„In der Welt habt ihr Angst.“
Fragst du nach dem Grund dieser göttlichen Anordnung, lieber Leser? Schau ü b e r dich hinauf zu deinem himmlischen Vater und siehe, wie rein und heilig Er ist. Weißt du, dass du eines Tages Ihm gleich sein wirst? Wirst du ohne Mühe seinem Ebenbilde gleich werden können? Wirst du nicht müssen durchläutert werden im Ofen der Trübsal, damit du gereiniget werdest? Wird es dir etwas Leichtes sein, aus deinem Verderben los zu kommen und vollkommen gemacht zu werden, gleichwie dein Vater im Himmel vollkommen ist? Und dann, lieber Christ, wende deinen Blick u n t e r dich. Weißt du, was für Feinde dir auflauern? Du warst einst ein Knecht und Untertan Satans; und kein König läßt gern seine Untertanen fahren. Meinst du, der Satan werde dich unangefochten lassen? Nein, er wird sich jederzeit an dich machen, denn er „gehet umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge“ (1. Petr. 5, 8).
Darum mache dich auf Trübsal gefaßt, lieber Christ, wenn du unter dich blickst. Und weiter schau u m dich. – Wo bist du? Du stehst in Feindesland als ein Fremdling und Flüchtling. Die Welt ist nicht dein Freund. Wenn sie es wäre, dann wärest du Gottes Freund nicht; denn wer der Welt Freund ist, ist Gottes Feind. Zähle darauf, daß du überall Feinden begegnest. Wenn du schläfst, so wisse, daß du auf dem Schlachtfeld ruhst; wenn du umhergehst, so nimm dich bei jedem Gebüsch vor einem Hinterhalt in Acht. Gleichwie die Mosquitos, wie man sagt, die Fremden heftiger belästigen als die Einheimischen, so werden auch die Trübsale dieser Welt dir am härtesten zusetzen. Endlich schaue i n dich, in dein eigenes Herz, und siehe zu, was du da findest. Sünde und Selbstsucht wohnen noch immer darin. Ach! wenn du keinen Satan hättest, der dich versucht, keine Feinde, die dich anlaufen, und keine Welt, die dich lockt, so fändest du in dir selber Böses genug, was dir Kummer und Kreuz bereitet, denn „das Herz ist ein trotziges und verzagtes Ding, wer kann es ergründen?“ So mache dich denn auf Trübsal gefaßt, aber verzweifle nicht darüber, denn Gott ist mit dir, um dir zu helfen und dich zu stärken. Er hat gesagt: „Ich bin bei dir in der Not, ich will dich herausreißen und zu Ehren machen.“
„Hab‘ Geduld, bis die Huld
Deines Vaters eilet
Und das Herz dir heilet.“
Bild: Charles Haddon Spurgeon (1834-1892)
Nennung der Urheberschaft: Wikimedia Commons, Unknown (Drawings from photographs); The Strand Magazine / Public domain
Quelle: Tagesandacht zum 3. Mai, aus
Thau-Perlen zur täglichen Erquickung aus Gottes Wort, gesammelt von Charles Haddon Spurgeon, Prediger in London. Dem deutschen Christenvolke dargeboten von Dr. Balmer-Rinck: Hamburg 1867 (Druck von Balmer und Riehm in Basel)