En Gedi oder Ein Gedi (neuhebräisch עֵין גֶּדִי ʿEjn Gedī) ist eine Oase im Südbezirk Israels (Regionalverwaltung Tamar). Sie liegt am Westufer des Toten Meeres südlich der Grenze zum Westjordanland. Die Oase ist seit der Kupfersteinzeit besiedelt. Heute befinden sich dort ein Kibbuz, ein israelischer Nationalpark und mehrere archäologische Stätten.
En Gedi in der Hebräischen Bibel
Die biblischen Erwähnungen von En Gedi werden im Folgenden in der Reihenfolge des hebräischen Kanon vorgestellt.
Josua
Im Buch Josua gehört En Gedi zusammen mit fünf anderen Wüstenorten zum Stammesgebiet von Juda (Josua 15, 61-62). Die Identifikation dieser Orte (in einem wird das eisenzeitliche Qumran vermutet) ist Gegenstand der Fachdiskussion.
Samuel
Im Buch Samuel ist En Gedi Schauplatz des Konflikts zwischen König Saul und seinem jungen Militärführer David. Davids Aufenthaltsort sind zunächst „schwer zugängliche Berge bei En-Gedi“, dann die „Steppe von En Gedi“, schließlich eine Höhle bei den Schafhürden nahe den „Steinbockfelsen“ (1. Sam 24, 1-3). Nichtsahnend begibt sich Saul in diese Höhle, um seine Notdurft zu verrichten. David könnte ihn töten, verschont ihn aber: „Saul, der Mächtige, verfolgt David, den Flüchtigen; in einer abgelegenen, unheimlichen Gegend und in einer für ihn demütigenden Situation wird der Jäger zum Gejagten; doch der Andere will ihn nicht töten, sondern sucht mit einer ebenso listigen wie großmütigen Geste sein Vertrauen zu gewinnen…“[23]
Ezechiel
In der Vision Hesekiel 47, 1–12 ist von einer Tempelquelle die Rede, die in Jerusalem beginnt, zu einem großen Strom anschwillt und ins Tote Meer fließt, wodurch dieses süß wird (ohne daß dort auf die Salzgewinnung verzichtet werden müsste: Vers 11). „Von En-Gedi selbst bis nach En-Eglajim“ sollen nach diesem Prophetenwort Fischer ihre Netze zum Trocknen aufspannen (Hes. 47, 10). Das ist im Kontext eine von mehreren Umschreibungen für den außerordentlichen Fischreichtum. [24]
Hoheslied
In der Liebesdichtung des Hohenlieds vergleicht die Frau ihren Partner mit einer Hennablütentraube aus den Weinbergen von En-Gedi (Hohelied 1, 14 EU). Walter Bühlmann vermutet, daß mit der Ortsangabe auf Parfumherstellung Bezug genommen werde, für die En Gedi berühmt war, sowie auf die Oase als Lieferanten von Früchten der Spitzenqualität.
Chronik
Die Chronik enthält Informationen über einen Angriff der östlichen Nachbarstaaten Moab und Ammon auf das Südreich Juda während der Regierungszeit des Königs Joschafat. Als der Herrscher erfährt, dass die Feinde schon „bis Hazezon-Tamar, das ist En Gedi“ vorgedrungen seien, lässt er ein landesweites Fasten ausrufen und betet im Tempel. Ein Prophet tritt auf, der Joschafat Gutes ankündigt: man werde zwar den Feinden entgegentreten, aber nicht kämpfen müssen. Dies bewahrheitet sich, indem die Ammoniter und Moabiter zunächst gegen die im Hinterhalt liegenden Bewohner von Seïr und dann gegeneinander kämpfen. Joschafat und seine Leute gelangen so im „Segenstal“ zu reicher Beute, die sie mit Musik nach Jerusalem bringen (2. Chr 20, 1-30). Die Erzählung zeigt Stilmerkmale des Chronisten, aber die Frage bleibt, ob er ein historisches Rohmaterial benutzte. Martin Noth vermutete dieses in einem Überfall von Nabatäern auf die Weidegebiete judäischer Dörfer in der Gegend von Bethlehem um 300 v. Chr.[27] Die Identifikation von En Gedi mit Hazezon-Tamar (hebräisch חַצְצֹן תָּמָר ḥaṣəṣon tāmār, vgl. Genesis 14, 7), möglicherweise eine gelehrte Glosse, schien ihm gut beobachtet, da ḥaṣəṣon eine mit Kieselgeröll bedeckte Fläche bezeichne und tamar die Dattelpalme, beides passte auf En Gedi.[28]