Vor dem heiligen Abendmahl (Baumann)

1. O Herr Jesu Christe! Ob es wohl wahr ist, daß ich nicht würdig bin, daß du unter mein Dach gehest: so bin ich doch bedürftoig deiner Hilfe und begierig deiner Gnaden, daß ich möge selig und fromm werden. Nun komme ich in keiner andern Zuversicht, denn daß ich dine süßen Worte gehöret habe, dadurch du mich zu deinem Tische ladest und sagest mir Unwürdigem zu, ich soll Vergebung der Sünden haben durch deine Leib und Blut, so ich esse und trinke in diesem Sakrament. O lieber Herr, ich weiß, daß deine göttliche Zusage und Worte wahrhaftig sind; da zweifle ich nicht daran; und darauf esse  und trinke ich mit dir. Mir geschehe nach deinen Worten! Amen.

2. Herr Jesus Christus, du unser Versöhner, Mittler und wahrhaftiger Priester, der du dich deinem Vater als ein Sündopfer am Stamm des Kreuzes dahingegeben und zum Gedächtnis dieser Versöhnung deinen wahren Leib und dein Blut in deinem Abendmahl deinen Jüngern gestiftet und eingesetzt, aber auch uns befohlen hast, deinen Leib und dein Blut in diesem Gedächtnismahle zu essen und zu trinken zur Vergebung unserer Sünden – ich bitte dich um dieses teuren Lösegeldes, deines Leibes und Blutes willen, daß du mich von allen meinen Sünden reinigen und dies dein Sakrament würdiglich empfangen lassen wollest in einem lautern, starken und dir wohlgefälligen Glauben. Laß meine Vernunft deinem Worte untertan sein, daß ich dir, dem Herrn vom Himmel, dem treuen Zeugen Gottes, allein die Ehre gebe und dich als meinen Erlöser und Seligmacher in deinem Sakrament wahrhaftig empfange, als ein hohes und teures Unterpfand, Siegel und Versicherung der Vergebung meiner Sünden, zur Stärkung meines Glaubens, zur Vermehrung und Belebung deiner Erkenntnis und Liebe in mir und zur Erhöhung meines Eifers, dir in wahrer, brünstiger Liebe gegen meine  Nächsten zu dienen mein Leben lang. Amen.

Schriftworte

Denn der HERR Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm das Brot, dankte und brach’s und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. (1. Kor. 11, 23b.24)

In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade. (Eph. 1, 7)

Und er selbst ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. (1. Joh. 2, 2)

Denn ich will gnädig sein ihren Missetaten, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken. (Hebr. 8, 12)

Quellen

Gebete: Christliches Hausbüchlein. Von Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, Seite 45f. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2,  Stuttgart 1910.

Bibelverse: bibeltext.com und dailyverses.net

Eingestellt am 6. Oktober 2021