Johannes 15, 7

So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. (Johannes 15, 7 LUT)

Beachtet wohl, daß wir Jesum sprechen hören müssen, wenn wir erwarten, daß Er uns sprechen hören soll. Wenn wir kein Ohr für Christum haben, so wird Er kein Ohr für uns haben. In dem Maße, wie wir hören, sollen wir gehört werden.

Überdies muß das Gehörte in uns eingehen, in uns leben und muß in unsrem Inneren bleiben als eine Kraft und als eine Macht. Wir müssen die Wahrheit aufnehmen, die Jesus lehrte, die Vorschriften, die Er gab, und die Regungen seines Geistes in uns; sonst werden wir keine Macht am Gnadenstuhl haben.

Gesetzt, daß wir unsres Herrn Worte aufnehmen und daß sie in uns bleiben, welch ein schrankenloses Feld des Vorrechtes ist uns geöffnet! Wir sollen unsren Willen im Gebet haben, weil wir unsren Willen dem Befehl des Herrn schon übergeben haben. So werden Eliase eingeübt, die Schlüssel des Himmels zu handhaben und die Wolken zu verschließen oder zu lösen. Ein solcher Mann ist tausend gewöhnliche Christen wert. Wünschen wir in Demut, Fürbitter für die Kirche und die Welt zu sein und wie Luther von dem Herrn haben zu können, was wir wollen? Dann müssen wir unser Ohr neigen zu der Stimme des Hochgeliebten, seine Worte aufbewahren und ihnen sorgfältig gehorchen. Wer wirksam beten will, der muß „fleißig hören“.

Notwendigerweise müssen wir in Christo Jesu sein, um Ihm zu leben, und wir müssen in Ihm bleiben, um die Gabe dieser Verheißung von Ihm beanspruchen zu können. In Jesu bleiben, das heißt, Ihn niemals um einer andren Liebe oder eines andren Gegenstandes willen verlassen, sondern in einer lebendigen, liebevollen, bewußten, willigen Verbindung mit Ihm bleiben. Der Zweig ist nicht nur stets dem Stamme nahe, sondern empfängt beständig Leben und Fruchtbarkeit von demselben. Alle wahren Gläubigen bleiben in diesem Sinne in Christo; aber es gibt noch einen höhern Sinn, und diesen müssen wir kennen, ehe wir unbeschränkte Macht am Throne erhalten können. Das „Bitten, was ihr wollt“ ist für Henoche, die mit Gott wandeln, für solche, die wie Johannes an des Herrn Brust liegen, für die, deren Verbindung mit Christo zu einer fortwährenden Gemeinschaft mit Ihm führt.

Das Herz muß in der Liebe bleiben, die Seele muß im Glauben gewurzelt sein, die Hoffnung muß mit dem Wort verkittet sein, der ganze Mensch muß mit dem Herrn verbunden sein, sonst wäre es gefährlich, uns Macht im Gebet anzuvertrauen. Die carte blanche kann nur einem gegeben werden, dessen eigentliches Leben ist: „Doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir“.

O ihr, die ihr eure Gemeinschaft unterbrecht, was für Macht verliert ihr! Wenn ihr mächtig in eurem Flehen sein wollt, so muß der Herr selber in euch bleiben und ihr in Ihm.

(Charles Haddon Spurgeon)


Eingestellt am 21. Dezember 2023