1) Begrüßung, V. 1-8.
2) Der Apostel bezeugt seine Liebe zur Gemeinde und seinen schon lange gehegten Wunsch, unter ihnen zu predigen. V. 8-15.
3) Des Evangeliums bedürfen alle Menschen, denn es offenbart die Glaubensgerechtigkeit. V. 16. 17.
4) Der Heide bedarf dieser Predigt, denn er ist strafbar, weil er dem angebornen Gottesbewußtsein zuwider die Gottheit und die Menschenwürde zugleich herabgewürdigt hat. V. 18-32.
1) V. 1-8. Begrüßung.
V. 1. Mit zweierlei Aeußerungen beginnen in der Regel die Briefe des Apostels, Bezeugung seiner Amtswürde und seiner persönlichen Liebe zu den Gemeinden. Während durch das Erstere für die Leser sofort allen seinen Worten ein göttlicher Stempel aufgeprägt wird, werden sie durch das Letztere zu dem Schreiber in Liebe hingezogen. – Man vergleiche mit den Prädikaten die er sich hier selbst beilegt, vorzüglich Gal. 1, 1; 1. Tim. 1, 1; 2. Tim. 1, 1.
In der Bezeichnung seines Amtes, wie nachher bei allen ferner ausgesprochenen Gedanken steigt er vom Allgemeineren oder Geringeren zum Konkreteren oder Höheren hinauf. So bezeichnet er sich hier zuerst als einen Knecht Christi, welcher Ausdruck im A. und N.T. zunächst von jedem gebraucht wird, der den allgemeinen Willen Gottes auszuführen zur Aufgabe seines Lebens macht (Jes. 65, 13. Dan. 3, 26, Röm. 6, 22; 14, 4; Offenb. 19, 2. 5.); sodann von dem, der einen besondern Willen Gottes auszuführen Beruf hat, so daß es Amtsname wird (5 .Mos 34, 5. Jos. 1, 1. Nehem. 10, 29.).
Jes. 65, 13: Darum spricht der HERR HERR also: Siehe, meine Knechte sollen essen, ihr aber sollt hungern; siehe, meine Knechte sollen trinken, ihr aber sollt dürsten; siehe, meine Knechte sollen fröhlich sein, ihr aber sollt zu Schanden werden;
Dan. 3, 26: Und Nebukadnezar trat hinzu vor das Loch des glühenden Ofens und sprach: Sadrach, Mesach, Abed-Nego, ihr Knechte Gottes des Höchsten, geht heraus und kommt her! Da gingen Sadrach, Mesach und Abed-Nego heraus aus dem Feuer.
Röm. 6, 22: Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht, daß ihr heilig werdet, das Ende aber ist das ewige Leben.
Man hat diese letztere Bedeutung auch hier gewöhnlich angenommen und zwar aus dem Grunde, weil ja απóστoλoς [apostolos] als Erklärung dabei stehe. Wollte man es indessen völlig gleichbedeutend mit απóστoλoς nehmen, so entstünde eine Tautologie, und gerade darum behauptet Fritzsche, daß nur die allgemeine Bedeutung angenommen werden könne. Allein auch wenn die speziellere vorgezogen wird, entsteht keine Tautologie, denn der Begriff A p o s t e l ist immer noch konkreter, als der eines von Gott zu einem bestimmten Dienst Berufenen; Calvin: apostolatus ministérii est species, so auch Meyer. Die Entscheidung muß durch den sonstigen paulinischen Sprachgebrauch in den Ueberschriften an die Hand gegeben werden. Wenn nun Paulus Phil. 1, 1. sich und den Timotheus zusammen nur [douloi Chr.] nennt mit Weglassung des Apostelnamens, so kann man kaum anders annehmen, als daß die speziellere Bedeutung obwaltet, denn seine Amtswürde wird Paulus nicht unterlassen haben, am Anfange des Briefs zu bezeugen, und so ist denn auch das doūlos Jak. 1, 1. zu fassen. Aπóστoλoς Bezeichnung der besondern Gattung des Amtes von demjenigen Diener Christi, der ausgesandt wird, vgl. εἰς οὓς νῦν σε ἀποστέλλω [Apg. 26, 17: und ich will dich erretten von dem Volk und von den Heiden, unter welche ich dich jetzt sende].
κλητὸς vgl. 1. Kor. 1, 1. Gal. 1, 15. Hebr. 5, 4. Gegensatz zu demjenigen, der von selbst sich zu einem Berufe aufwirft, Jerem. 23, 21., also gleich dem διὰ θελήματος Θεοῦ [1. Kor. 1, 1: dia thelēmatos theou, durch den Willen Gottes.
Quelle: August Tholuck, Kommentar zum Römerbrief [Digitalisat]