Die Mormonen nennen sich selbst die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage„; englisch: The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. Diese Glaubensgemeinschaft, die seit 1838 besteht und heute etwa 16 Millionen Mitglieder hat, ist zumeist gemeint, wenn von Mormonen die Rede ist. Der Gründer dieser Sekte ist der 1805 in Windsor County im nordamerikanischen Staat Vermont geborene Joseph Smith Jr.
Der ursprüngliche Name der von Smith 1830 formell gegründeten mormonischen Kirche lautete „Church of Christ“ (Kirche Christi). Smith Jr. (Bild links) und seine Gefolgsleute betrachteten diese Gemeinschaft als Wiederherstellung der Kirche aus dem 1. Jahrhundert nach Christus [1]. Aus der „Church of Christ“ ging die heute noch bestehende „Community of Christ“ als heute noch bestehende Glaubensgemeinschaft des Mormonentums mit weltweit etwa 250.000 Mitgliedern hervor [2].
Entstehung des Mormonentums
Joseph Smith wuchs unter schwierigen Verhältnissen auf. Schon in seiner Jugend suchte er nach der einen, wahren Kirche. Als Fünfzehnjähriger lernte er durch Besuch von Evangelisationsversammlungen verschiedene Kirchengemeinschaften kennen. Die Unterschiede und Gegensätzlichkeiten der verschiedenen Kreise verwirrten ihn; er betete um Erkenntnis, welcher Gruppe er sich anschließen sollte.
Nach seiner eigenen Darstellung lautete die göttliche Antwort, sich keiner der bestehenden Kirchen anzuschließen. Öfters hatte er Visionen (für die er zunächst Unverständnis und Spott erntete), und schließlich
„sei ihm durch den „Engel Moroni“ bei einem Dorf im Staate New York ein Hügel bezeichnet worden, in dem er wichtige Urkunden finden könne. An bezeichneter Stelle habe er später in einer steinernen Truhe zahlreiche goldene Platten gefunden, von einem Propheten namens Mormon beschriftet mit ägyptischen Schriftzeichen: das »Buch Mormon“. Lesen und übersetzen konnte Smith das Buch jedoch nur durch eine „Prophetenbrille“, die dabei lag. Allein für Smith sei das Buch überhaupt sichtbar gewesen. Hinter einem Vorhang sitzend, diktierte Smith den Inhalt des Buches einem Schreiber in die Feder. Durch Spende eines reichen Bauern wurde der Druck ermöglicht; das „Buch Mormon“ konnte nun gelesen werden (im Umfang etwa der Hälfte des Alten Testaments der Bibel entsprechend). Das Buch erzählt die angebliche Geschichte der Ureinwohner Amerikas vom Turmbau zu Babel bis zum Jahre 424 n. Chr. — ein eigenartiges Phantasiegebilde. Dazu enthält es religiöse Anweisungen.“ [3, 11]
Die Platten habe er nach Weisung des Engels Moroni wieder zurückgeben müssen, sodaß heute keine schriftlichen Belege für das Buch Mormon existieren.
Smith hatte offensichtlich okkulte* Veranlagungen, denn er besaß die Fähigkeit, mithilfe eines „Sehersteins“ verborgene Schätze aufspüren zu können [4, 5, 9]. Um dies zu tun, steckte er einen „Seherstein“ in einen weißen Zylinder und erhielt dadurch die Anhaltspunkte, wo die Schätze verborgen sein sollten.
* Anm.: die okkulte Begabung der Geomantie
Im Laufe seines Lebens fasste Smith zudem 133 Offenbarungen in seinem mehrfach ergänzten und überarbeiteten Werk Lehre und Bündnisse zusammen. Darunter befinden sich Anordnungen über die Kirchenorganisation, vertiefende „Heilslehren“, zeitliche Anweisungen und weitere Lebensweisen wie Hinweise zur Mehrfachehe und Regelungen zur Taufe Verstorbener in Form lebender Stellvertreter, um (entgegen der biblischen Lehre) auch bereits Verstorbenen die Aufnahme in die Kirche und das Ewige Leben zu ermöglichen. Neben Ergänzungen zur Bibel, welche später in dem Schriftband Köstliche Perle herausgebracht wurden, erwarb Smith von einem Händler eine Sammlung altägyptischer Papyri und veröffentlichte das Buch Abraham, in dem weitere Lehren enthalten sind, die eine inspirierte Übersetzung der Papyri sein sollen (ebenfalls enthalten in dem Schriftband Köstliche Perle). Neben diese Kirchenschriften treten Aufzeichnungen von Lehrgesprächen und Vorträgen Smiths als eine weitere Grundlage der heutigen mormonischen Religionsgemeinschaften.
Das Gottesbild fast aller mormonischen Glaubensrichtungen ist antitrinitarisch. Gott, Jesus Christus und der Heilige Geist stehen als verschiedene Personen nebeneinander. Die Gläubigen nehmen eine Möglichkeit an, selbst über die Erlösung hinaus zu göttlicher Würde aufzusteigen, so wie „Gott einst ein Mensch“ gewesen sei. Kritiker werfen ihnen daher Polytheismus vor: „Die Mormonen verehren nur einen Gott, glauben aber, dass es neben diesem noch andere gibt, die wie er göttliche Erhöhung erlangt haben. Auch Gott selbst war einmal ein Mensch, der durch Lernen, Prüfung und Wachstum zu einem Gott herangereift ist“ [6].
Durch rege, bis heute andauernde Werbetätigkeit hat diese Sekte eine zunehmende Verbreitung gefunden. Bereits 1958 betrug die Zahl ihrer Anhänger über eineinhalb Millionen, davon dreiviertel in den Vereinigten Staaten (heute sind es, wie bereits erwähnt, über 16 Millionen). Auch in Europa hat die Sekte viele, wenn auch kleinere Gemeinden. Diese Werbeerfolge sind besonders erstaunlich,wenn man sich das seltsame Lehrgebäude der Sekte vor Augen führt.
Die Werber sind meinst gut geschulte junge Männer, die sich für 2 Jahre für Missionseinsätze, meist im Ausland, vollzeitlich verpflichten.
Beurteilung der Lehre aus christlich-biblischer Sicht
Die Lehre und Praxis der Mormonen trägt kaum noch christliche Züge. Das Lehrgebäude stellt vielmehr ein Sammelsurium von Elementen aus Heidentum, Christentum, Judentum und Islam dar. Aus mormonischer Sicht seien alle anderen christlichen Gemeinschaft von der wahren Lehre Christi abgefallen. Wort Gottes ist für diese Sondergemeinschaft neben der Bibel das „Buch Mormon“, ebenso wie alle weiteren „Offenbarungen“, die bis heute an die neuen „Apostel“ und „Propheten“ ergangen seien (vgl. Irvingianer). Diese Verfahrensweise widerspricht den biblischen Warnungen Gottes, vom Wort Gottes weder etwas wegzunehmen noch etwas dazuzutun, noch es zu verfälschen.
Das „Buch Mormon“ erzählt die frei erfundene Geschichte von den „Ureinwohnern Amerikas“, die um 600 vor Christus kurz vor der Zerstörung Jerusalems aus Israel per Schiff über den Pazifik nach Amerika ausgewandert sein sollen. Der Stammvater der Auswanderer mit Namen „Lehi“ soll zwei Söhne, „Nephi“ und „Laman“ gehabt haben. Während die Nachkommen Nephis, die Nephiten, gottesfürchtig blieben, fielen die Lamaniten vom Glauben ab und bekamen dafür von Gott als Strafe eine dunkle Hautfarbe. Der letzte Prophet ließ dann angeblich 421 nach Christus die goldenen Platten mit der Geschichte der beiden Volksstämme auf dem Hügel Cumorah vergraben [13].
Aus Sicht der christlichen Kirchen handelt es sich bei den Mormonen aufgrund der ganz erheblichen Lehrunterschiede und Zusätze nicht um eine christliche Konfession, sondern um eine eigenständige, neue Neuoffenbarungs-Religion, die viele der grundlegenden gemeinsamen Überzeugungen der christlichen Kirchen nicht teilt und deshalb als Sekte zu betrachten ist [3, 7, 11].
Die geistige Auseinandersetzung mit Mormonen-Missionaren führt in aller Regel nicht zu sinnvollen Ergebnissen, selbst wenn man die erheblichen Lehrdifferenzen fundiert anhand der Bibel belegt. Aus mormonischer Sicht kann die Bibel nur mit dem Vorverständnis des „Buches Mormon“ und sonstiger „mormonischer Erkenntnisse“ richtig verstanden werden.
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Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen.
Dann werden viele zu Fall kommen und werden sich untereinander verraten und sich untereinander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen.
(Die Bibel, Matthäus 24, Verse 3-5 und 10-11, Luther-Übers.)
Quellen und Literaturhinweise
[1] Wikipedia (DE): Kirche Christi (Mormonentum)
[2] Wikipedia (DE): Mormonentum
[3] Sieben Sekten – eine Warnung für evangelische Christen (Download möglich bei sermon-online.de)
[4] Richard Lyman Bushman: Joseph Smith: Rough Stone Rolling. Knopf, New York 2005, ISBN 1-4000-4270-4, S. 49–51 (englischsprachig).
[5] John L. Brooke: The Refiner’s Fire: The Making of Mormon Cosmology, 1644–1844. Cambridge University Press, Cambridge 1994, S. 152–153 (engl.)
[6] www.mormonismus-online.de: Der mormonische Polytheismus (im web archive)
[7] Die Mormonen aus christlicher Sicht (Hrsg.: Bistum Trier, Weltanschauungsfragen)
[8] Plock, Wilfried: Kurzinformation über die Mormonen (pdf-Format)
[9] SPIEGEL-online: Hier sehen Sie den Seherstein
[10] SPIEGEL-online: Ex-Mormone im Interview: „Wie am Fließband Tote taufen“
[11] Hutten, Kurt: Seher, Grübler, Enthusiasten. Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen, S. 433-470: Das Mormonentum (Quell Verlag Stuttgart, 13. Aufl. 1984) – ISBN 3-79188-2130-X
[12] Übersichtsartikel „Mormonen“ bei EZW Berlin (Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen)
[13] Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ („Mormonen“) – Informationstext der Ev.-luther. Mariengemeinde in der SELK, Berlin
Informationsbroschüren über den Mormonismus
Informationsflyer AG1027; „Mormonismus“. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Weltanschauungsfragen (AG Welt, dort Download des Flyers im pdf-Format möglich).
Fakten über die Mormonen
Von John Ankerberg und John Weldon
Ein kompakter Leitfaden über die „Heiligen der Letzten Tage“
Informationsbroschüre über Herkunft und Lehre der Mormonen mit Gegenüberstellung der biblischen Wahrheit [im pdf-Format]