Jahr uns beut‘
Jesu Nam‘ uns Seligkeit.

(3)[4] Unsre Wege wollen wir
nun in Jesu Namen gehen;
geht uns dieser Leitstern für,
so wird Alles wohl bestehen,
und durch diesen Gnadenschein
Alles voller Segen sein.

(4)[5] Alle Sorgen, alles Leid
soll sein Name uns versüßen;
so wird alle Bitterkeit
uns zur Freude** werden müssen.
Jesu Nam‘ sei Sonn und Schild,
welcher allen Kummer stillt.

(5)[-] Jesus, aller Völker Heil,
unserm Land ein Gnadenzeichen,
unsres Ortes bestes Teil,
dem kein Kleinod zu vergleichen,
Jesus, unser Schutz und Hort,
sei die Losung fort und fort.

* Panier: (Feld-)Zeichen, Banner
** im Orig: „Zucker“

Jahreswende. Neujahrstag.

Liedtext: 1726, Benjamin Schmolck (1672-1737)
Melodie: 1674, nach Johann Ulrich „Meinen Jesum lass ich nicht“

Verweise:

Strophen in [ ]:

Lied-Nr. 208 (Evangelisches Gesangbuch: Die kleine Palme, mit Anhang. Verlag der Vereinigten Evangelischen Kirche, Harrisburg, Penn./USA, 1895). 5 Strophen. Notenblatt mit Text, 4stimmig (externer Link zu Hymnary.org)

Strophen in ( ):

#467, Gesangbuch mit Noten: herausgegeben von der Allgemeinen Conferenz der Mennoniten von Nord-Amerika; Christliche Central-Buchhandlung, Berne, Ind., 1890. 5 Strophen.

Lied-Nr. 43 (Evangelisches Kirchengesangbuch, Ausgabe für die Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens, Karlsruhe 1951). 5 Strophen.

Notenblatt, 4stimmig „Meinen Jesum lass ich nicht/Thee, O Jesus, I’ll not leave“ (Christian Keimann, smallchurchmusic, externer Link zu Hymnary.org)

Jesus soll die Losung sein ist ein Neujahrslied, das Benjamin Schmolck (1672–1737) im Jahr 1725 unter dem Titel JEsus Nahme zum neuen Jahre“ veröffentlicht hat.

Das Lied thematisiert das liturgische Datum der Beschneidung Jesu mit dem Ereignis seiner Namensgebung. Es entstand als Gelegenheits-, Segens- und Huldigungslied auf alle Stände. Davon hat sich nach Weglassung der Strophen [5.–8.] in der heutigen Fassung nur mehr der Bezug auf „alle Völker, unser Land und unsern Ort“ erhalten.

Sein in kämpferischem Ton gehaltener Stil reflektiert die konfessionellen Konflikte des 17. Jahrhunderts in spiritualisierender Metaphorik. Als Losung – der Begriff bildet den Liedrahmen – wird das akustische Zeichen der militärischen Parole, des „Feldgeschreis“ verstanden, womit der Soldat seine Zugehörigkeit zur jeweiligen Truppe demonstrierte. Hier erscheint der Name Jesu als die Losung, die sich wie ein roter Faden von Strophe zu Strophe durch das ganze Lied zieht. Dem korrespondiert, in der Originalfassung deutlich das visuell wahrnehmbare Panier, die Kriegsflagge (Str. 1, Z.4).

Der Bau protestantischer Kirchengebäude in Schlesien unterstand nach dem Dreißigjährigen Krieg drastischen Restriktionen, die wenigen genehmigten so genannten Friedenskirchen (darunter die in Schmolcks Heimatort Schweidnitz) verstand man wohl eher als geistliche Fluchtburgen, wie es Strophe 2 andeutet. Sie waren von den verstreuten Rechtgläubigen mitunter mühsam (als „Wallfahrer“) zu erreichen, denen hier und darüber hinaus der Stern von Betlehem als „Leitstern“ (Str. 3) diente.

Strophe 4 greift den die Leidenserfahrungen des Gläubigen zur Süßigkeit verklärenden Hymnus „Jesu dulcis memoria“ des Bernard von Clairvaux auf, wie es etwa schon Johann Franck (1618-1677) in Jesu, meine Freude (1655) formulierte („Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Zucker sein“).

Nachdem vier Strophen  der Originalfassung eingehend Kaiser, Landeshauptmann, die Großen und den Magistrat dem Namen Jesu unterstellen, schließen in der abschließenden Strophe 5. [Original 9.] „Völker, Land und Ort“ den Kreis.

Literatur

  • Johannes Kulp (hrsg. von Arno Büchner und Siegfried Fornaçon): Die Lieder unserer Kirche. Eine Handreichung zum Evangelischen Kirchengesangbuch; Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch. Sonderband; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1958; S. 78 ff.
  • Matthias Werner: 62 – Jesus soll die Losung sein. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Nr. 2. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50321-0, S. 44–47 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Quelle der Liedbeschreibung: Seite „Jesus soll die Losung sein“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. November 2019, 15:12 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jesus_soll_die_Losung_sein&oldid=193954288 (Abgerufen: 24. Juli 2020, 12:15 UTC)