Für Kranke.
Weise: „Mein gnug beschwerter Sinn“,
oder: „Jesu, du bist mein“
1) Das Kreuz ist dennoch gut,
Ob es gleich wehe tut;
Der gute Gott es giebet,
D’rum muß es sein geliebet;
Ei, fasse guten Mut!
Was bitter ist im Munde,
Ist innerlich gesunde,
Es ist so gut, so gut.
2) Das Kreuz ist dennoch schön,
Kann’s gleich Vernunft nicht seh’n;
Man wird im Kreuz geehret,
Mit Gottes Sohn verkläret,
Die Engel um dich steh’n,
Sie schauen dich mit Freuden
In stillem Geiste leiden:
Es ist so schön, so schön!
3) Das Kreuz macht Gott gemein,
Es treibt den Sinn hinein,
Der sonst gern ausspazierte
Und leicht das Herz verführte,
Nun sammlet er sich fein:
Er mag von Welt nicht hören,
Er muß in Gott sich kehren,
Und wird mit Gott gemein.
4) Wo Kreuz ist, da ist Licht;
Du kennst dich selber nicht,
So lang du nicht probieret;
Du hast, wie sich’s gebühret,
Von Gott auch kein Gesicht:
Kreuz lehrt dich alle Wahrheit,
Kreuz führt dich in die Klarheit,
Wo Kreuz ist, da ist Licht.
5) Das Kreuz macht hell und rein,
Es fegt den falschen Schein;
Die heimlichsten Flecken
Im Kreuze sich entdecken,
Geschicht es gleich mit Pein:
Der Schaum der Eigenheiten
Verschmelzt in Kreuz und Leiden:
Es macht so rein, so rein!
Liedtext: Gerhard Tersteegen (1697-1769)
Quelle:
Lied Nr. 6, in: Die kleine Harfe: gestimmet von unterschiedlichen lieblichen Liedern oder Lob-Gesängen, welche gehöret werden von den Enden der Erden, zu Ehren dem Gerechten. Herausgegeben von: Samuel Saur, Chestnuthill, Penn./U.S.A., 1792.
Denomination: Church of the Brethren [externer Link zu Hymnary.org]
Der bekannteste und erste deutsche Verleger in Baltimore war Samuel Saur oder Sower, wie sein Name in englischen Veröffentlichungen geschrieben wird. Er war das jüngste der zehn Kinder von Christoph Saur, dem Pionier des Druckereihandwerks in Germantown, und wurde dort am 20. März 1767 geboren. Er hatte zunächst den Beruf des Zimmermanns gewählt, folgte dann aber dem Beruf seines Vaters, wie so viele andere aus der gleichen Familie. 1791 gründete er eine Druckerei und ein Verlagsbüro in Chestnut Hill, 1794 zog er nach Philadelphia und 1795 nach Baltimore. Wie fleißig Samuel Saur sein Handwerk ausübte, zeigt die eindrucksvolle Liste seiner Veröffentlichungen.
Aus: Der erste Jahres-Bericht der Gesellschaft für die Geschichte der Deutschen in Maryland. Society for the History of the Germans in Maryland: Annual Reports, p. 14. Baltimore, Md., 1887. [Digitalisat]
Weblinks und Verweise
Lied Nr. 80, in: Christliches Hausbüchlein. Von † Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, Seite 119f.. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2, Stuttgart 1910. [10 Strophen]
Das Hausbüchlein umfaßt zusätzlich die folgenden fünf Strophen des Liedes:
6) Das Kreuz macht dich gebeugt,
Geschmeidig und erweicht,
Der ungebrochne Wille
Wird kindlich, sanft und stille;
Der Geist vor Gott sich neigt,
Das Herz will gern zerfließen
Zu aller Menschen Füßen:
Es wird sogar gebeugt.
7) Im Kreuze wird man klein.
Der eingebild’te Schein
Und alles hohe Dünken
Muß in dem Kreuze sinken,
Da lernt man Gott allein
Verehren und erheben,
In seinem Nichts zu leben.
Man wird so klein, so klein.
8) Kreuz führt dich aus der Not
Ins Leben durch den Tod;
Kannst du dein eignes Leben
Dem Tod am Kreuz ergeben
Und ganz dich lassen Gott –
Bald steht der Geist im Frieden,
Vergnügt und abgeschieden
Von Jammer, Angst und Not.
9) Ich lieb das liebe Kreuz
Und wollt aus heil’gem Geiz
Der ganzen Welt Vergnügen
Dafür wohl lassen liegen,
Ich küß es ja bereits.
Mein Kreuzesfürst! mein Leben
Sei völlig dir ergeben
Und deinem lieben Kreuz.
10) Vom Kreuz ins Paradies,
Vom Leiden zum Genieß
Ist Jesus vorgegangen.
Willst du die Kron erlangen,
So halt das Kreuz gewiß!
O Jesu, mit mir leide,
Bis daß ich endlich scheide
Vom Kreuz ins Paradies!
Wie man recht das Kreuz erträgt.
Kannst du mit dem Kreuze leben?
Bloß in dem, der’s Kreuz gegeben;
Abgeschieden, sanft und still:
Bald des Kreuzes Last verschwindet,
Weil man GOtt im Kreuze findet,
Und es so der Vater will.
(Gerhard Tersteegen: Blumengärtlein, 372)