Römer 10, 13 (Roos)

Denn „wer den Namen des HERRN wird anrufen, soll selig werden.“
(Römer 10, 13)

Paulus hatte Röm. 9 sehr freimütig gelehrt, wie es bei der Erlangung der Seligkeit nicht auf des Menschen Abstammung und natürliche Bemühung, und noch weniger auf ein Verdienst der Werke, sondern lediglich auf Gottes Gnade und Gnadenwahl ankomme, und hatte solches durch die Beispiele Isaaks und Ismaels, Jakobs und Esau’s, und der zu seiner Zeit lebenden Juden und Heiden erläutert. Damit niemand diese reine und tröstliche Lehre zur Faulheit oder zur Verzweiflung mißbrauchen möchte, redet er Röm. 10. wieder sehr herunterlassend vom Weg zur Seligkeit, und sagt, man solle nur auf die göttlichen Gnadenmittel sehen, durch welche Gott Seine Gnade zum Seligwerden allen Menschen anbiete, und es komme nur darauf an, daß man diese Gnadenwahl recht anwende.

Das Wort, sagt er, ist dir nahe in deinem Munde, um es zu bekennen, und in deinem Herzen, um es zu glauben (Röm. 10, 8f); wer es aber glaube, oder wer nach demselben an Christum glaube und Ihn bekenne, werde gerecht und selig. Hierauf redet er von der Anrufung Gottes, und verbindet auch mit dieser das Seligwerden. Es ist, spricht er, Ein HErr aller Menschen und aller Gattungen der Menschen, und dieser HErr ist reich über Alle, die Ihn anrufen. Vorausgesetzt also, daß Er gütig sei, und Sich gern Seiner Geschöpfe erbarme, so vergewissert uns Sein Reichtum, daß Er denen, die Ihn anrufen, gern Vieles gebe und genug gebe, und daß Er ihnen auch die Seligkeit gebe, wenn sie Ihn darum bitten.

Er braucht hernach die Worte des Propheten Joel (Joel 3, 5): Wer den Namen des HErrn anrufen wird, soll selig werden. Du also, der du selig werden willst, rufe den Namen des HErrn ohne Bedenken, ohne Furcht und Zweifel an; Sein Geist wird dir dabei beistehen; es wird dir gelingen; du wirst selig werden. Hierauf bringt Paulus, um alle Zweifel abzuschneiden, die Fragen vor (Röm. 10, 14): Wie sollen sie aber anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Hierauf antwortet er V. 18: Haben sie es nicht gehört? Hat also der HErr nicht Prediger gesandt? Zwar es ist in alle Lande ausgegangen ihr Schall, und in alle Welt ihre Worte: folglich, will er sagen, könnten die Menschen durch die Kraft der gehörten Worte überall glauben, anrufen, und selig werden. So gewiß es also ist, daß mich Gott Sein Wort hören läßt, so gewiß ist es auch, daß Er mir erlaubt, ja befiehlt, Seinen Namen anzurufen, und daß Er mir die Seligkeit gönnt, die ich durch diese Anrufung erlangen soll.

Es liegt nicht an Jemands Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen (Röm. 9, 16); dieses Erbarmen Gottes gibt mir das Wort, wodurch ich Sein gläubiger Anbeter und ein Erbe der Seligkeit werden kann. Er sagt: Wem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig (Röm. 9, 16). Er ist aber demjenigen gnädig, der Sein Wort annimmt und Seinen Namen anruft.

Gelobt sei der HErr für Seine Güte, welche kein menschliches Verdienst, sondern nur Glauben und das gläubige Anrufen Seines Namens erfordert, und dazu durch Sein Wort erweckt und tüchtig macht.

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle:

Querverweise

Und es soll geschehen, wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, auch bei den andern übrigen, die der HERR berufen wird. (Joel 3, 5)

Und soll geschehen, wer den Namen des HERRN anrufen wird, der soll selig werden. (Apostelgeschichte 2, 21)

Denn so man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und so man mit dem Munde bekennt, so wird man selig. (Römer 10, 10)


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Diese Schriftstelle ist der Tagesvers vom 30. September 2024

Eingestellt am 30. September 2024