07. Januar

Du bereitest vor mir einen Tisch gegen meine Feinde.

(Psalm 23, 5)

In den Wegen des Herrn geht’s nicht immer gleich reichlich und auch nicht immer gleich knapp herum. Die lieben Jünger hatten wohl einmal Hunger, mussten auf die Frage: Kinder, habt ihr nichts zu essen? mit Nein antworten und Ähren ausraufen, um sich an den ausgeriebenen Körnern zu erquicken. Zuweilen hatten sie aber auch Wein und Braten auf ihrer Tafel, und einen schönen Saal, und eine Menge von Fischen, daß sie nicht damit
zu bleiben wußten. So geht’s noch im Geistlichen.

Leset die Psalmen, von wie verschiedenen Inhalts sie sind. Da weint und jammert der eine Psalm, und geht wie aus dem tiefsten Basston, dass man zweifeln sollte, ob er wohl je wieder heiter aussehen werde; da ringt er mit Gott und spricht sich selbst Mut zu, fleht und bettelt und ermahnt Gott zum Erwachen, als wäre er eingeschlafen, zum Aufstehen, als sitze er da müßig. Ein anderer Psalm rühmt und jauchzt, als ob alles überstanden sei, rühmt sich seiner Unschuld, Frömmigkeit und Gerechtigkeit, als wäre kein Fehl daran, daß man denken sollte, nie würde der darnieder liegen, so fest ist sein Berg gesetzt, durch des Herrn Wohlgefallen. Und dies ist die Geschichte des einzelnen Christen. Oft, eh‘ wir’s uns versehen, läßt er uns viel Gutes geschehen. Oft findet ein zerschlagenes Herz gleichsam mitten in der Einöde einen Lustgarten und wird auf die angenehmste Weise mit einem Trost überrascht, den solches noch fern glaubte.

Er kennt die rechten Freudenstunden,
Er weiß auch, wenn’s uns nützlich sei.

Aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)