Blaset mit der Posaune zu Zion, rufet auf meinem heiligen Berge; erzittert, alle Einwohner im Lande! denn der Tag des HERRN kommt und ist nahe:
Ein finstrer Tag, ein dunkler Tag, ein wolkiger Tag, ein nebliger Tag; gleichwie sich die Morgenröte ausbreitet über die Berge, kommt ein großes und mächtiges Volk, desgleichen vormals nicht gewesen ist und hinfort nicht sein wird zu ewigen Zeiten für und für. (Joel 2, 1+2, Luther 1912)
Stoßt in die Posaune auf Zion und blaset Lärm auf meinem heiligen Berge! Erzittern sollen alle Bewohner des Landes, denn es kommt der Tag Jehovah’s, denn er ist nahe.
Ein Tag der Finsternis und Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und der Wolkennacht; wie Morgenrot ausgebreitet über die Berge, ein Volk groß und stark, desgleichen nicht gewesen vor Ewigkeit und ferner nicht sein wird bis in die Jahre von Geschlecht und Geschlecht. (Joel 2, 1+2, Übers.: Handbuch der Bibelerklärung)
Der Prophet droht nun mit Wiederholung oder Verschärfung des Gerichts, mahnt noch bestimmter und eindringlicher zur Buße, verheißt aber auch für diesen Fall Wegnahme des Gerichts und reichen Segen. Auch [Kap.] 2, 1-11 ist von wirklichen Heuschrecken die Rede und sind nicht, wie manche Ausleger annehmen, unter dem Bilde von Heuschrecken feindliche Kriegsheere (etwa assyrische oder babylonische) dargestellt. Denn wie könnte von Assyrern oder Babyloniern gesagt sein, daß es ein Volk sei, wie es keines gebe vor und nach? Dagegen kann ein Heuschreckenzug wohl so zahlreich sein, als niemals ein Volk gewesen ist. Denn sie bedecken im Morgenlande eine Gegend oft 4-6 Stunden in die Länge, 2-3 Stunden in die Breite, eine Elle hoch dick über einander, und können so überhaupt mit einem großen und mächtigen Volk, ja mit einem verglichen werden, wie keines gewesen, noch sein werde. Auch steht der Annahme eigentlicher Heuschrecken nicht entgegen V. 20; die Heuschrecken konnten (so gut als von Osten, d. i. aus Arabien wie 2. Mose 10, 13) auch aus dem Norden kommen, weil sich die arabische Wüste bis an den Euphrat erstreckte. Gerade so wie [Kap.] 2, 2-14 geschildert, kommen die Heuschrecken einher. Sie haben fast die Gestalt eines Pferdes im Kleinen.
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Joel sieht den Tag Jahves vor allem und zuerst als Gerichtstag. „Wie Gewalttat von Gewaltigen“ kommt dieser Tag. Mit der Gewalt seiner Allmacht wird Jahve seinen Sieg über alle Gegner und alle Ungehorsamen durchsetzen.
Wo der Gerichtsernst Gottes verharmlost wird und das kommende Gericht bestritten wird, verliert leicht der Dienst Gottes seinen letzten Ernst. Es ist kein gutes Zeichen für die geistliche Tiefe der Gemeinde, wenn heutzutage allzu schnell und selbstverständlich von der Rettung letztlich aller geredet wird. Wer nicht vom Gerichtsernst Gottes zu sagen weiß, läßt die rechte Furcht Gottes vermissen. Hand in Hand damit geht nur zu leicht ein Erschlaffen des Heiligungswillens.
Weil Gottes Wille die sittlich gute Haltung des Menschen fordert, reagiert er im Zorn gegen jede Übertreibung seiner Gebote. Ein Geschlecht, das vom Zorn Gottes und seiner Realisierung an Seinem Tage nichts hören will, wird auch die Kreuzesbotschaft des Neuen Testaments nicht verstehen.
(Hans Brandenburg: Das lebendige Wort, Band 10)
Weblinks und Verweise
Ironside, Henry Allen: Der Prophet Joel, Kapitel 2. © SoundWords
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