Toyohiko Kagawa (1888-1960)

Kagawa Toyohiko (jap. 賀川 豊彦; * 10. Juli 1888 in Kōbe, Japan; † 23. April 1960) war ein japanischer christlicher Reformer, Pazifist, Autor und Gewerkschaftsaktivist. Kagawa befaßte sich lange Zeit mit Wegen, christliche Prinzipien in Gesellschafts- und Wirtschaftsordnungen einzubringen. Seine Berufung, den Armen zu helfen, führte ihn dahin, mit diesen zu leben. Er gründete Schulen, Krankenhäuser und Kirchen.

Toyohiko war der Sohn eines Kabinettsministers, Kronrates sowie Geschäftsmannes und dessen Geisha. Sein Vater schätzte ihn und machte ihn durch Adoption zu seinem gesetzmäßigen Sohn, so daß die „Hauptfrau“ von Kagawa senior (nach dessen und der Geisha Ableben) zu seiner  Stiefmutter wurde. Sie war ohne eigene Kinder geblieben und rächte den an ihr geschehenen Ehebruch an den illegitimen Kindern ihres verstorbenen Mannes, allen voran an Toyohiko. Seine Stiefmutter und deren Mutter quälten ihn mit Prügeln, Schelte, Einsperren im Dunkeln und weiteren Lieblosigkeiten.

Nach diesem kindlichen Martyrium kam er an eine Schule, an welcher er von zwei amerikanischen Missionaren der (Southern) Presbyterian Church, Drs. Harry W. Myers und Charles A. Logan, unterrichtet wurde, die ihn auch in ihre Häuser aufnahmen. So lernte Kagawa Englisch und wurde Christ, nachdem er eine Bibelklasse besucht hatte und deswegen von seiner noch verbliebenen Familie verstoßen worden war. Myers taufte ihn am 14. Februar 1904.

Von dieser Zeit berichtet Toyohito Kagama selbst:

„In meinem Unglück begann ich über Leben und Gott nachzudenken. Mein Englischlehrer, der Missionar, bat mich, einen Vers aus der Bibel auswendig zu lernen: Lukas 12, Vers 27 (Nehmet wahr der Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist als deren eine). Das war für mich eine Erleuchtung. Und da um diese Zeit mein Bruder starb, wurde ich zu noch tieferem Nachdenken veranlaßt. Ich ge­wann die Überzeugung, daß nur Christus mein Herz heilen könnte. Daher begann ich, an ihn zu glauben; aber meine Verwandten waren sehr gegen das Christentum, so daß ich meinen Glauben an einen persönlichen Gott nicht zu bekennen wagte. Ich kroch einfach in mein Bett, steckte meinen Kopf unter die Decke und betete zu Gott. Manchmal ging ich auf den Abort und betete. Ich sagte gewöhnlich: ,Herr, laß mich an dich glauben! Herr, laß mich ein Nachfolger Christi wer­den! Herr, laß mich ein sauberes Lehen führen!‘  – So betete ich über sechs Monate. Dann suchte ich Dr. Myers auf, den Missionar und Schwager meines englischen Bibellehrers Dr. Logan. Beide wohnten in demselben Haus. Dr. Myers sagte zu mir: ,Kagawa, glauben Sie an einen persönlichen Gott?‘ –  ,Ja‘, erwiderte ich. – ,Beten Sie?‘  -,Ja.‘,Wo beten Sie?‘ (Ich hatte nicht gewagt, zur Kirche zu gehen.) – Ich schwieg, denn ich betete gewöhnlich unter der Bett­decke. – ,Beten Sie wirklich?‘  fragte er mich wieder. – ,Ja, ja !‘ – ,Wie lange beten Sie schon?‘ – ,Seit mehr als sieben Monaten.‘ – ,Warum lassen Sie sich dann nicht taufen?‘ (Ich hatte die Bibelklasse über ein Jahr besucht, und darum hielt Dr. Myers es für an der Zeit, mich zu taufen.) – ,Weil meine Familie mich verstoßen würde, wenn ich mich taufen lasse; dann könnte ich nicht länger die Schule besuchen.‘,Dann sind Sie ein sehr ängstlicher Gesell!‘ – ,Was sagen Sie? Meinen Sie, ich sei ein Feigling?‘ -,Ja‘.,Gut! Wenn das so ist, will ich mich taufen lassen!‘ – Ich wünschte wirklich, gerade jetzt getauft zu werden; denn ein Japaner ist ein tapferer Gesell, und das Letzte, was er sich wünscht, ist der Vorwurf der Feigheit. Zwei Wochen später ging ich zum ersten Male zur Kirche und ließ mich taufen. Sofort begann ich in der Sonntagsschule zu helfen.“

1905 begann er sein Studium der Theologie. Er besuchte das Tokyo Presbyterian College und immatrikulierte sich später am Kōbe Theological Seminary. Während seines Studiums tat er sich schwer mit der großen Rolle, die die Seminaristen technischen Aspekten von Doktrinen beimaßen. Seine Überzeugung war, daß die Tat die Wahrheit christlicher Doktrinen darstelle, wie die Parabel vom Barmherzigen Samariter nahelegt.[1]

Von 1909 an lebte er als Pfarrer in einem Armenviertel seiner Heimatstadt Kōbe.[5]

Am 27. Mai 1913 heiratete er die gleichaltrige Haruko Shiba, die aus einer verarmten Kaufmannsfamilie stammte und Toyohiku in den Straßen Shinkawas predigend und missionierend erlebt hatte.

Toyohiku und seine Ehefrau Haru

Im Jahre 1914 bot sich ihm die Möglichkeit eines zwei­jährigen Studienaufenthaltes an der amerikanischen Universität Princeton, die er auch freudig wahrnahm. Er belegte die Fächer Soziologie und Wirtschaftswissenschaften, und nach seiner Rück­kehr war er zuversichtlich, seine Arbeit in den Slums Japans auf breitere Basis stellen zu können.

Ich sage meiner Seele, laß Lawinen hereinstürzen! Laß Orkane toben! Laß die Wirbelstürme all ihre Kraft zusammennehmen und wüten! Laß Erdbeben die Erde erschüttern und zerreißen! Ich fürchte keines von allen. Für mich bedeutet Leiden die allerhöchste Kunst.           (Toyohito Kagama)

Werke

  • Auflehnung und Opfer. Lebenskampf eines modernen Japaners. D. Gundert, Stuttgart 1928 (Originaltitel: Shisen o koete. Übersetzt von Wilhelm Gundert).
  • Ein Stück Granatapfel. Ostasien-Mission, Berlin 1933 (Originaltitel: Zakuro no Kataware. Übersetzt von Karl Weidinger).
  • Ein Weizenkorn. Basler Missionsbuchhandlung / Evangelische Missionsbuchhandlung, Basel / Stuttgart 1954 (Originaltitel: Hitotsubu no mugi. Übersetzt von Egon Hessel).

Literatur

  • Kagawa Toyohiko. 2005. Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 15. Dezember 2005 in der Encyclopædia Britannica Online.
  • BookRags Biography on Kagawa Toyohiko. BookRags. Abgerufen am 15. Dezember 2005 im World Wide Web.
  • Toyohiko Kagawa, Japanese Original. 2001. Christian History Institute. Abgerufen am 15. Dezember 2005.
  • Richard H. Drummond: A History of Christianity in Japan. Eerdmans, Grand Rapids 1971. (Drummond widmet einem Abschnitt seiner Geschichte Kagawas Wirken und Einfluss.)
  • William Axling: Kagawa. Quäker-Verlag, Bad Pyrmont 1939.
  • Carl Heinz Kurz: Toyohiko Kagawa – Der Samurai Jesu Christi – Band 18/19 aus der Sammlung Zeugen des gegenwärtigen Gottes„. Brunnen-Verlag, Giessen und Basel, 1962. [Digitalisat]
  • Unconquerable Kagawa. 1951. Reader’s Digest. S. 29–31.
  • Gerhard Rosenkranz: Flammendes Herz in Gottes Hand. Basler Missionsbuchhandlung, Basel. Evangelischer Missionsverlag, Stuttgart 1954.

Einzelnachweise

  1. William Axling: Kagawa. Harper and Brothers Publishers, New York und London 1946, Chapter 3, S. 28–41.
  2. Archivlink (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  3. Nobel Peace Prize Nomination Database
  4. Kagawa Toyohiko: Brotherhood Economics. Harper & Brothers, New York und London 1936.
  5. Kagawa Toyohiko im ökumenischen Heiligenlexikon
  6. Kabelitz, Norb. „Cross“ fertilization. (Memento des Originals vom 17. April 2010 im Internet Archive) Crossings Community.

Quellen:

Wikipedia (DE)

Carl Heinz Kurz: Toyohiko Kagawa – Der Samurai Jesu Christi

Kagawa, Toyohiko (1888-1960): Japanese evangelist and social movement leader. BU School of Theology, History of Missiology