Josua 9

Die List der Gibeoniter

Etwa 11 km nordwestlich von Jerusalem lag eine der größten kanaanitischen Städte, Gibeon, der Vorort von 4 verbündeten Heviterstädten (Gibeon, Kaphira, Beeroth und Kiriat Jearim). Dieser von Aeltesten regierte Freistaat entzog sich dem Königsbündnis. Da die Gibeoniter wußten, daß Israeliten kein Bündnis mit Kanaanitern eingehen, suchten sie ein solches mit List zu erlangen. Ihre Gesandten gaben vor, sie kämen von weiter Ferne, herbeigelockt durch den Ruf von den Machttaten Gottes  in Aegypten und im Ostjordanland, der bis zu ihnen gedrungen sei (wobei sie die die jüngsten Ereignisse, die Eroberung Jerichos und Ais, klüglich verschwiegen), zeigten zum Beweis ihr vertrocknetes Reisebrot und die geflickten  und zerrissenen Schläuche und Kleider, die sie mitgenommen hatten, und bewogen so die Fürsten und Josua zu dem eidlichen Versprechen, daß man sie leben lasse. Den Mund Jehovah’s hatte man nicht gefragt.

Als die Israeliten nach 3 Tagen in die 4 Städte kamen, wurde der Betrug entdeckt. Wütend forderte das Volk ihren Tod. Aber höher dachten Josua und die Fürsten. Hatten auch die Gibeoniten kein Recht, die Beobachtung eines Eids zu verlangen, dessen Voraussetzungen Lug und Trug waren, so glaubten doch die Führer des Volkes bei ihrer Ehrfurcht vor der Heiligkeit des Schwurs, die Treue auch gegen dieses eidliche Gelöbnis dem Namen ihres Gottes und ihrer eigenen Ehre schuldig zu sein. So  machten sie die Gibeoniten zu Tempelsklaven. Aus ihnen und den Kriegsgefangenen, welche David (Esra 8, 20), Usia (2. Chronik 26, 7 vgl. Esra 2, 50,  1. Mose 25, 15) und andere Könige machten, bestanden später die  N e t h i n i m,  welche am Heiligtum als Leibeigene (Holzhauer und Wasserträger) dienten, aber zu weltlichen Diensten nicht verwendet werden durften.

Später wird im Alten Testament berichtet, daß König Saul sie auszurotten versuchte. Als Sühne dafür forderten sie von David die Auslieferung von sieben Nachkommen Sauls, die sie dann hinrichteten (2. Samuel 21, 1-14).


Karte: Claude Valette, Liz. CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons (Vermutete Lage Gibeons auf der Route von Schoschenks Feldzug in Kanaan)

Eingestellt am 11. September 2021