C. G. Pregizer war ein württembergischer pietistischer Theologe. Er war der Gründer der nach ihm benannten, noch heute existierenden Gemeinschaft der „Pregizer“ (ursprünglich „Pregizerianer“ genannt).
Leben
Pregizer stammt aus einer alten württembergischen Akademikerfamilie. Er wurde am 18. März 1751 als drittes von sechs Kindern des Regierungsratssekretärs Johann Philipp Pregizer (1713-1763) und dessen Ehefrau Anna Elisabetha, geb. Düring, in Stuttgart geboren. Sein Großvater Johann Ulrich Pregizer IV. (1673–1730) war Pfarrer und Diakon, u. a. in Nürtingen; sein Urgroßvater Johann Ulrich Pregizer III. (1646–1708) Professor für Geschichte und Staatsrecht an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Er besuchte das Gymnasium in Stuttgart (heutiges Eberhard-Ludwigs-Gymnasium) und danach, während der Jahre 1764 bis 1768, die niederen evangelisch-theologischen Seminare in Denkendorf und in Maulbronn. Im Anschluß daran begann Pregizer das Studium der Theologie in Tübingen, welches er im Jahre 1773 abschloß.
In Tübingen nahm er an der pietistischen Stunde, „Pia“ genannt, teil. Er erlebte in dieser Zeit eine tiefgreifende Erweckung, von der biographisch wie folgt berichtet wird [3]:
»Als Student in Tübingen kam er einmal während der Beichte neben zwei wackere, fromme Theologen zu stehen. Plötzlich durchzuckte ihn der Gedanke: „Diese kann die Absolution wohl angehen, aber dich nicht!“. Von da an wich die Ruhe aus seiner Seele, und er kam in einen harten Bußkampf. Etwa zwei Jahre lebte er darin in solcher Strenge gegen sich selbst, daß seine Körperkraft ganz dahinschwand. Als er Vikar wurde, kam wieder einige Heiterkeit in seine Seele. Er ließ nun mit seiner übertriebenen Strenge nach und wirkte mit Kraft und im Segen in Besigheim und Fichtenberg«.
Nach den Vikariaten in Gaildorf und Fichtenberg nahm er eine Tätigkeit als Lehrer an der Lateinschule in Besigheim auf, die bis 1779 andauerte. In der nachfolgenden Zeit als Schloßprediger in Tübingen (1779-83) zog er durch seine »feurigen« Erweckungspredigten viele Zuhörer an. Seine theologische Entwicklung wurde in dieser Zeit maßgeblich von Friedrich Christoph Oetinger (1702-1782) beeinflußt, für den er auch als „Sekretär“ tätig war.
Von 1778 amtierte er zwölf Jahre lang als Pfarrer in Grafenberg bei Nürtingen, wo er einen harten Boden zu bearbeiten hatte. Während dieser Zeit beschäftigte er sich (wie Oetinger) intensiv mit dem Mystiker und Theosophen Jakob Böhme.
Im Jahre 1795 trat Pregizer seine letzte Stellung an: Er wurde Stadtpfarrer in Haiterbach bei Nagold. Dort erwarb er sich den Ruf eines originellen Predigers und Seelsorgers, der sich besonders den bereits bestehenden Privatversammlungen („Stunden“ genannt) widmete. Während der Amtszeit Pregizers stieg die Zahl der Privatversammlungen sprunghaft an, und aus vielen anderen Orten kamen Menschen nach Haiterbach, um ihn predigen zu hören.
Wegen der einseitigen Auslegung von Luthers Rechtfertigungslehre mußte sich Christian Gottlob Pregizer 1807 vor dem Stuttgarter Konsistorium verantworten. Er erhielt einige Auflagen wie Reisebeschränkungen und Kontrolle der Predigten, aber es unterblieben – anders als bei seinem Mentor Fr. Chr. Oetinger – weitergehende Disziplinarmaßnahmen gegen ihn.
Im Alter ging es für Christoph Gottlob Pregizer noch durch viel Leiden und Kampf. Er erlitt einen Schalganfall und verbrachte seine letzten Jahre mit nur wenigen Freunden. Am 30. Oktober 1824 durfte er heimgehen.
Pregizerianer
Aus den Versammlungen in Haiterbach entwickelte sich eine in mehreren Gebieten Württembergs verbreitete Gemeinschaft, die als „Pregizerianer“ bezeichnet werden. Allerdings ist unklar, welchen Anteil der Namensgeber Christian Gottlob Pregizer an der Entstehung dieser Gruppierung hatte; eine direkte Initiative Pregizers zur Begründung einer nach ihm benannten Bewegung läßt sich nicht eindeutig nachweisen.
Diese Gemeinschaft besteht etwa 180 Jahre später aus rund 70 örtlichen Gruppen mit rund 1000 Mitgliedern, überwiegend im Schwarzwald, im Remstal, bei Tübingen und in Vaihingen an der Enz. Sie ist organisatorisch unabhängig, hat sich nicht dem evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband angeschlossen und versteht sich heute als „unabhängige brüderliche Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche zum Zweck der geistlichen Erbauung“.
Literatur
- Theodor Schott: Pregizer, Christian Gottlob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 548f. [online-Version]
- Gotthold Müller: Christian Gottlob Pregizer (1751 – 1824) – Biographie und Nachlass. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1962.
- Gotthold Müller: Christian Gottlob Pregizer (1751 – 1824) – Sein Leben und seine Schriften. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1962 (Erw. Diss.).
- Walter Krohmer: Glaubensväter der Kirche: originelle Württemberger im Talar. Schweickhardt, Lahr-Dinglingen 1987. ISBN 3-501-00364-1
- Werner Raupp: Pregizer, Christian Gottlob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 684f. (Digitalisat).
- Werner Raupp: PREGIZER, Christian Gottlob. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 917–923. (Qu.,WW, Lit.) [Archivfassung vom 10. Februar 1999 im Web Archive]
- Werner Raupp: Die Pregizer Gemeinschaft, in: Werner Raupp (Hrsg.): Gelebter Glaube. Erfahrungen und Lebenszeugnisse aus unserem Land. Ein Lesebuch, Metzingen (Württ.) 1993, S. 198–205, 390 (Einleitung, Quellentexte, Lit.).
- Eberhard Fritz: Christian Gottlob Pregizer und die ‚Pregizerianer‘. Zur Genese einer pietistischen Gruppierung im frühen 19. Jahrhundert. In: Norbert Haag, Siegfried Hermle, Sabine Holtz, Jörg Thierfelder (Hrsg.): Tradition und Fortschritt. Württembergische Kirchengeschichte im Wandel. Festschrift für Hermann Ehmer zum 65. Geburtstag. (Epfendorf / Neckar:) bibliotheca academica Verlag (2008) (Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte. Hrsg. von Martin Brecht und Hermann Ehmer, Bd. 20), S. 239–268. ISBN 978-3-928471-69-5
- Die Pregizer-Gemeinschaft in Vergangenheit u. Gegenwart (1978)
Quellen
[1] Seite „Christian Gottlob Pregizer“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. September 2020, 00:53 UTC (Abgerufen: 26. September 2020, 20:38 UTC)
[2] Werner Raupp, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Band VII (1994), Spalten 917-923, mit umfangreichem Literaturverzeichnis [Archivfassung vom 10. Februar 1999 im Web Archive]
[3] Altpietistischer Gemeinschaftsverband Stuttgart=S. (Hrsg.): Vätersegen. Zeugnisse aus Predigten und Schrift-Erläuterungen unserer Väter, S. 482-484 (Stuttgart 1951).
[4] Pfeil, Friedrich: Christian Gottlob Pregizer und die Gemeinschaft der Pregizerianer. Diss., Heidelberg 1938.
[5] Werner Raupp: „Pregizer, Christian Gottlob“ in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 684 f. [Online-Version des Eintrags]
[6] Koch, Eduard: Kirchenlied I.
[7] Die Gemeinschaften und Sekten Württembergs. Von Dr. Christian Palmer, weil. Professor an der Universität Tübingen. Aus dessen Nachlaß herausgegeben von Prof. Dr. Jetter. Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung, Tübingen 1877. [Digitalisat]
Werke von C. G. Pregizer
Glaubens- und Hoffnungsbekenntnis, 1816 (1827; Urschrift: Mein in der heiligen Schrift vestgegründetes Christliches Glaubensbekenntniß). Verfaßt 1808 anläßlich seiner Verteidigung vor dem Stuttgarter Konsistorium.