29. Wie die Sterne. (1. Mose 15, 5)

Zähle die Sterne, kannst du sie zählen? Also soll dein Same sein.
1. Mose 15, 5

Durch den Glauben ist Abraham ausgegangen, durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen, durch den Glauben hat er Isaac geopfert, im Glauben ist er gestorben, Hebr. 11, 8–13; 17. Eben dem Glauben Abrahams hält der Herr vor, sein Same soll sein wie die Sterne am Himmel; er sah es nicht, denn noch hatte er keinen Sohn – aber er achtete Gott für treu und wußte aufs Allergewisseste, daß Gottes Verheißung nicht trügt.

Nun sind Abrahams Kinder wie die Sterne und werden wie die Sterne leuchten in des Vaters Reich. Sterne sind wunderbar – man nimmt sie wahr, daß sie licht sind inwendig und auswendig; sie sind hoch und frei, schön und auserwählt. So viel weiß ich und weiß eigentlich doch nur, daß die Sterne wunderbar sind. Und wunderbar bin ich auch, denn Gott hat mich wunderbarlich gemacht. Ich bin jenes Gras, von dem der Psalm spricht (Ps. 90, 5. 6), und ob ich nur ein Gras bin, so weiß ich doch, daß in mir der Odem des Allmächtigen und das Leben Seines Sohnes wehen. Und was könnte ich noch Alles davon sagen, daß ich so wunderbar bin.

Aber all mein Wissen von Deinen Sternen und von Deinen Kindern ist, mein Gott, nur Stückwerk. Lamm Gottes, Du und Deine Schar Bist Menschen und Engeln wunderbar.
Wie die Sterne – so glaubte Abraham. Es fehlt nicht daran, Herr, Du großer Gott, daß ich die Armseligkeit dieses Lebens erkenne und inne werde, welch ein unaussprechliches Elend meine Seele und meinen Leib befallen haben. Ohne Zwang, ganz aus sich selbst spricht Petrus: ich bin ein sündiger Mensch (Luc. 5, 8) und David sagt von sich, meine Sünde ist immer vor mir. (Ps. 51, 5.) So nahe und lebendig war ihnen diese Einsicht und ist mir auch nahe zum Zagen, nicht zum Verzagen. Mein Heiland, laß mich nicht verzagen und, ob ich selbst eitel und von lauter Eitelkeit umfangen bin, laß michs nicht finster und trübe machen. Heb Du mich auf, Du Schöpfer der hellen Sterne und laß meine Seele einen Stern sein, indem Du mir zu glauben gibst an Deine Verheißung und große Kraft.

Wie die Sterne! Abraham wird sich wundern, wenn das Geheimniß des Reiches Gottes am jüngsten Tage vollendet ist. Ich selbst werde wie ein Träumender sein, wenn ich als ein Stern durch die Kraft und Barmherzigkeit Jesu, der Sonne meines Lebens, im ewigen Leben dastehe und wenn Gottes Kinder wie Sterne leuchten werden.

Die Herzen in die Höhe!
Wie die Sterne!
So spricht der Wahrhaftige.
Ich will noch herrlich singen,
Von Deinem großen Thun
Und frei von schnöden Dingen
In meinem Erbtheil ruhn.

Quelle:

Stille halbe Stunden, S. 113ff. Von Th. Schmalenbach. Gütersloh, Druck und Verlag von C. Bertelsmann. 1877.
Bayerische Staatsbibliothek, urn:nbn:debvb:12-bsb11354794-3
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