O wie leicht und ohne Mühen
Weiß die Liebe zu erziehen,
Fern von allem finstren Dräu’n
Beuget sie den harten Willen,
Alles freudig zu erfüllen,
Auch das Schwerste nicht zu scheu’n.
Ja, sie macht unüberwindlich
Und dabei doch fromm und kindlich,
Glaubensvoll und zweifellos,
Mit ihr wirkt man ohne Sorgen,
Fühlt sich selbst im Leid geborgen,
Wie ein Kind im Mutterschoß.
O die Liebe weiß zu lehren,
Anzutreiben, abzuwehren,
Wie es Niemand sonst vermag,
Weiß dem Schwachen Kraft zu geben,
Dem Erstorb’nen neues Leben,
Hält den matten Müden wach.
O wie fühlt man sich so selig,
Wenn verborgen und allmählig,
Sie uns anzieht und erzieht,
Bis sie aus des Lebens Wogen
Ganz uns zu sich hingezogen,
Und mit uns zum Himmel flieht.
Autor: Philipp Spitta (1801-1859)
Quelle:
Karl Johann Philipp Spitta: Nachgelassene geistliche Lieder, Leipzig 1861, Digitalisat