Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben. (Matthäus 25, 46)
In diesem Kapitel erzählet der HErr Jesus erstlich ein anmuthiges Gleichniß von zehen Jungfrauen, deren fünf klug und fünf thöricht gewesen. Jene sowohl als diese waren bestellt, nach jüdischer Gewohnheit dem Bräutigam, wenn er seine Braut abholete, entgegenzugehen; was denn diesmal bei Nachtzeit geschehen sollte.
Allein, obschon alle zehen Jungfrauen mit Lampen wohl versehen waren, hatten doch nur allein die fünf klugen einen genügsamen Vorrath Oels mit sich genommen; was die fünf thörichten zu thun vergessen. Als daher um Mitternacht ein Geschrei wurde, es komme der Bräutigam, und die Stunde sey vorhanden, demselbigen entgegenzugehen, so merkten die fünf thörichten Jungfrauen, daß ihre Lampen verlöschen wollten, und mußten also, weil sie erst hingingen, Oel einzukaufen, dahintenbleiben. Die Thür wurde zugeschlossen, und da sie riefen: „HErr, HErr, thu uns auf!“ antwortete der Bräutigam: „Ich kenne euer nicht.“
Damit ist angedeutet: wer nicht zu aller Zeit mit Buße und Glauben sein Herz als eine Lampe geschmückt und fertig halte, der werde solchen Abgang zu spät bereuen – und könne von dem Tod übereilet werden, daß er nicht mehr Zeit habe, sich zu Gott zu bekehren. Darum sollen wir denn wachen, das ist, unserer Seelen Heil sorgfältig bedenken – und in dem Kampfe wider die Sünde auf unserer Hut stehen, weil wir weder Tag noch Stunde wissen, in welcher des Menschen Sohn kommen wird.
Ebendahin gehet auch das folgende Gleichniß von dem Menschen, der vor seiner Hinwegreise dem einen Knecht fünf, dem andern zwei, dem dritten ein Pfund, jedem nach seinem Vermögen, gab und einhändigte, daß sie damit handeln und Nutzen schaffen sollten. Wie denn auch der mit seinen fünf – und der andere mit den zwei Pfunden gethan, da ein jeder wiederum so viel gewonnen, als ihm anvertraut worden war; der letzte aber hat sein einiges Pfund aus Mißtrauen und Faulheit vergraben – und nichts damit gewonnen.
Unter diesem Bild will Christus lehren, wie Gott einem jeden unter uns – nach Erforderung seines Standes und Berufs – mancherlei gute Gaben in geistlichen und weltlichen Dingen mitgetheilet, daß wir solche zu Seiner Ehre, zu unserm und des Nächsten Dienst und Erbauung gebrauchen und anlegen sollen.
So sehr es nun dem Herrn mißfallen, daß der Schalk und faule Knecht sein Pfund vergraben, (wie er ihm denn dasselbe nicht nur abgenommen, sondern ihn auch sonst mit geziemender Strafe beleget hat), – so erfreulich ist der Spruch, welchen die zween getreuen und fleißigen Knechte aus seinem Mund gehöret, da er zu einem jeden gesprochen: „Ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude“.
Daß es nun aber dermaleinst am jüngsten Tag, wann Christus der HErr über Sein Haus zum Gericht kommen soll, auch so zugehen werde, berichtet uns der Heiland selbst, wenn Er in dem letzten Theil dieses Kapitels von dem Prozeß des jüngsten Tags redet, an welchem Er in Seiner Herrlichkeit kommen wird. Denn da sollen alle Menschen in zwei Classen und Ordnungen gestellet – und, ob sie gleich hier auf Erden unter einander gelebet und gewandelt, wie Schafe und Böcke von einander geschieden werden.
Hier auf Erden haben die Ungerechten und Gottlosen gern den Vorzug gehabt – und die Frommen aller Orten verachtet und verfolget. Dort aber wird der HErr Jesus diese zuerst anreden – und sie auf das allerfreundlichste zu Sich einladen, daß sie das Reich ererben, so ihnen vom Anbeginn der Welt bereitet ist. Auch wird Er die Werke ihrer Liebe, die sie im Glauben an Ihn gethan, wenn sie die Hungrigen gespeiset, die Durstigen getränket, die Fremden beherberget, die Nackenden bekleidet, die Kranken und Gefangenen besucht, diese Werke der Liebe wird Er vor allen heiligen Engeln und Auserwählten rühmen, als wenn sie Ihm selbst an Seiner Person geschehen wären.
Hingegen werden die Gottlosen und Ungerechten von Seinem Angesicht hinweg in die Hölle gewiesen und verstoßen werden, weil sie aus Unglauben, da nämlich Jesus nicht sichtbarlich zu ihnen gekommen, Seinen dürftigen Brüdern und Schwestern keine Liebe und Gutthat bewiesen, auch ihre Hoffnung und Vertrauen mehr auf das Zeitliche und Irdische, als auf das Himmlische und Ewige gestellet haben.
Denn was man in dieser Welt dem armen, dürftigen Nebenmenschen gutes oder böses thut, (das ist aber auch böse, wenn man sie aus Geiz hilflos lasset), das will der HErr Jesus achten und rechnen, als ob Er’s selbst empfangen hätte, und im übrigen ohne Zweifel die noch weniger ungestraft lassen, welche aus Ungerechtigkeit und Bosheit dem Nächsten Gewalt und Herzeleid zugefüget haben.
Wer Ohren hat, zu hören, der höre, was Christus sagt, und führe sein Leben so mit Beweisung des Glaubens in der Liebe, daß er an jenem Tag bei Christo Barmherzigkeit finde.
Amen.
Quelle:
O Ewigkeit, du machst mir bang!
O ewig, ewig ist zu lang!
Hier gilt fürwahr kein Scherzen!
D’rum wenn ich diese lange Nacht,
zusamt der großen Pein betracht‘,
erschreck‘ ich recht von Herzen.
Nichts ist zu finden weit und breit
so schrecklich, als die Ewigkeit.
Wach auf, o Mensch, von Sündenschlaf,
ermuntre dich, verlornes Schaf,
und bess’re bald dein Leben!
Wach auf, es ist sehr hohe Zeit,
es kommt heran die Ewigkeit,
dir deinen Lohn zu geben.
Vielleicht ist heut’ der letzte Tag;
wer weiß, wie man noch sterben mag?
Wenn mir meine Sünde will
machen heiß die Hölle,
Jesu, mein Gewissen still’,
dich ins Mittel stelle!
Dich und deine Passion
laß mich gläubig fassen;
liebet mich sein lieber Sohn,
wie kann Gott mich hassen?
Liedverse:
Johann von Rist (Ewigkeit, du Donnerwort)
Sigmund von Birken (Jesu, deine Passion)
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