Komm, Herr Jesus!

Auf der Insel Herrenchiemsee steht ein prächtiges Schloss von Ludwig II., auch genannt «der Märchenkönig». Er hat verschiedene Schlösser gebaut und dafür Unmengen an Geld ausgegeben. Wenn man durch dieses Schloss geführt wird, sieht man den Prunk, die Pracht, aber auch die verschwenderische Grosszügigkeit, die eingesetzt wurde. Dann kommt man allerdings in einen Teil, der nicht fertiggestellt ist und sich immer noch im Rohbau befindet, weil dem König seinerzeit die Mittel ausgegangen waren und er geisteskrank wurde. Während der Bauzeit ertrank er unter mysteriösen Umständen im See. Wegen seiner eigenen Unvollkommenheit konnte er den Bau nicht zu Ende führen.

Unser Herr dagegen ist der vollkommene König. Ihm gehen die Mittel nie aus. Er lebt und er kommt wieder! Er wird den Bau des Reiches Gottes vollenden und seinen Heilsplan zu
Ende führen.

Unsere Zeit eilt auf dieses Ereignis zu. Denken wir an die vielen Kriege und Konflikte auf der Erde, an die vergangene globale Pandemie, an die Naturerscheinungen, die den Menschen Angst machen, an die grassierende Unzufriedenheit in der Gesellschaft, an das politische Chaos, an die explodierenden Preise, an die globalen Bemühungen um Frieden
in Nahost, oder an den ungezügelten Hass in der Welt.

Patriotpetition.org führt unter dem Titel «Rigorose Massnahmen gegen Klima-Extremisten» ein erschütterndes Beispiel für die aktuelle Weltsituation an:

«Der tragische Tod einer Radfahrerin in Berlin im Oktober 2022 hat international grosse Anteilnahme, Trauer und Wut ausgelöst: Die Frau, die eingeklemmt unter einem tonnenschweren Betonmischer lag, musste zur Rettung von diesem erneut überrollt werden, weil ein Feuerwehrfahrzeug mit der benötigten Hebetechnik in einer Strassenblockade von Klima-Extremisten feststeckte. Wenig später erlag die Frau im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Trotzdem sah sich die zuständige Staatsanwaltschaft noch nicht einmal veranlasst, Anklage gegen die Klima-Terroristen zu erheben. Diese verhöhnten ihr Opfer anschliessend noch mit den Worten: ‹Shit happens. Es ist Klima-Kampf›. Soviel wie ‹Dumm gelaufen, aber mach dir nichts draus, ist halt Klima-Kampf›.»

Es ist, wie der Apostel Paulus schreibt: «Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; denn die Menschen werden selbstsüchtig sein…» (2. Tim. 3, 1-2).

Unter dem Titel «Die Dreifaltigkeit von Abu Dhabi» berichtet Daniel Böhm in der NZZ von einem neuen Gebetszentrum am Golf:

«Die quaderförmigen Sakralbauten […] sind schlichte Orte […] In der Kirche hängen hölzerne Balken von der Decke, die an das Leben und den Tod Christi erinnern sollen. Die Bögen der Moschee gleichen einer Höhle wie jener, in der Mohammed angeblich den Koran empfing. Und in der Synagoge leuchtet ein Licht, als Zeichen des ewigen Gottes. […] Keine Religion soll über der anderen stehen. […] Die Vereinigten Arabischen Emirate und ihre glitzernden Metropolen Dubai und Abu Dhabi, so lautet die Botschaft […] sind der neue Nabel der arabischen Welt. Die Handelsstadt Dubai gleicht dabei einem wuchernden Las Vegas, erbaut entlang einer riesigen Autobahn, als Mekka des zügellosen Konsums. […] Nun kommt das Abrahamic Family House hinzu. Die Idee geht auf das Jahr 2019 zurück, als Papst Franziskus zu Besuch war. […] Mohammed Bin Zayed, der Emir von Abu Dhabi und starke Mann in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der mächtige Herrscher über die Stammesföderation präsentiert sich gerne als weiser König, der sein ölreiches, dünnbesiedeltes Wüstenland in eine goldene Zukunft führt. Als solcher hat er 2020 Frieden mit Israel geschlossen und setzt seit ein paar Jahren konsequent auf eine Null-Probleme-Aussenpolitik. Die Emirate, so will es der gesundheitsbewusste Asket, sollen zur führenden Handelsmacht zwischen den Kontinenten werden, zu einer ‹Shining City on the Hill›, einem Leuchtturm inmitten einer globalisierten, vernetzten Welt.»

Das alles erinnert doch irgendwie an das endzeitliche Babylon, das in Offenbarung 18 erwähnt wird. Zugleich war vor einiger Zeit in Israel ein Gesetzesentwurf (der sich nicht durchsetzte) im Gespräch, wonach das öffentliche, missionarische Reden über Jesus verboten werden sollte. Gläubige, die das Evangelium Jesu weitergeben, hätten dann
mit Gefängnisstrafen rechnen müssen.

Ein Prototyp der Entrückung

Unsere Zeit eilt auf die Wiederkunft unseres Herrn zu. Sie steht unter dem Zeichen der Eile. Deshalb ist es Zeit, sich mit der Entrückung zu befassen. Die Wahrheit der Entrückung ist ausgerechnet dem Apostel des Leibes Christi offenbart worden, den manche auch den Apostel der Geheimnisse genannt haben. Im Neuen Testament hat wohl niemand mehr und deutlicher über die Auferstehung Jesu, seine Himmelfahrt und Wiederkunft gesprochen als der Apostel Paulus. Er ist es denn auch, der selbst als eine Art Prototyp zeitweise entrückt wurde. Dies geschah sicherlich nicht zuletzt als ein Hinweis auf die Entrückung der Gemeinde, als eine Vorschattung derselben. Paulus schreibt:

«Ich kenne einen Menschen in Christus, vor vierzehn Jahren (ob im Leib, weiss ich nicht, oder ausserhalb des Leibes, weiss ich nicht, Gott weiss es), einen Menschen, der entrückt wurde bis in den dritten Himmel. Und ich kenne einen solchen Menschen (ob im Leib oder ausserhalb des Leibes, weiss ich nicht, Gott weiss es), dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf»
(2. Kor. 12, 2-4).

Eins ist sicher, ein emotionaler Schwärmer war Paulus nicht. Er war ganz sicher kein Angeber. Er wollte nie auf sich aufmerksam machen. Vierzehn Jahre lang hat er dieses Erlebnis für sich behalten. Vierzehn Jahre lang hat er nie darüber gesprochen. Jeder andere hätte es wohl kaum so lang ausgehalten und zuerst seinen engsten Freunden davon erzählt, dann anderen und dann bei jeder Gelegenheit: «Hey Leute, hört mal zu, wisst ihr, was ich erlebt habe?» Hätten wir die Spannung ertragen, so etwas für uns zu behalten?

Wie viele rühmen sich angeblich göttlicher Offenbarungen und Visionen und posaunen sie stolz hinaus. Paulus, der echte Offenbarungen erhielt, übte sich in ehrfurchtsvoller Zurückhaltung. Dass der Apostel dies tat, beweist, dass er sich nie selbst in den Mittelpunkt stellte. Jetzt musste er gezwungenermassen davon erzählen. Und so wurde es auch vom Heiligen Geist gebraucht, damit es in die Bibel kommt und uns von Nutzen ist.

In Christus

«Ich kenne einen Menschen in Christus, vor vierzehn Jahren (ob im Leib, weiss ich nicht, oder ausserhalb des Leibes, weiss ich nicht, Gott weiss es) …» (2. Kor. 12, 2). Es ist bezeichnend, dass Paulus nicht seinen Namen nennt, obwohl es ohne Zweifel um ihn ging, worauf er in Vers 7 hindeutet: «Und damit ich mich nicht durch das Übermass der Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben …»

Doch statt seinen Namen zu nennen, spricht er allgemein von einem «Menschen in Christus». Das tut er mit Absicht. Nicht nur, um nicht mit seinem Namen zu protzen, sondern um deutlich zu machen, wer entrückt wird. Diese Aussage gebraucht der Heilige Geist zu einer Heilsoffenbarung für die Gemeinde Jesu. «Ich kenne einen Menschen in Christus» – es hätte auch irgendein anderer Mensch sein können. Paulus steht in gleicher Beziehung zu Christus wie jeder andere Gläubige.

Jeder, der in Christus ist, jeder, der von neuem geboren und ein Kind Gottes geworden ist, wird eines Tages entrückt oder auferstehen, um in das himmlische Reich Gottes zu gelangen. Ob er nun Paulus heisst, Marlene oder Dietrich… Um wie Paulus in Christus zu sein, ist der Glaube ausschlaggebend. Von einem Verdienst kann da nicht die Rede sein. Der Apostel wurde zu einem Zeitpunkt entrückt, als er noch nicht viel Leistung gebracht hatte. Was war ausschlaggebend? Paulus war Christ, und darum gehörte er zu Christus.

Genauso gehört jeder biblische Christ zu Christus. Darauf macht Paulus auch im grossen Offenbarungsabschnitt über die Entrückung aufmerksam:

«Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden
zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1. Thess. 4, 16-17). Wer sich durch den Glauben in Christus befindet, der ist vor Gott vollkommen dargestellt: «… damit wir jeden Menschen vollkommen in Christus darstellen» (Kol. 1, 28). Er ist beschenkt mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern: «Gepriesen sei der Gott und Vater unseres
Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus» (Eph. 1, 3). Er ist ein Miterbe in Christus (Eph. 3, 6). Er
ist geheiligt in Christus (1. Kor. 1, 2; vgl. 1. Kor. 1, 2.4.5). Er ist in Christus zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung gelangt (1. Kor. 1, 30).

Die Gemeinde ist bereits jetzt de jure in das Reich des Sohnes Gottes versetzt. Später wird es Fakt: «… danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe
der Heiligen in dem Licht, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung
der Sünden» (Kol. 1, 12-14).

Paulus wusste damals nicht, wie seine Entrückung geschah: «ob im Leib, weiss ich nicht, oder ausserhalb des Leibes, weiss ich nicht, Gott weiss es …» Er vermochte nicht zu sagen, ob die Entrückung nur in seinem Geist ausserhalb des Leibes erfolgt war oder tatsächlich in leiblicher Weise. Doch das wusste er, nämlich, dass Gott es weiss und die vorübergehende Verwandlung wirklich geschehen war. Er wurde nicht «visuell», sondern buchstäblich entrückt. Gott weiss alles. Er weiss, dass du sein Kind bist. Er weiss, dass du an seinen Sohn glaubst. Er weiss, wo du dich befindest. Er weiss, ob du durch den Tod musst oder entrückt wirst, das spielt keine Rolle. Solltest du sterben, weiss er, wo du dich befindest: Ob in der Erde, im Wasser oder in Asche. Ob in einer Gletscherspalte, in der Wüste, oder ob jemand von einem Löwen aufgefressen wurde. Er weiss um jedes nichtgeborene Baby. Er wird sie alle zu sich rufen und sie alle verwandeln. Gott weiss es!

Das Paradies

«… einen Menschen, der entrückt wurde bis in den dritten Himmel. Und ich kenne einen solchen Menschen (ob im Leib oder ausserhalb des Leibes, weiss ich nicht, Gott weiss es), dass er in das Paradies entrückt wurde» (2. Kor 12, 3-4).

Henoch wurde entrückt (Hebr 11, 5); Mose wurde nach seinem Tod in den Himmel geholt (5. Mo. 34, 6; Mt. 17, 1ff.); Elia wurde in den Himmel geholt (2. Kön. 2, 11); Hesekiel wurde in der babylonischen Gefangenschaft durch Visionen nach Tel-Abib am Fluss Kebar entrückt (Hes. 3, 14-15) und ein anderes Mal wurde er im Geist nach Jerusalem entrückt (Hes 8, 3); Philippus wurde auf dem Weg nach Gaza nach Aschdod entrückt (Apg. 8, 39); Johannes wurde im Geist, d. h. in einer geistlichen Vision, in den Himmel entrückt (Offb. 4,1ff.); Petrus, Jakobus und Johannes waren bei der Verklärung dabei (Mt. 17, 1ff.) – doch Paulus wurde in einzigartiger Weise in den dritten Himmel, in das Paradies, entrückt und empfing Offenbarungen wie sonst niemand.

Was bedeutet das unter anderem? Das Paradies ist wieder offen. Wir sollten bedenken, dass das Paradies seit dem Sündenfall verschlossen war: «Und er trieb den Menschen
aus und liess östlich vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen» (1. Mo. 3, 24). – Niemand gelangte mehr in dieses Paradies.

Jetzt könnte jemand einwenden: «Doch, Lazarus befand sich nach seinem Tod im Paradies!» Darauf müssen wir antworten: Nein, er befand sich in Abrahams Schoss; vom
Paradies ist in der Bibel nicht die Rede: «Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln in den Schoss Abrahams getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und
wurde begraben» (Luk. 16, 22).

Das Paradies steht für einen Park bzw. Garten. Der Schoss Abrahams steht für eine «Höhlung» oder auch für «Boden, Gewandbausch, Inneres, Schoss, Untersatz». Im griechischen Grundtext des Neuen Testaments ist es das Wort kolpos (wörtl. «Wölbung»), das «Schoss» oder «Meeresbucht» bedeuten kann (aus Hilfen zur Elberfelder, CSV). In diesen möglichen Deutungen lesen wir nichts von einem Paradies.

Bei Abrahams Schoss handelt es sich um eine Abteilung innerhalb des Scheol (Hebr.) bzw. Hades (Griech.) für die Gottgläubigen. Vor Christus kamen sowohl die Ungläubigen als auch die Gläubigen nach ihrem Sterben ins Totenreich (Hades), wo sie getrennt wurden. Die Ungläubigen kamen an einen Ort der Qual und die Gläubigen an einen Ort des Trostes, in den Schoss Abrahams. Zwischen ihnen war eine unüberwindbare Kluft (Luk. 16, 26). Das Paradies war wegen der Sünde noch verschlossen. Aber als der Herr Jesus am
Kreuz von Golgatha der Sünde wegen starb, wurde Vergebung möglich und infolgedessen öffnete sich das Paradies wieder. Darum sagt Jesus am Kreuz zum Schächer: «Wahrlich,
ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein» (Luk. 23, 43).

Der zerrissene Vorhang im Tempel ist dafür ein passendes Bild. Als der Herr Jesus gen Himmel fuhr, hat er die Gläubigen, die sich bis dahin im Scheol befanden (die alttestamentlichen Gläubigen unter dem Gesetz), mitgenommen: «Darum sagt er: ‹Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt [und] den Menschen Gaben gegeben›» (Eph 4, 8). Das sind die Gaben des Neuen Bundes, der an Pfingsten in Kraft trat. Durch einen Baum kamen Sünde und Tod in die Welt, und dadurch verlor der Mensch das Paradies. Durch einen Baum (Kreuz) wurden Sünde und Tod besiegt, und der Mensch findet zum Paradies zurück und noch zu viel mehr.

Unaussprechliche Worte

«… dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf» (2. Kor 12, 4). Nur Paulus betrat den dritten Himmel auf diese Weise. Er wurde real entrückt. Wir wissen nicht, was er dort sah und hörte, denn es stand weit über allem Menschlichen und Irdischen. Ein Ausleger bemerkte dazu: «Es wäre einfacher, die Gesetze der Atomenergie einem Eingeborenen im afrikanischen
Busch zu erklären, als die himmlische Sprache einem irdischen Verstand» (Was die Bibel lehrt).

Paulus wurde Zeuge göttlicher Geheimnisse. Er durfte das Gehörte und Gesehene nicht weitergeben, doch sicher hatte es Einfluss auf sein Leben und auf seine biblischen
Darlegungen. Etwas später in seinem Brief, nachdem er über seine Entrückung geschrieben hat, betont der Apostel in diesem Kontext das Übermass an Offenbarungen, die er empfangen hat: «Und damit ich mich nicht durch das Übermass der Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, damit er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe» (2. Kor. 12, 7).

Er konnte und durfte nicht weitergeben, was er im Himmel sah und hörte. Daneben schenkte der Herr ihm andere, tiefe Offenbarungen, die im Himmel ihren Ursprung hatten und die er weitergeben sollte – zum Beispiel etliche Geheimnisse und die unaussprechlichen göttlichen Segnungen in Christus.

«… sondern wie geschrieben steht: ‹Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz aufgekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben›; uns aber hat Gott es offenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes. Denn wer von den Menschen weiss, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiss auch niemand, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um die Dinge zu kennen, die uns von Gott geschenkt sind; die wir auch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel»
(1. Kor. 2, 9-13).

Durch den Apostel Paulus sind uns die höchsten Herrlichkeiten und die herrlichsten Vollendungsziele bekannt gemacht worden. Dazu gehört auch die Entrückung. Paulus
erhielt diese Offenbarungen 14 Jahre vor dem 2. Korintherbrief, den er um 56 n. Chr. geschrieben hat. Demnach fand seine Entrückung noch vor der Ausführung seines grossen Missionsauftrags und der ersten Missionsreise (Apg. 13ff.) und noch vor dem ganzen Leid, das er zu durchleben hatte, statt.

Warum so früh? Das liegt an seiner Berufung als «Sonderapostel» für die Nationenwelt und den Leib Christi. Es ist doch nicht ohne Bedeutung, dass ausgerechnet er, der später die Offenbarung der Entrückung für die Gemeinde darlegt, selber entrückt wurde. Ausgerechnet der Apostel, dem die Gemeinde als Leib Christi offenbart wurde, der als
«Begründer» der Christenheit gilt und der für die Gemeindedie grösste Rolle spielt, wurde buchstäblich entrückt – keiner der Beschneidungsapostel. Johannes empfing seine Offenbarung im Geist in Form von Visionen (Offb. 4, 1-2). Paulus wurde real entrückt – ob im Geist oder Fleisch. Die Entrückung ist eine Realität.

Sicher wurde Paulus auch entrückt als Ermutigung für den schweren Weg, der vor ihm lag, und für das viele Leid, das er zu ertragen haben würde. Er brauchte für seine ungeheuerliche Aufgabe eine ungeheuerliche Ermutigung. Und das benötigt die Gemeinde auch. Durch diesen Blick in den Himmel wurde der Apostel sicherlich immer wieder getröstet und gestärkt. Er wusste, was vor ihm lag, welche Zukunft ihn beim Herrn erwartete. Darum konnte er später sagen: «Das Leben ist für mich Christus, und das Sterben Gewinn» (Phil. 1, 21). «Denn ich werde von beidem bedrängt: Mich verlangt
danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre» (V. 23).

Sicher dürfen wir das auch als Trost für uns beanspruchen. Denn der Gemeinde ist kein Wohlergehen verheissen, sondern ihr ist Leid prophezeit. Über den Leib Christi erklärt
jemand sehr aufschlussreich: «Das Geheimnis des Leibes Christi bedeutet die Sammlung und Heranbildung einer Familie von ebenbürtigen, gleichgestalteten und gleichgestellten
Söhnen Gottes mit dem ‹Erstgeborenen unter vielen Brüdern›, die in dieser Weltzeit zu sein haben, wie er war, d. h. verachtet, gehasst und verkannt; die aber berufen und
bevollmächtigt sind in zukünftigen Zeitaltern mit ihm zu herrschen über alles.»

Paulus schreibt ja im selben Brief: «Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal bewirkt uns ein über jedes Mass hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit» (2. Kor. 4, 17).

Das Leid ist nur eine Feder im Gegensatz zum Gewicht eines Goldbarrens der Herrlichkeit. Alle Leiden lohnen sich im Blick auf die Ewigkeit. Es lohnt sich, durchzuhalten, zu ertragen. Es lohnt sich, nicht zu verleugnen oder aufzugeben.

«Wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen werden, so wird auch er uns verleugnen; wenn wir untreu sind – er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen» (2. Tim. 2, 12-13).

Es lohnt sich, weiter zu beten: «Komm, Herr Jesus!»


Quelle:

Lieth, Norbert: Komm, Herr Jesus. In: Mitternachtsruf, Ausgabe November 2023, S. 7-14 [pdf] © 2023 Missionswerk Mitternachtsruf, www.mnr.ch

Eingestellt am 31. Oktober 2023