Aber der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht, das immer heller leuchtet bis auf den vollen Tag. (Sprüche 4, 18)
Das ist ein guter Weg. Die Gerechten wandeln zwar im Glauben, und nicht im Schauen; wandeln durch ein finsteres Thal voll Irrwegen und Abwegen, steilen Klippen und tiefen Abgründen, wo der brüllende Löwe umhergeht und sucht, welchen er verschlinge, wo die Schlange zu ihren Füßen gleißet und zischet, wo die Mörder am Wege lauern, wo die verführerischen Irrlichter rechts und links sie umgaukeln; – aber doch, wenn auch umher die Nacht mit allen ihren Gefahren, Schauern und Schrecken sich lagert, der Pfad, den sie im Glauben wandeln, ist doch ein guter Weg. Er glänzet wie ein Licht, denn Gottes Wort ist die Leuchte für ihre Füße und das Licht auf ihrem Wege. Wenn auch die Stürme sie umheulen und die Regenströme sich über sie ergießen; das Licht ihres Pfades löschen sie nicht aus, es gehet fort und leuchtet bis auf den vollen Tag. So gehen sie auf diesem Pfade nicht gen Abend, sondern gen Morgen, nicht der Nacht, sondern dem Tage entgegen. Am Ende schauern sie wohl zusammen, es weht sie kalt und grausig an. Aber es ist nicht ein Schauer vor der kalten Nacht, sondern vor der kühlen, frischen Morgenluft der Ewigkeit, vor dem Anbruch des vollen schönen Tages. –
Sprüche Salom. 4, 19. heißt es dagegen:
„Der Gottlosen Weg aber ist wie Dunkel, und wissen nicht, wie sie fallen werden.“
Das ist ein böser Weg. Da gehen sie hier sicher und sorglos, als sei allenthalben Frieden und nirgends Gefahr, und sprechen: „Wir haben mit dem Tode einen Bund, und mit der Hölle einen Vertrag gemacht; wenn eine Flut dahergeht, wird sie uns nicht treffen, denn wir haben die Lügen zu unsrer Zuflucht, und Heuchelei zu unserm Schirm gemacht.“ (Jesaja 28, 15). Sie sehen und hören den brüllenden Löwen nicht, und achten der gleißenden Schlange nicht. Wo ein Irrlicht sich zeigt, dem laufen sie nach, in die Sümpfe und Moräste hinein. Sie haben kein göttlich Licht auf dunklem Wege, und ihre irdische Leuchte verlöscht, sobald ein Sturm sich aufmacht, und ein Regenstrom sie übereilt. Ihr Weg ist wie Dunkel, und wissen nicht, wie sie fallen werden, bis sie gefallen sind, und in der Tiefe liegen, da kein Herauskommen ist. Dann heißt es:
„Wir haben des rechten Weges gefehlt, und das Licht der Gerechtigkeit hat uns nicht geschienen, und die Sonne ist uns nicht aufgegangen. Wir haben eitel unrechte und schädliche Wege gegangen, und haben gewandelt wüste Umwege; aber des Herren Weg haben wir nicht gewußt. Was hilft uns nun die Pracht? Was bringt uns nun der Reichtum? Es ist alles dahin gefahren wie ein Schatten, und wie ein Geschrei, das vorüberfährt“ (Weisheit 5, 6-9). –
Das sind zwei Wege! Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz; prüfe mich, und erfahre, wie ich’s meine. Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege!
Übersicht Sprüche Salomos – Sprüche 4